Unsere beiden Jungtalente Amina Sherif und Jan Hobusch haben als »Helden des Tages« der III. Mannschaft einen 4½:3½-Zittersieg gegen die nur mit sechs Spielern angetretenen Gastgeber der SF Heinsberg beschert und damit einen Fehlstart in die Regionalliga-Saison verhindert. Während Jan trotz Erkrankung noch kurzfristig einsprang und einen ganz wichtigen vollen Zähler erzielte, sicherte Amina nach einer zuvor exzellenten Positionspartie mit einem Remis in der hektischen Finishphase in der letzten Spielminute den Sieg noch ab.
Mannschaftsführer Oliver Kniest hatte sich am Sonntag Morgen bereits damit abgefunden, dass nach einer Flut von acht (!!) Absagen aus dem Stammkader und der entsprechenden Personalnot aufgrund der gleichzeitig spielenden Vierten der erste Kampf in Heinsberg nur mit 7 Spielern bestritten werden musste. Denn Jan Hobusch lag seit Donnerstag mit einem grippalen Infekt flach und hatte auch seinen 18. Geburtstag am Samstag von Fieber begleitet ausschließlich im Bett verbracht. Doch eine halbe Stunde vor der Abreise nach Heinsberg meldete sich Jan als spielfähig, was im Turniersaal zwar für regelmäßige Husten- und Niesgeräusche sorgte, uns dafür aber eine unerwartete 2:0-Führung bescherte.
Denn die Gastgeber hatten noch größere Personalprobleme als wir und mussten gleich zwei Bretter freilassen, so dass Andreas Peschel und Oliver Kniest zu kampflosen Zähler kamen. Wer nun einen relativ sicheren Kampf erwartet hatte, lag falsch: zwar trennte sich Anton Hannewald mit Schwarz in einem symmetrischen g3-Grünfeld-Inder nach ausgeglichenem Partieverlauf letztlich leistungsgerecht Remis, doch bereits nach etwas über drei Stunden deutete sich an, dass der Kampf sehr eng werden würde.
Ralph Blasek hatte gewohnt unternehmungslustig den hyper-beschleunigten Drachen mit 2… g6 seines Gegners mit 3. h4 attackiert, kam aber bei seinen Angriffsbemühungen irgendwann vom rechten Weg ab. In einer Stellung mit bereits zwei hängenden Figuren versuchte er die gegnerische Dame zu fangen, was mißlang, so dass unausweichliche Materialverluste den Anschlusstreffer für Heinsberg bedeuteten. Zudem stand Kevin Zolfagarian im Prestigeduell gegen NRW-Jugendmeister und den Heinsberger Sportler des Jahres, Mark Meyers, auf Verlust, nachdem ihm als Schwarzer in einem aus einer Reti-Eröffnung entstandenen Blumengeld-Gambit mit vertauschten Farben aufgrund eines Rechenfehlers eine Figur für nur zwei Bauern abhanden gekommen war.
Ralf Hubert hatte sich gegen die holländische Verteidigung seines Gegners ein strategisch sehr vorteilhaftes Leichtfigurenendspiel erarbeitet, machte aber alle seine Mühen dadurch zunichte, dass er beim Übergang in das Endspiel einen Bauern einstellte, so dass er nur ein Remis erreichen konnte. Insofern war es äußerst wichtig, dass Jan Hobusch, nachdem sein frühes Remis-Angebot abgelehnt worden war, in einer typischen positionellen Caro-Kann-Partie ein Turmendspiel erreicht hatte, indem sein Springer deutlich besser als der gegnerische Läufer war. So gewann er schließlich einen Bauern und konnte nach einem taktischen Versehen seines Kontrahenten mit einem Qualitätsgewinn die wichtige 4:2-Führung sicherstellen.
Kevins Gegner hatte zwar noch einige technische Probleme, das Endspiel mit Springer und zwei Bauern gegen vier Bauern am gleichen Flügel zu gewinnen, sorgte aber schließlich nach über 5 Stunden für das 3:4. Nun verblieb nur noch die Partie von Amina Sherif, die gegen den bekannten Jugendwart, -spielleiter und -trainer Wolfgang de Cauter eine spanische Positionsmusterpartie zum Thema Dominierung gespielt hatte, was trotz bereits reduziertem Material aufgrund der immensen Unterschiede in der Beweglichkeit der Figuren zu klaren positionellen Vorteilen für sie führte. Doch in der letzten halben Spielstunde kamen bei einem knappen Spielstand und der ersten Regionalliga-Partie für Amina überhaupt langsam andere außerschachliche Aspekte zum Tragen.
So eröffnete sie ihrem Gegner ein wenig Gegenspiel, da sie sich bei einer vermeintlich zu entscheidendem Figurengewinn führenden Variante verrechnet hatte. Das Zeitpolster schmolz und sie geriet in den letzten 10 Spielminuten erstmalig in Zeitnachteil. Letztlich behielt sie aber klaren Kopf und konnte in ein Endspiel mit Turm und Läufer gegen Turm und 2 verbundene Bauern abwickeln, bei dem de Cauter das Remis zum 4½:3½-Endstand bei jeweils noch ca. einer Minute Bedenkzeit nicht mehr ausschlagen konnte, als einer seiner Bauern verloren ging.
Somit hatte der Kampf zwar viele Nerven gekostet, unsere Youngster sorgten aber als Matchwinner für den wichtigen ersten Sieg und konnten mit diesem positiven Erlebnis der jeweils am Montag anstehenden LK-Klausur mit Zuversicht entgegen sehen.