Bei der zweiten Vertretung der Schachfreunde Remscheid trat heute die VI. Mannschaft an. Und zunächst schien das Glück auf Seite der Schachgesellschaft zu sein. Am 6. Brett kam Jürgen Grastat zu einem kampflosen vollen Punkt. Ein frühes Remis ausgangs der Eröffnung von Philipp Müller am 8. Brett in einer italienischen Partie schraubte den Score genauso um einen halben Zähler nach oben wie das Remis am 7. Brett von Gerd Nießen, der ein Vierspringerspiel mit anschließender italienischer Struktur stets ausgeglichen abwickelte.
Zu Beginn der dritten Stunde liefen noch fünf Partien. Am 2. Brett hatte Youngster Philipp Nguyen einen Bauern und die Qualität im Sizilianer mit c3 gewonnen, dafür aber ein sehr luftige Struktur und keine Chance mehr auf die Rochade. Gelänge es ihm, die Türme zu verbinden, sollte das Spiel ein voller Punkt werden. Am 3. Brett hatte Herbert Scheidt gegen einen Slawen eine harmonische Eröffnung gespielt, genauso wie am Spitzenbrett Jan Berents im indischen System. Valentino Usein am 4. Brett hatte im Reti-System seine schwarzen Figuren fast alle im Königsviertel konzentriert und hoffte auf Dynamik seiner Figuren-Armee. Im Damengambit wirkte am 5. Brett die Stellung von Markus Schwedler recht gedrückt, aber spielbar.
In der dritten Stunde kamen dann aber die Nackenschläge. Zunächst ließ sich Philipp Nguyen einzügig von einem Läufer auf dem klassischen Feld f7 matt setzen. Keine Viertelstunde später passierte Markus Schwedler dies ebenfalls – mit dem Unterschied, einen Halbzug vorher aufgeben zu können. Plötzlich lag Remscheid 3:2 vorne. Herbert Scheidt hatte da aber im Mittelspiel einen Bauern eingestellt und der schwarze Königsbauer entwickelte sich zum Riesen, wechselte später auf die Damen-Linie und marschierte Richtung Umwandlungsfeld. Viel Arbeit für den Teamchef des Bundesligateams wartete jetzt am Brett. Die hatte auch Jan Berents. Denn mit 30 Minuten Restzeit und erst 15 gespielten Zügen drohte eine Zeitnotschlacht. Zunächst gewann aber Valentino zwei Bauern und seine verbundenen Türme beherrschten Brett und Gegner bis zu dessen Aufgabe.
Mit 3:3 ging es in die Zeitkontrolle. Leider verlor Jan hier etwas den Überblick und verdarb seine Stellung mit vier gegen einen Bauern und jeweils einer Dame auf dem Brett. Jan suchte ein Dauerschach, stets auf Herberts Brett schielend. Dieser verdarb seine Stellung jedoch mit einem falschen Königszug, der ein entscheidendes Tempo kosten sollte. Es kam, was nun kommen musste: Zu Beginn der sechsten Stunde stellte Jan alle Versuche ein und gab auf. Herbert tauschte alles ab und hatte ein Endspiel mit zwei Bauern gegen die schwarze Dame. Einen Bauern brachte er bis auf die siebte Reihe, scheiterte aber schließlich am berühmten Motiv, wandelt sich der Bauer in eine neue Dame, setzt die gegnerische unmittelbar matt. Das Züge zuvor verlorene Tempo, das hätte Herbert jetzt gebraucht. So gewann Remscheid verdient mit 5:3.
Philipp Müller