Mit einer hervorragenden Leistung kam unsere II. Mannschaft zu einem unerwarteten, aber selbst in dieser Höhe verdienten 5½:2½-Erfolg gegen die Schachfreunde Schöneck, die nach einem exzellenten Saisonstart als Tabellenführer in die Klingenstadt gereist waren. Die Garanten des Sieges im Rahmen einer absolut geschlossenen Mannschaftsleistung waren Jan Hobusch, Nikolaj Krieg und Daniel Schlecht, die ihre Partien gewinnen konnten. Nach diesem Erfolg hat die Zweite mit 4:2 Zählern durchaus Chancen auf den Klassenerhalt.
Die Gäste aus Hessen gehörten vor der Saison zu den wenigen Teams, mit denen wir nominell in der exzellent besetzten 2. Bundesliga West mithalten konnten. Doch sie starteten mit Siegen gegen den Godesberger SK sowie Turm Emsdetten II exzellent in die Saison und gingen somit voller Selbstvertrauen in den dritten Kampf. Dabei konnten sie auf eine starke Aufstellung mit 1 GM und 3 IM zurückgreifen und waren insgesamt leicht favorisiert. Lediglich an den hinteren drei Brettern besaßen wir kleine nominelle Vorteile, so dass hier unsere Hoffnungen lagen.
Wunschgemäß konnten wir tatsächlich nach knapp drei Stunden Spielzeit am achten Brett die Führung verbuchen, die allerdings etwas kurios zustande kam. Jan Hobusch gelang gegen Claus Meyer-Cording (2081) eine absolute Musterpartie im Londoner System, in der er seinen Königsangriff mit einem hübschen Damenopfer abschloss, das zum forcierten Matt mit zwei Türmen führte. Beim Ausführen dieser Mattführung verwechselte er jedoch die Züge, wonach der schwarze König sich hätte retten können und Jan ein harter Kampf um das Remis bevorgestanden hätte. Stattdessen erlag Jan’s Gegner derselben Schachblindheit wie dieser und gab die Partie auf, was für uns die glückliche – wenn auch mit Blick auf den vorherigen Partieverlauf absolut verdiente – Führung bedeutete.
Auch über das Remis von Michael Berg am siebten Brett brauchten wir uns nicht zu beschweren. Mit den schwarzen Steinen war er gegen Kay-Christian Meyer (2142) in einem Trompowsky-Angriff in eine passive Position geraten und musste einen Bauern geben, um sich zu befreien. In der Folge verteidigte er sich jedoch sehr umsichtig und erlangte bei reduziertem Material so viel Gegenspiel, dass sein Kontrahent vor der Zeitkontrolle ins Remis einwilligte. Eine weitere Punkteteilung gab es in der Partie von Markus Schäfer gegen den sehr ambitionierten IM Hagen Poetsch (2498). In einem Najdorf-Sizilianer mit 6. Le3 Sg4 behielt Markus mit den weißen Steinen stets leichten positionellen Druck, den Poetsch kurz vor der Zeitkontrolle durch exaktes Spiel neutralisieren konnte, so dass die Partie leistungsgerecht in eine dreimalige Stellungswiederholung mündete.
Fast parallel fiel dann die Vorentscheidung zu unseren Gunsten: FM Thomas Heinatz (2349) hatte in einem weiteren Najdorf-Sizilianer die Scheveninger Struktur von Nikolaj Krieg hartnäckig attackiert und dabei sehr viel Bedenkzeit investiert. Doch Niko bewies wieder einmal die Resistenz der Igel-Struktur und konterte seinen Gegner in dessen Zeitnot mustergültig aus, so dass dieser enttäuscht aufgeben musste. Unser Zwei-Punkte-Vorsprung blieb auch erhalten, nachdem sich Thomas Michalczak mit IM Sven Telljohann (2402) nach einer sehr interessanten Partie Remis getrennt hatte. Der frühere Münsteraner Teamkollege von Markus Schäfer konnte mit einer hypermodernen Verteidigung (1…g6, 3…a6) schnell vollwertiges Spiel erlangen, übersah dann jedoch einen hübschen taktischen Trick von Tom, durch den dieser Stelllungsvorteile erhielt. Nachdem er nicht optimal fortgesetzt hatte, kam es schließlich zu einem Endspiel, in dem die weiße Mehrqualität durch zwei verbundene schwarze Freibauern kompensiert wurde. Letztlich konnte keine Partei Fortschritte erzielen und das Unentschieden war das korrekte Ergebnis.
Nach etwa fünf Stunden wurde dann Jörg Wegerle für seine präzise Defensiv-Arbeit am Spitzenbrett mit einem halben Zähler belohnt. GM Jan Krejci (2532) stand mit Weiß in einer Damengambit-Abtauschvariante stets leicht besser, konnte die positionellen Vorteile jedoch nicht verdichten und musste dann in einem ausgeglichenen Springerendspiel seine Gewinnbemühungen endgültig einstellen. Der endgültige Siegtreffer zum 5:2 ging dann auf das Konto von Daniel Schlecht, der mit Schwarz gegen den extrem soliden IM Michal Konopka (2424) eine hervorragende Partie spielte. Dieser hatte gegen die slawische Verteidigung von Daniel nichts herausgeholt und dann etwas zweifelhaft einen Bauern geopfert, für den er keine hinreichende Kompensation nachweisen konnte. Aber er erreichte immerhin ein ungleichfarbiges Läuferendspiel mit den typischen latenten Remistendenzen. Doch Daniel zeigte hervorragende Technik und fuhr wie bereits vor drei Wochen in Wiesbaden im gleichen Endspieltyp seinen zweiten Sieg in Folge ein!
In Anbetracht dieser idealen Entwicklung der Ereignisse war es auch zu verkraften, dass Oliver Kniest seine zwischenzeitliche Gewinnstellung gegen FM Michael Stockmann (2215) trotz Mehrqualität und eines weit vorgerückten Freibauern auf der a-Linie nicht verwerten konnte. Stockmann verteidigte sich erfindungsreich und verdiente sich dadurch nach 93 Zügen schließlich durch ein Dauerschach seiner Dame noch einen halben Zähler, so dass der Endstand von 5½:2½ perfekt war.
Nach diesem tollen Saisonstart reist die Zweite nun am 07.12.2014 zum Mitaufsteiger Turm Emsdetten II, einem direkten Mitkonkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt.