Der zweite von drei Mannschaftskämpfen der VI. Mannschaft im November ging mit einem 5:3 gegen die Zweitvertretung der Schachfreunde aus Witzhelden recht ungefährdet über die Bühne. Vorne favorisiert und hinten etwas schwächer von der Papierform her ging es recht ausgeglichen mit leichtem Vorteil für die Solinger an die acht Bretter.
Am 1. Brett hatte Jan Berents die selten gespielte Sokolski-Eröffnung mit 1.b4 zu diskutieren. Am 2. Brett kämpfte Valentino Usein gegen den Benoni-Aufbau seines Gegners. Markus Schwedler am 3. Brett hatte ein recht klassisches Damenbauernspiel auf dem Brett und Jürgen Grastats entschied sich, gegen einen Franzosen mit der Abtausch-Variante zu spielen. Die gab es auch am 7. Brett für Gerd Nießen. Am 5. Brett schließlich nahm Reinhold Wygas das Damengambit an, Engelbert Kletzl bot italienisches Terrain an, sein Gegner mochte es lieber etwas unregelmäßiger. Den munteren Reigen der Eröffnungen vervollständigte ein Anti-Berliner im Spanier von Philipp Müller am 8. Brett.
Schon in der zweiten Spielstunde zeigte sich, dass bei logischem Aufbau leicht remisliche Stellungen entstehen können. So war zunächst im Abtausch-Franzosen von Gerd Nießen nichts mehr los – nicht ungewöhnlich für diesen Partie-Typ. Auch Markus Schwedler hatte alle Angriffsbemühungen neutralisiert, ebenso Jan Berents. So stand es früh 1½:½. Das eigentlich muntere Spiel an den anderen Brettern führte zu weiteren Punkteteilungen. Zunächst fand Philipp Müller den Weg nicht, einen Freibauern gewinnbringend einzusetzen. Valentino Usein entschied sich, keine Gewinnanstrengungen zu unternehmen, um die ausgeglichene Stellung nicht zu zerstören. Als schließlich auch Engelbert Kletzl nicht mehr als einen halben Punkt erzielen konnte, stand es 3:3.
Mit zwei laufenden Partien nach der Zeitkontrolle ging es dann auf die Zielgerade: Jürgen bewies, dass auch im Abtausch-Franzosen für die weißen Figuren etwas zu erben ist, wenn der Gegner nicht dynamisch auf Ausgleich drängt. Und so hatte er einen Freibauern bis auf die siebte Reihe vorgetrieben. Reinhold Wygas hatte die offene C-Linie besetzt und trieb im Mittelspiel seine Bauern nach vorne, musste aber stets auf Konter gefasst sein. Das wirkte alles sehr ausgeglichen, und es sah eher nach einem 4:4 aus. Denn Jürgen verspielte zunächst seinen Vorteil und Reinhold war noch nicht damit fertig, „eine Mühle auszubauen“, wie er seine Stellung interpretierte – dazu hatte er eine Figur ins Geschäft gesteckt, um drei Mehrbauern zu erlangen. Schließlich half ihm der Gegner und ließ einzügig einen Turm stehen.
Nun hing das Endergebnis von Jürgens Leistung ab. Und das ging bei immer weiter reduziertem Material bis zum 96. Zug! Am Ende gab Jürgens weißer Bauer bei jeweils Turm und König den Ausschlag, da es Jürgens Gegner nicht gelang, seinen König gegen den Bauern auf der g-Linie in Opposition zu bringen. Mit dem 5:3 ist die Enttäuschung über die Niederlage gegen Remscheid erst einmal überwunden. Am letzten Wochenende geht es dann zu Solingen 28 II, und die VI. kann sich dort mit einem guten Ergebnis zumindest im Mittelfeld der Tabelle etablieren.
Philipp Müller