Nach bereits sechs Meistertiteln im Schachbezirk Bergisch-Land und einigen ersten Plätzen bei den Meisterschaften in seiner Heimatstadt Remscheid konnte Joachim Görke im Jahre 2014 erstmals auch den Turniersieg bei der Solinger Stadtmeisterschaft erringen. In der Schlussrunde besiegte er in einer dramatischen Partie Peter Große-Hering und kam damit als einziger Spieler des Turniers auf 6 Punkte, während sich Oliver Kniest und Kevin Zolfagharian nach ihrem Remis mit jeweils 5½ Zählern und dem Silber- und Bronzerang zufrieden geben mussten.
Die Ausgangslage vor der Schlussrunde war klar gewesen: ein Trio an der Tabellenspitze ging punktgleich mit 5/6 in die letzte Runde, in der Joachim Görke die besten Karten hatte. Zum einen trafen Oliver Kniest und Kevin Zolfagharian direkt aufeinander, während Görke mit Weiß gegen Peter Große-Hering zumindest nominell die leichtere Aufgabe besaß. Zum anderen hatte Görke vor der Schlussrunde auch die klar beste Buchholz-Wertung, so dass er selbst im Falle von Punktgleichheit an der Spitze die größten Titelchancen besaß.
Der Rundenverlauf verbesserte seine Ausgangslage dann nochmals: Kniest konnte mit Weiß gegen die von seinem Mannschaftskollegen Zolfagharian gewählte Nebenvariante im angenommenen Damengambit mit Weiß keinen Vorteil erzielen und musste nach einem weiteren Rechenfehler im Mittelspiel bereits mit der Notbremse auf Ausgleich spielen, so dass die Partie schnell friedlich endete. Doch gerade jetzt begann das eigentliche Drama am zweiten Brett: der ohne Respekt aufspielende Große-Hering, der mit einem Sieg nun noch geteilter Erster werden konnte, opferte als Schwarzer in einer Pirc-Verteidigung im Mittelspiel eine Qualität und erhielt schnell mit seinem Läuferpaar hervorragende Initiative. Im weiteren Verlauf besaß Görke sogar eine Mehrfigur, die er jedoch zum Stoppen der schwarzen verbundenen Freibauern zurück opferte.
Nun entstand ein sehr kompliziertes Turmendspiel, in dem Görke auf seine drei gegen einen Bauern umfassende Majorität am Damenflügel setzte, während die Trümpfe von Große-Hering in seinen Freibauern auf der e- und g-Linie und seinem sehr aktiven König bestanden. Objektiv hatte Schwarz die größeren Gewinnchancen, aber zur großen Nervenanspannung beider Akteure kam ergänzend noch die minimale Restbedenkzeit hinzu, in der beide ihre Entscheidungen treffen mussten. Schließlich unterlief dem Spieler vom SV Horst Emscher der letzte und entscheidende Fehler. Er wandelte seinen g-Freibauern so um, dass Weiß dafür seinen Turm opfern und mit dem König den e-Freibauern blockieren konnte, so dass die beiden verbundenen a- und b-Freibauern des Weißen gegen den schwarzen Turm das Rennen machten. Im Falle eines vorherigen Vorrückens des schwarzen e-Bauerns wäre das Resultat anders herum ausgefallen.
Nach dieser nervebaufreibenden Partie stand Joachim Görke mit 6/7 als verdienter neuer Stadtmeister fest, während der unglückliche Peter Große-Hering noch auf den 9. Rang zurück fiel und damit nicht in den Preisrängen landete. Nicht weniger dramatisch verlief die Partie am dritten Brett, in der Andreas Peschel zunächst eine technische Gewinnstellung gegen Heiko Kesseler verdarb und dann – nachdem die Partie bereits gekippt war – im falschen Moment dreimalige Stellungswiederholung reklamierte, so dass Kesseler schließlich zu einem außerordentlich glücklichen vollen Zähler kam, der ihm mit 5 Zählern den 4. Rang sicherte. Der letzte Hauptpreis ging an Jörg Pentz, der mit einem Schlussrundenerfolg gegen Philipp Nguyen sein glänzendes Comeback nach mehreren Jahren Schach-Pause abrundete.
Der unterlegene Philipp Nguyen durfte sich immerhin mit dem U16-Preis trösten, da die vor ihm platzierte Amina Sherif mit 4½/7 als zweitbeste Jugendliche hinter Hauptpreisträger Kevin Zolfagharian den U20-Preis erhielt. Ein herausragendes Turnier spielte auch Laura Möller, die nach einer Schlussrundenniederlage mit 3 Zählern zwar ohne Preis blieb, aber eine herausragende Elo-Halbwertung über 6 Partien von 1806 erspielen konnte.
Doch nicht nur die Jugendlichen, sondern auch die Senioren drückten dem Turnier ihren Stempel auf: der 80jährige Stephan Kaiser holte herausragende 3½/7 und eine Elo-Halbwertung von 1889, was ihm hochverdient den Ratingpreis in der Kategorie DWZ unter 1500 bescherte. Den Seniorenpreis sicherte sich Horst Rosenauer mit 4 Zählern dank der besseren Buchholz-Wertung vor Friedel Skiber, der dafür den DWZ-Preis unter 1700 gewann.
Ein besonderer Dank für die reibungslose Turnierleitung geht an Dr. Marius Fränzel, der sich zudem fast noch den Ratingpreis unter 1900 gesichert hätte. Doch reichte in einer sehr verschachtelten Stellung eine Mehrqualität gegen Stefan Speck nicht zum Sieg, so dass dieser dank der besseren Wertung mit 4½ Zählern als Gesamtsechster den entsprechenden Kategoriepreis in Empfang nehmen durfte.
Im Mai und Juni stehen die Titelkämpfe im Blitz und Schnellschach auf dem Programm, bevor dann im September 2015 nach den Sommerferien wieder die nächste Stadtmeisterschaft im Turnierschach starten wird.