Vom 18.-29.04.2015 fand im chinesischen Chengdu die Mannschafts-Weltmeisterschaft der Frauen statt, bei der Amina Sherif ihr Debüt in der ägyptischen Frauen-Nationalmannschaft feiern durfte. Die Mannschafts-WM fand zum sechsten Mal statt und wird seit 2007 im Zwei-Jahres-Rhythmus ausgetragen. Sie ist zweifellos sportlich deutlich hochwertiger als die jeweils in den »geraden« Jahren ausgetragenen Schach-Olympiaden, da hier der Glücksfaktor des Schweizer Systems keine Rolle spielt, sondern 10 Teams ein Rundenturnier absolvieren. Das Teilnehmerfeld rekrutiert sich stets aus den drei Medaillengewinnern der vorherigen Olympiade, den fünf amtierenden Kontinentalmeistern, dem Gastgeber und einer Wild Card. Die ägyptische Mannschaft hatte sich ihr Startrecht als Afrika-Meister erkämpft.
Natürlich reiste die Mannschaft als absoluter Außenseiter im sehr stark besetzten Feld nach China. Der ägyptische Verband nutzte das Turnier aber zu einer konsequenten Förderung des Nachwuchses und entsandte eine Jugend-Mannschaft, in der Amina mit ihren 15 Jahren das Küken war.
Aus diesem Grunde durfte sie auch bei der Eröffnungsfeier die Startnummer für ihre Mannschaft ziehen, wofür sie einen Stoff-Panda auswählte, der die Nummer 8 erhielt. Dieses Maskottchen war nicht zufällig gewählt, denn Chengdu ist weltweit für seinen großes Panda-Park bekannt, der am Ruhetag auch von allen Spielerinnen besucht wurde.
Im Turnier selbst hatte es die ägyptische Mannschaft gegen die wertungsmäßig haushoch überlegenen Weltklasse-Teams sehr schwer, konnte trotz regelmäßiger Elo-Differenzen von durchschnittlich 400 Punkten aber dennoch 4 Brettpunkte erringen.
Amina, die am 3. Brett zum Einsatz kam, blieb ein persönlicher Erfolg leider verwehrt, zumal sie leider gegen ihre »schwächsten Gegnerinnen« wie z. B. die US-Amerikanerin WIM Viktorija Ni (2188) deutlich unter Form agierte, was sicherlich auch damit zusammen hing, dass dies in der 1. Runde ihr erster Einsatz für die Nationalmannschaft überhaupt war und entsprechende Nervosität hervorrief.
Dafür konnte sie in der Folge gegen viel Prominenz wie z. B. die frisch gebackene russische Vize-Weltmeisterin WGM Natalia Pogonina (2456), die ukrainische Ex-Weltmeisterin GM Anna Ushenina (2486) oder die georgische Überraschung der letzten Damen-WM, IM Meri Arabidze (2376), die dort u. a. Elizabeth Pähtz ausgeschaltet hatte.
Ihre vielleicht beste Leistung bot Amina in der Partie mit dem 17-jährigen chinesischen Talent WGM Lei Tingjie (2444), die sie in einer Marathonpartie in einem Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern erst in der Finishphase bezwingen konnte, als Amina nur noch vom 30-Sekunden-Inkrement lebte. Ihr toller Widerstand in dieser Partie verschaffte Amina auch die eher seltene Ehre eines kurzen Interviews mit dem chinesischen Fernsehen!
Insgesamt konnte Amina viele wertvolle schachliche Erfahrungen und zahlreiche tolle Erinnerungen dank der aufmerksamen chinesischen Gastgber aus Chengdu mitnehmen. Die Atmosphäre in der ägyptischen Mannschaft war trotz der sehr harten sportlichen Herausforderung und den vielen daraus folgenden Niederlagen exzellent und Amina hat sicherlich berechtigte Chancen auf eine neue Nominierung für die Schach-Olympiade 2016, die dann in Baku (Aserbaidschan) stattfinden wird.