Mit dem schönsten Spielsaal der Welt wirbt das Wiener Schachfestival im Rahmen der zahlreichen Sommerturniere für sich. In der Tat bietet der Saal des prunkvollen Wiener Rathauses, das den Organisatoren vom 15.-23.08.2015 wieder als Spielstätte diente, eine imposante Kulisse, so dass es nicht verwunderte, dass mit 869 Spielern aus 50 verschiedenen Nationen ein neuer Teilnehmerrekord verzeichnet werden konnte.
Als besondere Attraktion zu den vier Open fand in diesem Jahr ein Zweikampf zwischen unserem langjährigen Spitzenspieler Markus Ragger und dem aserischen Topspieler Shakhrijar Mamedjarov statt. Der Österreicher musste in seinen beiden ersten Schwarz-Partien zwei Niederlagen in einem Abtausch-Spanier einstecken, wobei er einmal in eine tiefe Eröffnungs-Vorbereitung hineinlief und sich in der insgesamt dritten Partie der überragenden Technik Mamedjarovs in einem ungleichfarbigen Läuferendspiel beugen musste.
Doch nach dem ½:2½-Rückstand kam er in der zweiten Hälfte des Kampfes deutlich besser in Schwung, konnte in der dritten Schwarz-Partie einen erfolgreichen Konter landen und erzielte nach drei Weiß-Remisen mit 2½:3½ ein sehr achtbares Ergebnis. Damit wird Markus mit 2695 in der September-Liste seine bisher höchste Elo-Zahl erreichen und erstmalig in der Top 50 der Welt vertreten sein.
Im A-Open war mit 465 Akteuren der Großteil der Spieler am Start. Hier erwischte Oliver Kniest als Nummer 110 der Setzliste mit 3/4 einen guten Start und blieb dann konstant im Verfolgerfeld, so dass er sich trotz einer durch Fingerfehler und daraus resultierendem Figureneinsteller unglücklichen Schlussrunden-Niederlage über 5½/9 und 23 gewonnene Elo-Punkte freuen konnte.
Nicht zufrieden war dagegen Dr. Marius Fränzel, der im B-Open bei 244 Akteuren mit einer Elo unter 2000 an Position 64 nominell eingeordnet war. Während es mit Weiß sehr ordentlich lief, ließ Marius mit Schwarz unzählige Chancen aus. So rahmte er sein Turnier mit 2 Niederlagen aus Gewinnstellungen in der Auftakt- und Schlussrunde ein und blieb mit 4½/9 dadurch klar unter seinen Möglichkeiten.
Im C-Open für Spieler mit einer Wertungszahl unter 1600 feierte Bernhard Fodor sein Schach-Comeback. Bernhard freute sich über die tolle Vorbereitungsmöglichkeit auf die neue Saison in seiner alten Heimat und schloss das Turnier nach verhaltenem Beginn mit zwei Siegen ab, so dass er mit 5/9 dem der Setzlistenerwartung entsprechenden 42. Platz unter 105 Teilnehmern erreichte.
Viele weitere Eindrücke dieses tollen Turniers finden sich auch in der Schach-Presse: