Nach einem ungünstigen Verlauf der Zeitnotphase und einem kleinen Drama am Spitzenbrett musste unsere III. Mannschaft am zweiten Spieltag der Regionalliga eine etwas unglückliche 3½:4½-Niederlage beim Ratinger SK II hinnehmen, was einen herben Dämpfer für die Aufstiegshoffnungen bedeutet. Insgesamt ging der Sieg für die couragiert aufspielenden Gastgeber aber völlig in Ordnung, da wir mit einer spielerisch schwachen Vorstellung niemals die nominelle Favoritenstellung auf den Brettern rechtfertigen konnten.
Vor nahezu genau 9 Monaten war die Dritte im Ratinger Spiellokal am Stadionring gegen die erste Vertretung der Gastgeber im Spitzenspiel der beiden Tabellenersten unterlegen gewesen, was für die Ratinger schließlich einen wichtigen Meilenstein zum Aufstieg in die NRW-Klasse darstellte. Nun trafen wir auf die Zweite, die parallel in der Vorsaison den Wiederaufstieg in die Regionalliga geschafft hatte. Beide Topteams der Ratinger weisen eine ähnliche Struktur auf und sind sehr ausgeglichen mit zahlreichen soliden Akteuren besetzt. Dennoch waren wir an den ersten sieben Brettern nominell favorisiert und wollten diese Vorteile ausspielen.
Doch der Auftakt ging daneben: Martin Auer wurde durch eine starke Eröffnungsbehandlung seines Gegners neutralisiert und musste frühzeitig mit Weiß in völlig ausgeglichener Stellung der Punkteteilung zustimmen. Zudem war Seva Bashylin die Eröffnung gegen den langjährigen Solinger Carsten Meis ziemlich mißglückt und er musste sich als Schwarzer in einem Königsinder mit einem sehr geschwächten König verteidigen, was Meis zu einer frühen Führung für die Gastgeber nutzte.
Erst in der vierten Spielstunde gab es die ersten Lichtblicke zu verzeichnen: Kevin Zolfagharian stand mit Schwarz nach einem gegnerischen Bauernopfer in der Eröffnung lange unter Druck, verteidigte sich aber zäh und erfindungsreich und wurde mit einem vollen Zähler belohnt, nachdem er die gegnerische Initiative vollständig neutralisiert hatte und das Mehrmaterial nutzen konnte. Zudem konnte Oliver Kniest zu Beginn der Zeitnotphase für die erste Führung sorgen, die allerdings glücklich zustande kam. Sein Gegner verzichtete bei beiderseits knapper Bedenkzeit darauf, seine sehr feste und solide Stellung weiter defensiv zu verstärken, sondern setzte auf taktische Verwicklungen, aus denen Olli schließlich mit entscheidendem Vorteil hervorging.
Dafür gab es in den kommenden fünf Minuten ausschließlich schlechte Nachrichten zu verzeichnen: zunächst konnte Michael Berg mit Schwarz die gewohnt extrem solide Stellung von Andreas Probst nicht knacken und seine leichten Positionsvorteile nicht verstärken, sondern musste ins Remis einwilligen, bevor Weiß zu gefährlichen Konterchancen kam. Noch schlechter lief es bei Andreas Peschel, der mit Weiß in einem klassischen Holländer stets leichte optische Vorteile besaß, aber gegen die präzise Verteidigung seines Kontrahenten nichts Substantielles erreichen konnte. Anstatt sich in eine Punkteteilung zu fügen, opferte Andreas zwei Bauern, doch sein Angriff schlug nicht durch, so dass er schließlich ein verlorenes Damenendspiel auf dem Brett hatte.
Damit wurde die Partie am Spitzenbrett zwischen Jan Hobusch und Benedikt Migdal zur kampfentscheidenden Begegnung, die den Spielern und allen Zuschauern erhebliche Nerven kostete. Jan hatte mit Weiß aus der Eröffnung nichts herausgeholt und war schrittweise überspielt worden, so dass er mit taktischen Verwicklungen letzte Gegenchancen suchen musste. Bei beiderseits sehr knapper Zeit zeigte sich sein Gegner kooperativ und nahm unnötiger Weise auch die zweite von Jan geopferte Figur, so dass Jan mit seinen drei Schwerfiguren gegen den in der Brettmitte befindlichen König einen höchst gefährlichen Angriff starten konnte. Leider ließ er mit wenigen Restsekunden (in der Regionalliga wird ohne Inkrement gespielt), ein forciertes Matt aus, hätte aber immer noch eine gut spielbare, objektiv ungefähr ausgeglichene Position mit einer ungleichen Materialverteilung von Dame und fünf Bauern gegen Turm, zwei Leichtfiguren und zwei Bauern besessen. Doch leider unterlief ihm im 40. Zug ein fataler Fehlzug, durch den plötzlich sein Gegner ein Mattnetz knüpfen und die Partie für sich entscheiden konnte.
Dies war praktisch mit der Entscheidung gleichzusetzen, denn wenig später musste auch Andreas aufgeben und die letzte verbleibende Partie von Thomas Lemanczyk bot in völlig blockierter Position keine realistischen Gewinnaussichten. So wurde hier schließlich Frieden geschlossen und die Ratinger durften sich über den zweiten 4½-Erfolg in diesem Jahr gegen unsere Dritte freuen.
Damit steht die Dritte am nächsten Spieltag gegen Spitzenreiter SF Gerresheim bereits unter Zugzwang, um nicht frühzeitig den Kontakt zur Tabellenspitze zu verlieren.