Zwar erreichte unsere II. Mannschaft mit dem 4:4 beim SV Dinslaken am 2. Spieltag der 2. Bundesliga West ihren ersten Punktgewinn. Dennoch kehrte das Team um Mannschaftsführer Markus Schäfer etwas enttäuscht vom Gastspiel beim Aufsteiger zurück, da man mit 2 GM an den Spitzenbrettern nominell favorisiert war und in einem sehr ausgeglichenen Kampf auch etwas mehr Chancen ausließ. Am Ende konnte nur Dr. Daniel Schlecht seine Partie gewinnen, während Dr. Florian Handke die einzige Niederlage einstecken musste, nachdem er seine minimal bessere Position in der Zeitnotphase verdorben hatte.
Nach der tollen spielerischen Vorstellung in Porz, die letztlich aber dennoch mit der zu erwartenden knappen Niederlage geendet war, reiste unsere Zweite hoch motiviert nach fast zwei Monaten Pause nach Dinslaken. Die lange Pause zwischen den Runden resultierte aus der Verlegung der für den Oktober angesetzten zweiten Runde in den April, die durch die Kollision mit der Schnellschach-WM in Berlin notwendig geworden war. Die Gastgeber waren in der ersten Runde spielfrei gewesen und dementsprechend voller Vorfreude auf ihre Premiere in der 2.Bundesliga, welche die aktuelle Krönung der Erfolgsgeschichte der letzten 7 Jahre darstellt, in dem sich die stets nur punktuell verstärkte Mannschaft unter Führung von IM Christof Sielecki von der Verbandsklasse mit fünf Aufstiegen bis in die 2.Bundesliga hoch arbeitete.
Trotz der zu erwartenden Aufstiegseuphorie und Zusatzmotivation bei den Gastgebern wollten wir zwei Punkte aus dem neuen Spielort, einem Autohaus in Hünxe, entführen, zumal uns mit Alexander Naumann und Florian Handke zwei Großmeister aus dem Bundesliga-Kader zur Verfügung standen, so dass wir nominell leicht favorisiert waren. Dennoch deutete sich schnell an, dass der Kampf sehr ausgeglichen verlaufen und vermutlich nur wenige entschiedene Partien hervorbringen dürfte.
Nach etwas mehr als zwei Stunden war die Partie zwischen Alexander Hönig (2223) und Milon Gupta am achten Brett aus einem Damenbauernendspiel mit späterem c4 in ein völlig ausgeglichenes Turmendspiel gemündet, so dass hier Frieden geschlossen wurde. Nicht wesentlich länger dauerte die Begegnung von Jörg Wegerle gegen IM Thomas Trella (2392). Jörg wählte gegen den Franzosen eine relativ harmlose Form der Abtauschvariante und das Stellungsgleichgewicht wurde bis zum völlig ausgeglichenen Damenendspiel niemals ernsthaft gestört.
Etwas inhaltsreicher waren die beiden folgenden Punkteteilungen: IM Christof Sielecki (2435) hatte mit Schwarz gegen Alexander Naumann die supersolide Variante im angenommenen Damengambit mit 3…a6 gewählt und schnell ausgleichen können. In der Folge agierte er jedoch einmal etwas zu optimistisch und wählte eine aktive Verteidigung, die Alex einen temporären Mehrbauern einbrachte, der jedoch nicht zu verwerten war. Parallel musste Markus Schäfer mit Schwarz in einer Reti-Struktur etwas Sorgfalt walten lassen, um das Gleichgewicht gegen IM Guido Kern (2340) zu wahren. Letztlich wurde jedoch auch hier der Punkt geteilt.
Mit der Zeitkontrolle erzielte dann Dr. Daniel Schlecht die Führung für uns. Gegen die von FM Bernhard Stillger (2279) gewählte holländische Stonewall-Verteidigung besaß Daniel konstant den typischen leichten strukturellen Vorteil, bevor er schließlich in der Zeitnotphase nach einer Ungenauigkeit von Stillger entscheidend mit Dame und Läufer in die schwarze Stellung eindringen konnte, so dass der König nur unter Verlust mehrerer Bauern zu retten war. Nach dem Erreichen der Zeitkontrolle stand ein für Schwarz verlorenes Endspiel auf dem Brett, so dass Stillger nur noch die Aufgabe blieb.
Leider waren jedoch parallel die Ereignisse am zweiten Brett überhaupt nicht in unserem Sinne verlaufen. Dr. Florian Handke hatte gegen 1. Sf3 von IM Benjamin Tereick (2424) mit 1…b6 eine etwas provokative Variante gewählt, so dass nach 2. e4 und einigen weiteren Zügen bereits frühzeitig sehr ungewöhnliche Stellungsbilder auf dem Brett waren. Insgesamt erhielt Florian gutes Spiel und leichten Vorteil, so dass Tereick sicherlich nichts gegen eine Punkteteilung einzuwenden gehabt hätte. Florian wich einer möglichen Stellungswiederholung jedoch aus, verlor dann aber während der Zeitnotphase schrittweise die Kontrolle über die Position, so dass er nach der Zeitkontrolle ein sehr schwieriges Turmendspiel besaß, in dem der weiße Läufer seine Freibauern weitaus effektiver unterstützen konnte als der schwarze Springer auf der Gegenseite.
Nachdem aufgrund eines Ausfalls der Beleuchtung im Hauptspielsaal die drei verbleibenden Partien in den Analyseraum verlegt werden mussten, ging schließlich auch für Florians Stellung das Licht aus und er musste sich zum 3:3-Ausgleich geschlagen geben. Unterdessen war Thomas Michalczak, der gegen die englische Eröffnung von Johannes Mundorf (2212) zunächst bequem ausgeglichen hatte, in ein minimal schlechteres Leichtfigurenendspiel geraten, das er jedoch mit präziser Verteidigung in ein totremises Bauernendspiel abwickeln konnte.
Somit verblieb nur noch die Partie von Michael Berg, dessen Gegner Rainer Ossig (2143) sich ebenfalls mit einem Stonewall-Aufbau im Holländer verteidigt hatte. Die gesamte Partie über besaß Michael eine leicht bessere Position, doch Ossig verteidigte sich zäh und präzise und durfte sich nach sechs Stunden Spielzeit über einen halben Zähler als verdienten Lohn freuen, mit dem das 4:4 perfekt war. Gefühlt wäre etwas mehr drin gewesen, dennoch ging die Punkteteilung nach dem Spielverlauf durchaus in Ordnung.
Für die Zweite folgt nun eine weitere zweimonatige Pause, da im Dezember das Duell gegen den Godesberger SK auf dem Programm gestanden hätte, der seine Mannschaft aber nach Meldeschluss zurückgezogen hat. Somit geht es erst am 17.01.2016 weiter, wenn wir beim DJK Aufwärts Aachen, einem der Topteams der Liga, zu Gast sein werden.