Am dritten Spieltag der U14w-DVM in Magdeburg mussten Joachim Görke ebenso wie alle mitgereisten Trainer und Eltern und natürlich unsere Mannschaft einen zum Teil recht heftigen Wechsel von Höhen und Tiefen verkraften. In der fünften Runde schien unser Quartett gegen die Schachpinguine Berlin gute Aussichten auf zwei oder zumindest einen Mannschaftspunkt zu haben, bevor zwei kapitale Blackouts zu Niederlagen führten und am Ende eine sehr deutliche ½:3½-Niederlage stand. Nach diesem bitteren Rückschlag ergab die Auslosung für den Nachmittag ausgerechnet das »Niederrhein-Derby« gegen den Düsseldorfer SK, in dem sich die Mannschaft nach einem Rückstand wieder zurück kämpfte und einen glücklichen 2½:1½-Sieg feiern konnte.
Nach dem hervorragend verlaufenen zweiten Tag waren unsere Mädels hoch motiviert in die 5. Runde gegen die punktgleiche Mannschaft der Schachpinguine Berlin gegangen, die nominell leicht favorisiert war. Die ersten beiden Stunden des Kampfes verliefen auch durchaus vielversprechend. Lediglich Spitzenbrett Elizabeth Kublanov avancierte zum Sorgenkind, da sie mit Schwarz zwei der vorbereiteten Eröffnungsvarianten verwechselt und dadurch kooperativ in den Angriff von Rachela Rosenhain (1846) hineinrochiert hatte. Dafür waren an den übrigen drei Brettern überall gute Stellungen erreicht worden.
Insbesondere Nesthäkchen Luisa Bashylina hatte gegen ihre – ausnahmsweise einmal noch jüngere – Gegnerin Lepu Coco Zhou (1050) eine bessere Stellung mit zwei Leichtfiguren gegen einen Turm erreicht und schien ihrem vierten Sieg in Folge entgegen zu streben, als sie nach einem Aussetzer eine ihrer Leichtfiguren einstehen ließ, wonach die Partie nicht mehr zu retten war. Statt eines Unentschiedens war damit plötzlich ein 0:2-Rückstand zu verkraften, als Elizabeth schließlich ihre Partie ebenfalls verloren gegen musste.
Doch die Hoffnung auf zumindest einen Mannschaftszähler war weiterhin vorhanden, denn Carolin Kublanov hatte gegen Andrea Grey (1463) inzwischen eine Figur gewonnen und eine klare Gewinnstellung erreicht, als sie in einem Anflug völliger Schachblindheit ein zweizügiges Matt zuließ. Nach diesem zweiten Nackenschlag innerhalb einer Stunde war der Kampf verloren und Dana Berelowitsch, die zuvor gegen die Berliner Topscorerin (4/4) Luisa Schnabel (1499) mannschaftsdienlich Remis abgelehnt hatte, einigte sich schließlich doch auf eine Punkteteilung zum nach diesem Kampfverlauf äußerst bitteren Endstand von ½:3½.
Nun war in der kurzen Pause zwischen den Runden vor allem psychologische Aufbauarbeit notwendig, denn am Nachmittag wartete mit dem amtierenden NRW-Meister Düsseldorfer SK ein schwerer Gegner, der sich nach verhaltenem Start mit einem 4:0-Erfolg am Vormittag nun im Aufwind befand. Die letzten zwei Duelle der beiden Mannschaften bei den NRW-Meisterschaften waren jeweils unentschieden ausgegangen, so dass ein sehr ausgeglichener Kampf zu erwarten war.
Bereits frühzeitig wurde jedoch deutlich, dass Carolin Kublanov ihr Malheur vom Vormittag noch nicht verarbeitet hatte. Gegen Judith Sokolowski (1217) agierte sie mit Weiß deutlich unter ihren Möglichkeiten, verlor frühzeitig eine Figur und schleppte die Partie nur im Mannschaftssinne noch lange weiter. Es deutete sich die zweite Mannschafts-Niederlage des Tages an, da Laura Möller gegen Dina Rachel Kogan (1200) ebenfalls in einer sehr schlechten Sizilianisch-Stellung gelandet war. Doch Laura wollte ihre letzte Partie bei einer Deutschen U14w-Meisterschaft überhaupt auf keinen Fall verlieren und zeigte eine grandiose kämpferische Leistung. Zwar musste sie zwei Bauern abgeben, erlangte jedoch dadurch etwas größere Freiheiten für ihre Figuren und leistete in der Folge sehr zähen Widerstand.
Als sie beide Türme optimal aktiviert und dadurch bereits sehr ansprechende Kompensation erlangt hatte, erhielt Dana Berelowitsch schließlich die Erlaubnis, ihr ausgeglichenes Doppelturmendspiel gegen Lara Maria Paulweber (1410) Remis zu geben. In der Folge entwickelten sich die Ereignisse wunschgemäß: Laura übernahm immer mehr die Kontrolle über die Position und konnte schließlich einen äußerst unglücklich am Brettrand gestrandeten weißen Turm gewinnen. Wenig später verbuchte sie einen eminent wichtigen Punkt, der die Niederlage von Carolin ausglich.
Damit hatte Laura sich nicht nur für die Niederlage gegen Kogan bei der NRW-Meisterschaft revanchiert und ihren Meisterschaftsscore auf exzellente 4/5 ausgebaut, sondern auch den Grundstein für den Mannschaftssieg gelegt. Denn am Spitzenbrett zeigte Elizabeth Kublanov gegen ihre langjährige Konkurrentin bei vielen Meisterschaften, Eva Rudolph (1562), ihre bisher beste Turnierleistung. Aus einem Läuferspiel entstand bald ein Hybrid aus Wiener Partie und abgelehntem Königsgambit, das ihr eine bequemere Position aufgrund der aktiven Möglichkeiten am Königsflügel bescherte. Elizabeth nutzte diese mustergültig, konnte schließlich mit ihren Türmen entscheidend auf der f-Linie eindringen und gewann in Kooperation mit ihrem Läuferpaar eine Figur.
Diesen Vorteil ließ sie sich nicht mehr nehmen, so dass Laura und Elizabeth zu den Matchwinnern des Tages avancierten und entscheidend zum 2½:1½-Sieg beitrugen. So endete auch der dritte Turniertag, der mit einer bitteren Enttäuschung begonnen hatte, in exzellenter Stimmung.
Mit 8:4 Punkten geht unsere U14w-Mannschaft als Fünfter in die letzte Runde, wo sie auf die an Position 2 gesetzte Mannschaft des SV Empor Erfurt trifft. Mit einer Überraschung in diesem Kampf könnten unsere Mädels aus einem bereits guten ein sehr gutes Turnier machen! Unsere Daumen sind gedrückt!