Mit einem 5½:2½-Sieg beim Kellerkind der Liga, der II. Mannschaft der Velbert SG, verabschiedete sich unsere V. Mannschaft nach nur einer Saison aus der 2. Bezirksliga und zieht als Tabellenerster ungeschlagen wieder in die oberste Staffel des SBBL ein. Dass das Ergebnis heute so deutlich ausfiel, ist dem kurzfristig eingesprungenen Joker Kurt Rist zu verdanken, der einmal mehr seine Klasse aufblitzen ließ und die tollste Partie des Wettkampfs spielte.
Den Anfang machte aber diesmal Helmut Meckel, der bereits nach 1½ Stunden seinen nahezu alle Züge a tempo ausführenden Gegner im Mittelspiel komplett überspielt hatte und unmittelbar vor dem Damengewinn stand, als sein Gegenüber aufgab. Nur eine halbe Stunde später krönte Marius Fränzel seine bisher erfolgreichste Saison (7½/8), indem er einen weiteren Weißsieg verbuchte: Sein Gegner hatte in einem Spanier frühzeitig den g-Bauern eingestellt. Daraufhin konnte Marius mit Spiel auf beiden Flügeln Druck aufbauen, bis es ihm sein Gegner erlaubte, in ein Endspiel mit Läuferpaar und drei Mehrbauern gegen Läufer und Springer abzuwickeln, das nach nur wenigen Zügen vollständig gewonnen war. Leider musste anschließend Philipp Andrä seinem Mangel an Spielpraxis Tribut zollen, als er sich in einem italienischen Mittelspiel gerade wieder konsolidiert hatte, nur um dann einen einzügigen Turmverlust zu übersehen.
Noch vor Ende der dritten Stunde legte Rainer Falge zum 3:1 nach. Er hatte bereits aus der Eröffnung heraus gut gestanden und seinen Vorteil peu à peu ausgebaut. Er brauchte dann nur noch den Verzweiflungsangriff seines Kontrahenten abzuwehren, um verdient den Punkt zu kassieren. Das 4:1 lieferte Friedel Skiber, der früh eine Qualität gewonnen hatte, diesen Vorteil nicht mehr aus der Hand ließ und in einem vollen Punkt ummünzte. Den Hoffnungstreffer für die Velberter musste dann der mit seiner Schwarz-Saison unzufriedene Volker Naupold zulassen: Er war schlecht aus der Eröffnung herausgekommen und in einem Damenendspiel mit einem Minusbauern gelandet. In der Hoffnung auf einen gegnerischen Fehler bot er den Damentausch an, nur um das entstandene verlorene Bauernendspiel zwei Züge später aufzugeben.
Auch noch vor der Zeitkontrolle endete die Partie von Athanassios Vranidis am Spitzenbrett leistungsgerecht mit einem Remis: Athanassios hatte gegen den Königsindischen Aufbau seines Gegners die Sämisch-Variante gespielt, und es war eine spannungsgeladene, sehr komplizierte Stellung entstanden, in der beide Spieler lange auf eine Chance zum Durchbruch lauerten. Als dann Schwarz die Initiative ergriff und das Zentrum öffnete, erwies sich das für beide Spieler als so riskant, dass sie mit einer Zugwiederholung zufrieden waren. Beim Stand von 4½:2½ lief nur noch die Partie von Kurt Rist. Kurt war aus dem Mittelspiel in einer fraglos verlorenen Stellung gelandet: Bei je einer Dame, einem Turm und ungleichfarbigen Läufern standen den gegnerischen fünf Bauern nur drei von Kurt gegenüber. Zudem waren zwei der weißen Bauern verbundene Freibauern auf der a- und b-Linie. Doch anstatt seine Freibauern vorzutreiben, setzte Kurts mehr als 260 DWZ-Punkte stärkerer Gegner auf den direkten Angriff gegen Kurts relativ ungeschützten König. Kurt nutzte nun die ungleichfarbigen Läufer, verteidigte sich geschickt auf den schwarzen Feldern und bekam dann Gegenspiel gegen die Grundreihenschwäche des Weißen, dem zudem auch noch die Zeit davonlief. Am Ende versuchte es Weiß mit der Brechstange, opferte zuerst seinen Läufer für eine vage Hoffnung auf Dauerschach, ließ dann den Turmtausch zu und stellte buchstäblich in letzter Sekunde auch noch seine Dame ein und gab auf. Aufgrund dieser starken und unerwarteten Verteidigungsleistung Kurts konnte sich die V. zum Abschluss der Saison noch einmal über einen klaren Sieg freuen.