Eine außerordentliche aufregende Woche erlebte Amina Sherif im Rahmen ihrer Teilnahme bei den arabischen Jugendmeisterschaften, die vom 23.-31.07.2016 auf Djerba durchgeführt wurden. Nach einigen organisatorischen Problemen der tunesischen Gastgeber, zwischenzeitlichen gesundheitlichen Schwierigkeiten und einigen merkwürdigen Begleitumständen verpasste sie leider den angestrebten Titelgewinn in der Altersklasse U20w, durfte sich aber mit 6½/9 wenigstens über die Bronzemedaille freuen.
Bereits die Anreise zum Turnier gestaltete sich als nicht ganz unkompliziert, denn sowohl der in Aussicht gestellte Abholservice vom Flughafen als auch die geleistete Zimmerreservierung für die ägyptische Delegation war zunächst einmal »vergessen« worden, was Amina und ihre Mutter nach Ankunft auf Djerba vor die nicht geringe Herausforderung stellte, eine entsprechende Organisation selbstständig auf Arabisch vorzunehmen. Nachdem mit einiger Improvisation letztlich doch alles umgesetzt werden konnte, wartete in der 1. Runde des Turniers, in das Amina als Topgesetzte in der U20w ging, die nächste mehr als unerwartete Herausforderung.
Während der laufenden Partie(!) wurde sie von einem Fernsehteam zu einem Interview auf Arabisch »verpflichtet« und verlor dadurch in der anschließenden Zeitnotphase völlig den Faden, was eine unnötige Punkteteilung zur Folge hatte. Nach zwei Siegen traf sie in der 4. Runde auf ihre Teamkollegin WIM Ayah Moaataz (1979), gegen die sie im 39. Zug eine Gewinnstellung einzügig zum Verlust verdarb.
Dadurch waren in Anbetracht des sehr heterogen besetzten Teilnehmerfeldes, aus dem drei Spielerinnen klar herausragten, die Chancen auf einen Titelgewinn mit 1½ Zählern Rückstand zur Spitze bereits sehr gesunken. Endgültig musste Amina ihre Hoffnungen auf den Turniersieg und die damit verbundene WGM-Norm dann in der 6. Runde begraben, als sie in der Begegnung mit der Algerierin WIM Dina Abdi Zineb (1912) von Magenkrämpfen geplagt wurde und nicht ihre beste Leistung abrufen konnte.
So reichte es nach drei vollen Punkten zum Abschluss »nur« zum dritten Platz mit 6½/9 und zwei Punkten Rückstand auf die beiden Turniersiegerinnen. Dafür blieb Amina wenigstens von einer heftigen Unsportlichkeit verschont. Bei Punktgleichheit auf dem ersten Platz sah der erste Platz als erstes Wertungskriterium die Zahl der am Brett erspielten Siege und bei erneutem Gleichstand die Buchholz-Wertung vor. Da Moaataz und Zineb nur gegeneinander remisiert hatten und Aminas Teamkollegin Moaataz die deutlich bessere Wertung besaß, nutzten die Algerier die sehr merkwürdige Lücke in der Ausschreibung höchst unsportlich aus und ließen die algerische Gegnerin von Moaataz in der Schlussrunde nicht antreten, so dass die Algerierin sich dank der höheren Anzahl erspielter Siege den Titel sicherte.
Trotz dieses äußerst faden Beigeschmacks mangelnden Fairplays und der durchaus schwierigen Begleitumstände war es eine schöne Woche auf Djerba, in der Amina im Hinblick auf die Anfang September anstehende Olympiade in Baku viel gelernt haben dürfte!