Das große Open in Wien findet normalerweise alle zwei Jahre statt. Doch wurde die 20. Auflage des Turniers um ein Jahr vorgezogen, da der wohl überhaupt schönste Spielort für ein Schachturnier – der Festsaal im Wiener Rathaus – ab dem kommenden Jahr renoviert werden und so für längere Zeit nicht zur Verfügung stehen wird. Angesichts dieses Rhythmus-Wechsels und wohl auch, weil man diesmal von Dienstag bis Dienstag anstatt wie sonst von Samstag bis Sonntag in der Folgewoche spielte, fanden sich nur 600 Spieler statt der zuletzt etwa 900 ein. Die Veranstalter hatten allerdings einen noch größeren Einbruch befürchtet und waren von daher trotzdem zufrieden. Alle, die das diesjährige Turnier verpasst haben, müssen sich nun leider bis 2019 gedulden, wenn der Wiener Schachverband mit dem 21. Wien-Open zum traditionellen Zwei-Jahre-Rhythmus zurückkehrt.
Von der SG Solingen waren drei Teilnehmer im Feld: Markus Ragger, der stärkste österreichische Spieler, der im Vorjahr noch parallel zum Open ein Match über sechs Partien gegen den aserbaidschanischen GM Shakhriyar Mamedyarov gespielt hatte, stand diesmal an der Spitze der Setzliste und wurde seiner Favoritenrolle gerecht, indem er das Verfolgerfeld mit 8/9 bei zwei Remisen mit einem halben Punkt auf Abstand hielt und so das 20. Wien-Open als erster Österreicher überhaupt gewann. Er war der einzige Solinger Vertreter im A-Turnier.
Im B-Turnier (bis Elo 2000) hatten sich die beiden anderen Klingenstädter angemeldet: Marius Fränzel erlebte bei seinem nun dritten Wien-Open ein sehr abwechslungsreiches Turnier, in dem er vom einzügigen Einsteller über ein 78-zügiges Remis in einem Damen- und Leichtfiguren-Endspiel mit zwei Minusbauern bis zu zwei Kurzsiegen mit Weiß alles auf dem Brett hatte. Sein Endergebnis von 4½/9 entspricht in etwa der Erwartung aufgrund seiner Wertungszahl, doch musste er objektiv leichte Einbußen bei DWZ und Elo hinnehmen.
Eine hervorragende kämpferische Einstellung zeigte Bernhard Fodor bei seiner zweiten Teilnahme in seinem Heimatland: Im Vorjahr war er im C-Turnier (bis Elo 1600) durchaus erfolgreich gewesen, doch wollte er in diesem Jahr unbedingt im B-Turnier dabei sein, um auch im Festsaal und nicht in einem der Nebenräume spielen zu dürfen. Außerdem war es sein Ziel, weitere Partien für seine erste Elo-Zahl zu sammeln. Auf Startrang 184 von 190 Spielern stand ihm ein schweres Turnier bevor, was ihn aber nicht abschreckte. So war er am Ende damit sehr zufrieden, das selbstgesteckte Ziel von 2/9 erreicht und das Turnier mit einem kämpferischen Schwarz-Sieg abgeschlossen zu haben.
Auch diesmal war das ausgezeichnet organisierte Turnier ein großes Vergnügen, und die Teilnehmer können allen, die es noch nicht kennen, eine Reise nach Wien im Jahr 2019 nur empfehlen: Ein großartiges Turnier in toller Atmosphäre in einer der schönsten Städte Europas!