Zum Auftakt der 2. Bundesliga West musste unsere II. Mannschaft eine klare 2:6-Niederlage gegen die SG Porz hinnehmen. Nach drei schnellen Niederlagen an den hinteren Brettern konnte in den restlichen Partien durch einige Teilerfolge gegen das stärkste Team der Liga noch etwas Ergebniskosmetik betrieben werden.
Bereits zum dritten Mal in Folge stand zum Saisonauftakt das Duell mit dem »Dream Team« der 2. Bundesliga West auf dem Programm. Die Stärke der Porzer lässt sich am besten dadurch verdeutlichen, das sie in Bestbesetzung einen besseren Elo-Schnitt als drei der parallel im Hauptraum der Stadt-Sparkasse aktiven Bundesligateams aufgewiesen hätte! Nach einem sehr deutlichen 1:7 im Jahre 2014 hatten wir im Vorjahr mit zahlreichen Ersatzleuten besetzt beim 3:5 sehr lange an einer Sensation geschnuppert. Insofern gab es in diesem Jahr leise Hoffnungen auf eine Überraschung, denn während wir in Bestbesetzung antreten konnten, mussten die Porzer nicht nur auf ihr Spitzenbrett Loek van Wely, der parallele Pflichten als Turnierdirektor in Hoogeveen hatte, sondern auch auf seine starken Landsleute Benjamin Bok und Dimitri Reinderman verichten. Damit waren die Domstädter für ihre Verhältnisse mit »nur« 6 Großmeistern ziemlich schwach besetzt.
Doch bereits nach drei Stunden war klar, dass keinerlei Hoffnungen auf einen Mannschaftspunkt bestehen würden, denn ausgerechnet an den hinteren Brettern lief nahezu alles schief. Michael Berg, der in der letzten Saison mit 6½/8 und einer Elo-Performance von 2613 brilliert hatte, fand sich am achten Brett in der unerwarteten Position des Elo-Favoriten gegen Carlo Pauly (2236) wieder. Mit Weiß erreichte er in einem klassischen Königsinder auch klaren Stellungsvorteil, als er bei der Berechnung einer taktischen Variante einer völligen Halluzination erlag und die Partie dadurch einzügig einstellte.
Nicht viel besser erging es dem mitten im Umzugsstress befindlichen Thomas Michalczak. Mit Schwarz erreichte er gegen Stanislav Korotkjevich (2385) in der grundsoliden Lasker-Variante des Damengambits praktisch völligen Ausgleich, bevor ihm ein völlig verunglücktes Manöver nur wenige Züge in einer völlig perspektivlosen Stellung zurückließ, so dass er sich bereits nach 29 Zügen geschlagen geben musste. Auch der gesundheitlich angeschlagene Jan Hobusch war sehr enttäuscht, nachdem er gegen GM Arkadij Rotstein (2510) seinen Lieblings-Stellungstyp im Londoner System mißhandelt hatte und frühzeitig den von ihm selbst geschwächten Bauern auf c3 kompensationslos verlor.
Nach diesem frühzeitigen 0:3-Rückstand war an den verbleibenden Brettern nur noch Schadensbegrenzung angesagt: den ersten halben Zähler holte Dr. Daniel Schlecht, der mit Schwarz gegen GM Christopher Lutz (2530) in einer Caro-Kann-Verteidigung Ausgleich erzielt hatte, sich dann aber in taktischen Komplikationen eine Ungenauigkeit leistete, die der langjährige deutsche Nationalspieler jedoch unbestraft ließ. Markus Schäfer hielt die Partie gegen GM Erik van den Doel (2575) in einem schottischen Vierspringerspiel praktisch immer im Gleichgewicht. Zwar erreichte der Holländer noch ein Turmendspiel mit Mehrbauern, das bei reduziertem Material jedoch nicht mehr zu gewinnen war, was spätestens feststand, als nur noch die beiden Könige auf dem Brett verblieben waren.
Einen guten Einstand im SG-Dress feierte auch der 15-jährige Kevin Schröder, der mit Schwarz in einem positionellen Italiener gegen den Porzer Neuzugang GM Oleg Korneev (2581) geduldig eine etwas schlechtere Position verteidigte und schließlich mit einem halben Punkt belohnt wurde, nachdem der inzwischen für Spanien spielende Korneev kurz vor der Zeitkontrolle die beste Fortsetzung verpasst hatte. Der letzte Teilerfolg des Tages ging schließlich auf das Konto von Dr. Florian Handke, der sich am Spitzenbrett mit der holländischen Schachlegende GM Jan Timman (2559) messen musste, der noch in der Vorwoche im sibirischen Murmansk erstmals in seiner Karriere einen Wettkampf über vier Partien gegen seinen langjährigen Rivalen Anatoli Karpov hatte gewinnen können. Folglich zeigte sich Timman in Spiellaune und erhöhte mit Weiß in einer Reti-Struktur schrittweise den Druck. Doch Florian verteidigte sich bei knapper Bedenkzeit erfindungsreich und rettete sich in ein Turmendspiel mit Minusbauern, das er dank präziser Verteidigung Remis halten konnte.
Dagegen musste sich Jörg Wegerle gegen GM Igor Khenkin (2553) in der längsten Partie des Tages geschlagen geben. Nach einem interessanten spanischen Vierspringerspiel entstand ein für Jörg nur minimal schlechteres Turmendspiel, bevor er in der Zeitnotphase eine ungünstige Abwicklung wählte, durch die Khenkin schließlich zwei verbundene Freibauern bilden konnte, wonach die Position selbst mit Jörgs zähen Verteidigungskünsten nicht mehr zu halten war.
Nach dem 2:6 wartet nun am 20. November das schwere Auswärtsspiel in Katernberg. Dabei will die Mannschaft um Markus Schäfer nach Möglichkeit an das Husarenstück vom April anknüpfen, als die klar favorisierten Essener im Schachzentrum bezwungen werden konnten und damit der Klassenerhalt gesichert wurde.