Am zweiten Spieltag der Jugendbundesliga konnte unsere U20-Mannschaft den ersten Sieg in der noch jungen Saison einfahren. Mit einem souveränen 14:10 (4:2) konnte das Team den Aufsteiger MS Halver-Schalksmühle nach einem sehr langen und intensiven Kampf besiegen. Spitzenbrett Kevin Zolfagharian berichtet aus Halver:
Der Kampf , der insgesamt knapp sechs Stunden lief, war zunächst sehr ausgeglichen. Unsere U20 konnte nach der Schlappe gegen Porz immerhin wieder auf Amina Sherif zurückgreifen, sodass das Team in guter Besetzung zu der euphorisierten Heimmannschaft, die ihr erstes Spiel überraschend gegen Lippstadt gewonnen hatte, fuhr.
Die erste Partie endete nach drei Stunden, nachdem Melanie Müdder mit den schwarzen Steinen in der Alapin-Variante durch einen scheinbar unproblematischen Damentausch unter Druck geriet und um den Ausgleich kämpfen musste. Melanie spielte die leicht schlechtere Stellung im Anschluss aber souverän weiter und lockte ihre Gegnerin Rebecca Browning (1695) zu Fehlern. Durch genaues Spiel schaffte sie es dann, ein klar vorteilhaftes Turm-Springer Endspiel zu konstruieren, wo sie allerdings zu früh die Türme tauschte und somit auch das Gewinnpotential hergab, sodass die Partie schließlich zum Remis führte.
Kurz darauf gewann Kevin Zolfagharian mit den weißen Steinen gegen den erst 14-Jährigen Alex Browning (1950) am Spitzenbrett. Kevin spielte eine interessante Variante im Sizilianer, in der Weiß zwei Figuren inklusive Turm für die gegnerische Dame abgab, allerdings noch zusätzlich gute Angriffsmöglichkeiten gegenüber den schwarzen König besaß. Kevins Kontrahent tat sich bei der Verteidigung gegen dessen Angriff sehr schwer und positionierte seine Figuren etwas unglücklich, so dass sie aufgrund des hohen Drucks plötzlich immobil waren und nur noch zur Königssicherheit dienten. Dadurch gewann Kevin Zeit und konnte seine Stellung so optimieren, dass er schließlich durch eine kleine taktische Kombination entscheidend Material und somit auch die Partie gewinnen konnte.
Eine halbe Stunde später endete auch das Spiel an Brett 3, wo Niklas Nink mit den weißen Figuren gegen seinen nominell stärkeren Gegner Tobias Dröttboom (1985) ein Remis abknüpfen konnte. In der Französischen Tarrasch-Variante spielte Niklas durch seinen Eröffnungsvorteil auf Angriff, welcher vom Gegner vernachlässigt wurde. Niklas mobilisierte seine Figuren auf den bereits kurz rochierten schwarzen König und begann, seine Bauern nach vorne zu preschen. Für seine Angriffsbemühungen verbrauchte Niklas allerdings zuviel Zeit, sodass er in den Schlüsselmomenten, wo er durch taktische Motive eine klare Gewinnstellung erhalten hätte, aus Zeitmangel daneben griff und seinen gut vorbereiteten Angriff nicht in einen Sieg ummünzen konnte. Trotzdem kann er sich über eine gute Leistung gegen einen nominell klar stärkeren Gegner freuen.
Nach dem Zwischenstand von 2:1 dauerte es eine weitere Stunde, bis die Heimmanschaft den Ausgleich erzielen konnte. Denn Malik Sherif erwischte nicht seinen besten Tag gegen den Königsindischen Aufbau von Niklas Kölz (1817). Zunächst konnte Malik mit den schwarzen Steinen eine für ihn bessere Stellung erreichen, verpasste es aber, in der nahezu symmetrischen Stellung die Spannung durch einen Bauerntausch auf e4 aufzulösen, wodurch er seinen Vorteil hätte behalten können. Die Stellung wurde nun jedoch von Zug zu Zug schlechter, sodass Malik am Ende keine weitere Wahl blieb, als aufzugeben.
Nun wurde es nochmal spannend, obwohl sowohl Amina Sherif als auch Carolin Kublanov bereits deutliche Vorteile aufwiesen. Carolin Kublanov zeigte gegen Julian Kroo (1765) ein gutes Damenbauernspiel. Dabei wirkte die U14w-DVM Teilnehmerin sehr souverän und gab ihrem Gegner zu keinem Zeitpunkt in der Partie eine gute Möglichkeit, die für ihn ohnehin schon schlechtere Stellung zu verbessern. Carolin koordinierte ihre Damenflügelbauern mit ihren Leichtfiguren so, dass ihr Gegner nur noch passiv spielen und maximal auf Fehler hoffen durfte. Durch eine schöne taktische Kombination, wo Carolin zunächst ihren Turm für den schwarzen Springer opferte und anschließend eine schöne Springergabel setzte, konnte sie die Stellung nicht nur vereinfachen, sondern gewann auch eine ganze Figur, sodass die Führung wiederhergestellt wurde.
In der letzten Partie, die parallel zu Carolins Match endete, konnte Amina Sherif ein beeindruckendes angenommenes Damengambit mit den schwarzen Steinen vorführen. Ihr Kontrahent Lukas von Bargen (1998) hatte sich zunächst relativ sicher aufgestellt und eine ausgeglichene Stellung gegen Amina erreichen können. Doch Amina konnte die Schwächen ihres Gegners durch positionell starkes Spiel schrittweise so ausnutzen, dass sie nach einer langen Variante zwei Bauern mehr in einem Turmendspiel hatte. Ihr Gegner probierte dann noch lange Zeit, Amina zu verunsichern und irgendwie noch das Remis zu bekommen. Amina jedoch blieb nervenstark und spielte das Endspiel sehr souverän zu Ende, sodass nach 6 Stunden unsere U20 wichtige Punkte für den Klassenerhalt sichern konnte. Das Team zeigte insgesamt eine sehr konzentrierte Leistung gegen die stark aufspielenden Aufsteiger und darf sich somit auf den verdienten 14:10-(4:2)-Erfolg freuen.
Am Samstag, dem 10.12.2016 geht es dann zu Hause gegen Dortmund um weitere wichtige Punkte für den Klassenerhalt.
Kevin Zolfagharian