Nach einem sehr spannenden Kampf über die Maximalspielzeit von fünf Stunden und 59 Minuten trennte sich die III. Mannschaft von den Schachfreunden Heinsberg insgesamt wohl leistungsgerecht 4:4. Dennoch bewertete Mannschaftsführer Oliver Kniest das Resultat aufgrund einiger vielversprechender Stellungen während der vierten Spielstunde eher als Punktverlust, wobei er selbst vermutlich die klarste Chance auf einen Sieg in der Zeitnotphase ausließ.
Die Gastgeber aus Heinsberg gehen inzwischen in ihre sechste Regionalliga-Saison in Folge und haben in den vergangenen Jahren mehrfach erfolgreich den Abstiegskampf gemeistert. In dieser Spielzeit legten sie mit 4:0 Zählern einen perfekten Saisonstart hin und starteten damit optimistisch in unser Duell, obwohl sie nach dem Ausfall einiger Stammkräfte nominell schwächer als unser Oktett einzuordnen waren.
Die erste beendete Partie schlug noch keine großen Wellen. Ali Erkay behandelte eine Struktur aus dem angenommenen Damengambit mit den weißen Steinen recht zahm, so dass sein Gegner bald Ausgleich erhielt und danach das Stellungsgleichgewicht nicht mehr ernsthaft gestört wurde. Deutlich spektakulärer war der Partieverlauf bei Stephan Borchert, der mit Schwarz in einem Königsinder die Initiative an sich riss und eine sehr zweischneidige Position kreierte, nachdem er bei einer Abwicklung eine Figur gewonnen hatte, dafür aber einen weißen Bauern den Weg bis nach h7 geebnet hatte. Leider fand Stephan bei den taktischen Komplikationen nicht die beste Fortsetzung, die ihm gute Gewinnaussichten geboten hätte und musste dann später froh sein, dass sein Gegner nicht noch stärkere Drohungen gegen den geschwächten schwarzen König entwickeln konnte, sondern die sehr turbulente Partie Remis endete.
Auch die dritte beendete Partie fand keinen Sieger: Kevin Zolfagharian hatte mit den weißen Steinen nicht seinen besten Tag erwischt und konnte gegen den soliden Taimanov-Sizilianer seines Gegners keinen Angriffsdruck erzeugen. Vielmehr kam ihm im Mittelspiel ein Bauer abhanden und er musste präzise spielen, um das Gleichgewicht zu bewahren. Kurz vor der Zeitnotphase fielen dann die ersten Entscheidungen:
Zunächst brachte uns Andreas Peschel in Führung. Sein Gegner hatte mit Schwarz in einer passiven Katalanisch-Struktur eine Figur für einiges Gegenspiel investiert, doch Andreas umschiffte die entstandenen Komplikationen und wandelte schließlich das Mehrmaterial in einen vollen Zähler um. Nur wenig später folgte der Ausgleich durch den Heinsberger Vorsitzenden Wolfgang de Cauter, der das Schach-Wochenende von Dr. Stefan Flesch völlig verhagelte. Stefan litt erkennbar noch unter den Nachwirkungen seiner bitteren Stadtmeisterschafts-Niederlage vom Freitag und fand gegen den seltenen weißen Französisch-Aufbau kein probates Mittel, so dass ihm bereits ausgangs der Eröffnung kompensationslos ein Bauer abhanden kam. Trotz zäher Verteidigungsbemühungen konnte er den Transfer in ein verlorenes Endspiel nicht verhindern und musste dort endgültig die Waffen strecken.
Dennoch sah es beim Übergang in die Zeitnotphase trotz des ausgeglichenen Zwischenstands noch sehr vielversprechend aus, doch die Blitzphase lief überhaupt nicht im Solinger Sinne. Oliver Kniest hatte im Mittelspiel nach einem taktischen Versehen seines Gegners eine Qualität gewonnen, musste sich aber gegen den unangenehmen Druck des weißen Läuferpaares erwehren, das auf den beiden in Richtung des schwarzen Königs ausgerichteten Diagonalen Gegenchancen kreierte. Doch Olli fand eine präzise Verteidigung und hatte in der Bltzphase gleich zwei Möglichkeiten, in eine technische Gewinnstellung abzuwickeln. Stattdessen wählte er genau die falsche Option zur Rückgabe seiner Mehrqualität und musste direkt im 41. Zug in einem völlig ausgeglichenen Turmendspiel ins Remis einwilligen. Nicht viel glücklicher war Spitzenbrett Michael Berg, der mit Weiß in einem Wolga-Gambit den geopferten Bauern sofort zurückgegeben und positionelles Druckspiel entfacht hatte. Mit seinem Läuferpaar stand er in einem Leichtfigurenendspiel gegen die passiven schwarzen Figuren stets besser, konnte aber den entscheidenden Durchbruch nicht finden. Letztlich konnte sein sehr präzise verteidigender Gegner in ein ungleichfarbiges Läuferendspiel abwickeln, in dem er bei zwei Minusbauern die perfekte Auffangstellung besaß und so das Remis sicherstellte.
Damit lief nach 4½ Stunden beim Stande von 3½:3½ nur noch die Partie unseres Jokers Amina Sherif. Auch hier war die Zeitnotphase nicht optimal gelaufen und es war nach anfänglich leichten Positionsvorteilen für Amina eine sehr unklare Stellung entstanden, in der alle drei Ergebnisse möglich waren. Nun folgte ein kleiner Krimi, der nicht nur die Kräfte der beiden verbleibenden Akteure, sondern auch die Nerven der mitfiebernden Teamkollegen strapazierte. Amina spielte mit den schwarzen Steinen kompromißlos auf Gewinn und es entstand ein komplexes Springerendspiel, in dem Amina zwar den weiter vorgerückten und auch von ihrem aktiven König unterstützten Freibauern, der Gegner dafür aber den entfernteren Freibauern besaß. Für zusätzlichen Druck neben dem Zwischenstand und der komplexen Position sorgte die kontinuierlich schwindende Bedenkzeit auf beiden Seiten, die letztlich auch für einige Ungenauigkeiten in der Endspielführung sorgte. Letztlich erreichte Amina ein Springerendspiel mit h- und g-Bauer gegen den weißen h-Bauern, das jedoch nicht zu gewinnen war, so dass die Partie bei beiderseits nur noch wenigen Restsekunden mit einem Patt im Bauerndendspiel ein stilechtes Ende zum insgesamt leistungsgerechten 4:4-Unentschieden fand.
Damit liegt die Dritte mit 3:3 Zählern weiterhin im Mittelfeld der Regionalliga.