Die wohl spannendste Stadtmeisterschaft seit vielen Jahren nahm in der Schlussrunde noch einmal eine unerwartete Wendung. Aus dem Fernduell der beiden Führenden Heiko Kesseler und Kevin Zolfagharian ging schließlich der einen halben Zähler dahinter liegende Oliver Kniest als glücklicher Turniersieger hervor, nachdem er Kesseler bezwingen konnte und Zolfagharian den Widerstand seines Teamkollegen Dr. Stefan Flesch nicht brechen konnte.
Das Fernduell um den Titel zog in der Schlussrunde viele Zuschauer in seinen Bann und wirkte sich auch unmittelbar auf die Geschehnisse an den Brettern aus. So schätzte Heiko Kesseler, der vor der Schlussrunde die bessere Buchholz-Wertung gegenüber Kevin Zolfagharian besaß, dessen Angriffschancen gegen die etwas passive Französisch-Struktur von Dr. Stefan Flesch so vielversprechend ein, dass er seinerseits in einer ungefähr ausgeglichenen Position gegen Oliver Kniest mit der Brechstange auf Gewinn spielte.
Kniest konnte den Angriff Kesselers jedoch abwehren, sammelte das geopferte Material ein und zog mit einem Sieg an diesem in der Tabelle vorbei. Nun war Zolfagharian wegen der schlechteren Buchholz-Wertung gegenüber Kniest zum Sieg verpflichtet, um sich seinen ersten Stadtmeistertitel bei den Erwachsenen als jüngster Akteur seit Bernd Schneider zu sichern. Doch Kevin versagten in einem vorteilhaften Leichtfigurenendspiel mit Mehrbauern etwas die Nerven und er wählte eine Abwicklung, durch die er im weiteren Verlauf aufgrund der ungleichfarbigen Läufer und fehlender Einbruchsmöglichkeiten in der verschachtelten Stellung keine Gewinnmöglichkeiten besaß.
Nach dem Remis in dieser letzten beendeten Partie des Turniers durfte sich Oliver Kniest mit 5½/7 über seinen schmeichelhaften sechsten Stadtmeister-Titel freuen, während der unglückliche Zolfagharian punktgleich mit dem zweiten Platz zufrieden sein musste. Dem drittplatzierten Heiko Kesseler gebührt der Titel des kämpferischsten Spieler der Turniers, der mehrfach die längste Partie des Tages spielte und mit fünf Siegen und zwei Niederlagen ohne Unentschieden blieb. Auf die gleiche kompromißlose Bilanz kam Markus Schmuck, der sich mit einem Schlussrundenerfolg über Helmut Meckel noch den letzten Hauptpreis auf dem 5. Platz hinter Dr. Stefan Flesch sicherte.
Der einzige Spieler des Quartetts mit 5/7 außerhalb der Hauptpreisränge war Dr. Marius Fränzel, der sich für sein starkes Turnier auf dem 6. Platz immerhin mit dem Ratingpreis in der Kategorie TWZ unter 1900 und seiner bisher höchsten jemals erreichten DWZ-Zahl trösten durfte. Sein Schlussrundengegner Dr. Hans-Joachim Boschek kam mit dem Remis auf 4½ Zähler und zog damit noch an Helmut Meckel in der Seniorenwertung vorbei.
Die weiteren Ratingpreise sicherten sich Stefan Speck (TWZ unter 2100, 4½), Wolfgang Zimdars (TWZ unter 1700, 3½) und Stefan Schubert (TWZ unter 1500, 3/7). Philipp Nguyen war in einer dramatischen Schlussrundenpartie mit Fortuna im Bunde und konnte Stephan Borchert glücklich bezwingen, was ihm mit starken 4½/7 auf Rang 8 nicht nur den Jugendpreis U20, sondern auch den höchsten DWZ-Gewinn aller Teilnehmer mit 90 Punkten einbrachte. Die jüngste und einzige weibliche Teilnehmerin des Turniers, Luisa Bashylina, zeigte mit 3/7 ebenfalls ihr Talent und wurde mit dem U16-Jugendpreis belohnt.
Zum Abschluss bleibt allen Teilnehmern noch einmal vielen Dank für ein sehr faires Turnier ohne jegliche Streitfälle zu sagen, was Schiedsrichter Dr. Marius Fränzel, der zusätzlich dankenswerterweise die Fleißarbeit der sofortigen Eingabe aller Partien übernahm, seine Aufgabe sehr erleichterte.
Am 20.01.2017 tragen die Jugendlichen ihre Stadt-Titelkämpfe aus, bevor am 12.05.2017 die offene Blitz-Stadtmeisterschaft ansteht.