Jedes Jahr richtet die Deutsche Schachjugend in der letzten Dezember-Woche die Deutschen Vereinsmeisterschaften in sechs allgemeinen und zwei Mädchen-Altersklassen aus. Unsere U14w-Mannschaft schaffte – erstmals als NRW-Meister – nun bereits zum fünften Mal in Folge seit 2012 die Qualifikation für die nationalen Titelkämpfe.
Dennoch kann man in diesem Jahr nicht von üblicher Routine sprechen, denn zum einen werden die Meisterschaften der U14 und U14w vom 27.-30.12.2016 vom Düsseldorfer SK ausgerichtet und finden in der Jugendherberge Düsseldorf ganz in der Nähe statt. Zum anderen gehen unsere Mädels diesmal in einem sehr ausgeglichenen Feld als Setzlistenerster ins Turnier und sind natürlich hoch motiviert, den 9. Platz des Vorjahres als bisher beste Platzierung deutlich zu verbessern. Zu diesem Zweck trafen sich Melanie Müdder, Dana Berelowitsch, Elizabeth Kublanov und Luisa Bashylina bereits einige Wochen vor dem Turnier, um Aufstellung und Turnierstrategie miteinander zu besprechen.
Wie bei allen Turnieren war aber heute morgen vor der ersten Runde die Nervosität dennoch spürbar, zumal die beiden Topbegegnungen des Turniers auch live bei Chess24 und auf der Turnierseite übertragen werden, so dass unsere Mädchen sich im Auftaktduell mit dem niedersächsischen Vertreter SK Nordhorn-Blanke durchaus einem größeren Publikum präsentierten.
So verwunderte es nicht, dass Mannschaftsführer Joachim Görke ebenso wie die Schlachtenbummler vor den heimischen Rechnern zunächst etwas skeptisch den Kampfverlauf betrachteten. So unterlief Dana Berelowitsch gegen Inken Meijerink (1381) in einem beschleunigten Drachen eine Ungenauigkeit, durch die sie mit Weiß direkt in die Defensive geriet. Auch Elizabeth Kublanov missglückte gegen Jule Wolterink (1328) die Eröffnung, so dass sie ein Endspiel mit Minusbauer verteidigen musste.
So war die Erleichterung groß, als Luisa Bashylina einen taktischen Fehler von Insa Wolterink (1023) zu einem Turmgewinn nutzte und wenig später die Führung für unser Quartett erzielte. In der Folge kämpfte sich auch Dana immer besser in die Partie, kreierte Chancen am Königsflügel und wurde dafür belohnt, als ihre Gegnerin in den taktischen Verwicklungen eine Figur einbüsste und wenig später aufgab.
Beim beruhigenden Zwischenstand von 2:0 zeigten Elizabeth und Melanie Müdder ihre besondere Zähigkeit im Endspiel. Eli hatte aus ihrem Minusbauer das Beste gemacht und ihr Turm und Springer-Tandem so aktiv aufgestellt, dass ihre Gegnerin keine Fortschritte im Gewinnsinne machen konnte. So landeten sie in einem völlig ausgeglichenen Turmendspiel, in dem Wolterink jedoch einige ungenaue Züge einstreute, so dass Kublanov schließlich einen Bauern gewinnen und die Partie durch den Übergang in ein gewonnenes Bauernendspiel noch für sich entscheiden konnte. Das gleiche Kunststück gelang Melanie gegen Lena Reichelt (1486), nachdem sie lange etwas unter Druck gestanden, schließlich aber ein symmetrisches Springer-Endspiel mit je vier Bauern am Königsflügel erreicht hatte.
Dieses spielte sie unbeeindruckt einfach weiter und wurde für ihren Kampfgeist ebenfalls belohnt, so dass am Ende dieses nicht einfachen Auftaktkampfes das Idealergebnis von 4:0 stand.
Nach nur knapp einer Stunde Pause stand dann bereits die zweite Runde auf dem Programm, in dem unser Quartett auf die an Position 7 gesetzte Mannschaft des SV Empor Erfurt traf. Auch hier sorgte erneut Nesthäkchen Luisa Bashylina erneut für die wichtige Führung, nachdem sie den zu optimistischen Angriff von Emily Sophie Runds (1087) widerlegt und mit zwei Mehrfiguren verblieben war.
Die anderen drei Partien gingen jedoch in die Zeitnotphase, wobei insbesondere die Partie von Elizabeth Kublanov Sorgen bereitete, nachdem sie aus einem Colle-Zukertort-System gegen Paulina Krömer (1538) keinen Vorteil erreicht hatte, danach aber einen Königsangriff mit der Brechstange initiieren wollte und sich dabei veropfert hatte, so dass hier eine Niederlage zu erwarten war. Umso wichtiger war die sehr souveräne Vorstellung von Melanie Müdder am Spitzenbrett, die nach einer Eröffnungsungenauigkeit von Hannah Geletzke (1561) immer eine positionelle Initiative behielt und diese schließlich mustergültig im Endspiel in entscheidenden Materialvorteil zur 2:0-Führung ummünzte.
Nur wenig später gab es dann die völlig unerwartete Entscheidung des Kampfes zu verzeichnen: in klarer Verluststellung und eigener Zeitnot spielte Elizabeth noch auf ein paar Tricks und Verwicklungen, in denen die mit mehr Bedenkzeit ausgestattete Paulina Krömer ein vermeintliches Mattbild halluzinierte, durch das Eli nicht nur das verlorene Material zurückgewann, sondern wenige Züge später selbst zum Mattangriff übergehen konnte und damit den vorherigen Partieverlauf völlig auf den Kopf stellte.
Nach diesem doch sehr schmeichelhaften 3:0 war es deutlich leichter zu verkraften, dass Dana Berelowitsch, die mit Schwarz eine tolle Positionspartie gegen Elisa Reuter (1618) gezeigt und eine klar bessere Stellung mit Mehrbauer erreicht hatte, in Zeitnot einige nicht optimale Abtäusche vornahm, so dass sie am Ende »nur« in einem technisch nicht einfachen Turmendspiel mit Mehrbauern gelandet war. Hier machte sich nach dem anstrengenden ersten Tag doch etwas Müdigkeit bemerkbar, so dass Dana auf weitere Gewinnversuche verzichtete und mit einem Remis den 3½:½-Sieg sicherstellte.
Damit gehören unsere Mädels nach dem ersten Turniertag mit 4:0 Mannschaftspunkten zu einer Gruppe von fünf noch verlustpunktfreien Teams und treffen morgen um 8.30 Uhr auf die an Position 6 gesetzte Mannschaft des USV Halle. Auch dieses Match wird wieder live im Internet übertragen werden – also Daumen drücken!