Nach vier von sieben Runden liegt unsere U14w-Mannschaft bei den Deutschen Vereinsmeisterschaften in Düsseldorf mit 8:0 Punkten an der Tabellenspitze. Nach einem zwar knappen, aber absolut verdienten 2½:1½-Sieg gegen den USV Halle in der 3. Runde besiegten unsere Mädchen am Nachmittag im Spitzenspiel der beiden topgesetzten Mannschaften die Schachpinguine Berlin in einem packenden Duell mit 3:1 und sind damit aktuell das einzig verbliebene Team mit noch makelloser Bilanz.
Am Vormittag sorgten im Duell mit dem Vertreter aus Sachsen-Anhalt, dem an Position 6 gesetzten USV Halle, unsere Spitzenbretter frühzeitig für eine beruhigende Führung. Dana Berelowitsch agierte voller Spielfreude in einem sizilianischen Richter-Rauser-Angriff gegen Lea Fritsch (1431) und gewann schnell einen Bauern. Beim Versuch, diesen zurück zu gewinnen, verlor die Hallenserin eine Qualität und Dana brachte die Partie in einem konsequent vorgetragenen Königsangriff schnell zuende. Melanie Müdder konnte mit Schwarz gegen Kristin Dietz (1617) in der seltenen sizilianischen Löwenthal-Variante bequem ausgleichen und profitierte dann von einem taktischen Blackout, der ihr unmittelbar eine Mehrfigur und uns wenig später die 2:0-Führung einbrachte.
Damit war die Situation sehr komfortabel und Elizabeth Kublanov und Luisa Bashylina spielten mit dem beruhigenden Vorsprung im Rücken ebenfalls zwei klar vorteilhafte Stellungen heraus. Doch Elizabeth unterliefen mit einem Mehrbauern gegen Yara Mathilda Stowicek (1446) bei knapper Bedenkzeit ein paar Ungenauigkeiten, wodurch sie ihren Vorteil wieder vergab und in einem ausgeglichenen Endspiel mit Zugwiederholung das Remis zum Mannschaftssieg forcierte.
Dies stellte sich später als sehr weise Entscheidung heraus, nachdem sich bei Luisa ein kleines Drama abspielte. Gegen Celina Delgado (1398) besaß eine minimal bessere Position, als ihre Gegnerin durch einen Blackout eine Figur einbüsste. In Gewinnstellung spielte sie in gegnerischer Zeitnot aber zu schnell und stellte das glücklich gewonnene Material wieder ein. So sah es nach der Zeitkontrolle in einem ausgeglichenem Damenendspiel nach einer weiteren Punkteteilung aus. Doch Luisa war aufgrund des Partieverlaufes so frustriert, dass sie mit Damentausch einem möglichen Dauerschach auswich und den Übergang in ein Bauernendspiel forcierte, das sich jedoch leider als verloren herausstellte.
Trotz dieses unglaublich bitteren Partieverlaufs galt es das Positive aus dem Kampf, nämlich den 2½:1½-Sieg, mitzunehmen. Damit lagen unsere Mädchen einen Brettpunkt hinter dem einzigen ebenfalls noch verlustpunktfreien Team der Schachpinguine Berlin.
Natürlich gingen die beiden topgesetzten Mannschaften hochmotiviert in dieses Spitzenduell zur Turnierhalbzeit, so dass der erste Partieschluss einige Stunden auf sich warten ließ. Luisa Bashylina musste mit Schwarz gegen die bisher eine makellose Bilanz von 3/3 aufweisende Lepo Coco Zhou (1645) antreten, was kurz nach der bitteren Vormittagspartie psychologisch nicht einfach war. Doch Luisa zeigte eine reife positionelle Vorstellung, hielt mit Schwarz in einer Nebenvariante des Winawer-Franzosen die Stellung geschlossen und bot nach etwa drei Stunden in ausgeglicher Stellung Remis an, was akzeptiert wurde.
Bei ihrem Angebot orientierte sich Luisa auch an den positiv entwickelnden Stellungen an den Nebenbrettern. Dana Berelowitsch hatte nach einer Eröffnungsungenauigkeit ihrer Gegnerin Luise Schnabel (1678) mit Schwarz eine bequeme Stellung erhalten, in der sie dank ihres Läuferpaares risikolos Gewinnversuche unternehmen konnte. Noch besser lief es am dritten Brett, wo Elizabeth Kublanov ihre beste Turnierleistung zeigte. Gegen die Drachen-Variante von Andrea Grey (1526) entwickelte sich ihre Initiative am Königsflügel deutlich schneller als das schwarze Gegenspiel am Damenflügel. Elizabeth kreierte schrittweise weitere Schwächen in der schwarzen Königsstellung und gewann schließlich mit einer kleinen Taktik die schwarze Dame und damit die Partie.
Nun richteten sich alle Augen auf das Spitzenbrett, wo mit Melanie Müdder und Rachela Rosenhain (1864) zwei Spielerinnen mit einer perfekten Zwischenbilanz von 3/3 aufeinander trafen. Es entwickelte sich eine sehr komplexe Begegnung, nachdem Melanie die seltene Ponziani-Eröffnung gewählt hatte, worauf Rosenhain eine Qualität geopfert hatte, als Kompensation aber auf ihren Entwicklungsvorsprung und die etwas deplatzierte weiße Dame bauen konnte. Melanie hätte in dieser unklaren Lage auch die Erlaubnis zu einem Remisangebot gehabt, wollte aber mehr und entschied sich weiterzuspielen.
Sie verteidigte sich sehr erfindungsreich und opferte temporär einen Bauern, der ihrer Gegnerin zwar einen Freibauern auf d3 verschaffte, es Melanie aber dafür ermöglichte, unter Damentausch ihre Figuren viel besser zu koordinieren. In der Folge spielte Melanie exzellent auf und vermochte ihre Stellung sukzessive zu verbessern, so dass Rosenhain in der Zeitnotphase schließlich nicht nur am Minusmaterial, sondern vor allem ihrer unglücklichen Königsstellung zu leiden hatte. Weitere Materialverluste waren nicht zu vermeiden und Melanie sicherte mit dieser tollen Leistung den wichtigen Mannschaftssieg.
Danach verzichtete Dana in einem immer noch minimal besseren Endspiel auf weitere Gewinnversuche und sorgte mit ihrem Remis für den umjubelten 3:1-Endstand. Durch diese geschlossene Mannschaftsleistung haben sich unsere vier Talente jetzt eine tolle Ausgangslage für die zweite Turnierhälfte erarbeitet.
Doch Vorsicht ist geboten – mit den an Nummer 3 gesetzten SF Sasbach wartet bereits morgen früh um 8.30 Uhr die nächste sehr schwierige Herausforderung. Wie immer kann der Kampf auf Chess24 und der Turnierseite live verfolgt werden. Die Daumen in der Klingenstadt sind gedrückt!