Unser Pokalquartett mit Mannschaftsführer Jörg Wegerle hat die erste Runde im Deutschen Viererpokal gegen den Oberligisten SV Empor Erfurt ungefährdet mit 2½:1½ gewonnen und trifft morgen im Finale der Vorrunde im hessischen Knüllwald auf den Ausrichter, die Mannschaft des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenschachbunds, die sich in einem Marathon-Match nach über 8 Stunden in der zweiten Schnellschach-Verlängerung gegen Caissa Wolfenbüttel durchsetzen konnte.
In den letzten beiden Spielzeiten fand der Deutsche Mannschafts-Pokal ohne Solinger Beteiligung statt, nachdem wir in der Saison 2013/14 im Achtelfinale gegen die SG Porz ausgeschieden waren. Nur die besten acht Teams sind für das jeweils nächste Jahr vorberechtigt und zweimal schied man in der Qualifikations-Mühle auf Bezirks- und NRW-Ebene vorher aus.
Doch in der letzten Saison gelang der Durchmarsch mit dem Gewinn des Bezirks- und NRW-Pokal, so dass wir in diesem Jahr wieder zum Kreis der 32 Mannschaften gehören, die in acht Vierer-Vorrunden jeweils einen Qualifikanten ausspielen, zu denen dann die acht vorberechtigten Teams des Vorjahres in der Zwischenrunde stoßen werden. Zur Vorrunde musste unser Team in das hessische Knüllwald reisen, wo der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenschachbund (DBSB) traditionell seine Heimspiele austrägt.
Die unmittelbar vor der Samstagsrunde getätigte Auslosung der Paarungen ergab für unser Quartett ein »Auswärtsspiel« gegen den nominell stärksten Gegner vor Ort, den Ost-Oberligisten vom SV Empor Erfurt. Die Thüringer mussten allerdings auf ihr beim Open in Bad Zwischenahn aktives Spitzenbrett GM Henrik Teske verzichten, so dass wir nominell klar favorisiert in die Begegnung gingen. Doch bekanntlich hat der Pokal auch im Schach seine eigenen Gesetze und der Kampf verlief zunächst recht ausgeglichen.
Milon Gupta spielte am 4. Brett mit den weißen Steinen gegen Peter Michalowski (2019), konnte aber in einem Londoner System gegen den soliden schwarzen Aufbau keinen Vorteil erreichen. Schließlich setzte er im Mittelspiel irgendwann den Vorstoß e4 durch und konnte sich aus seiner etwas passiveren Position verteidigen. Doch dies führte zu weiteren Vereinfachungen, so dass letztlich Frieden geschlossen wurde.
Am dritten Brett verteidigte sich Jörg Wegerle mit Schwarz gegen Helmut Schmuck (2131) mit der grundsoliden Tartakower-Variante im Damengambit. Schnell erreichte er bequemen Ausgleich und konnte aus einer ausgeglichenen Mittelspielposition später in ein Endspiel überleiten, in der sein Läuferpaar einen entfernten Freibauern auf der a-Linie optimal unterstützen konnte, was wenig später die Führung bedeutete.
Spektakulär ging es am Spitzenbrett zu, wo Dr. Florian Handke gegen FM Ferenc Langheinrich (2368) in einem klassischen Franzosen mit Weiß frühzeitig eine Figur opferte, die er in den späteren Verwicklungen mit Zinsen in Form eines Mehrbauern zurückgewann. Dennoch besaß der Schwarze aufgrund der ungleichfarbigen Läufer gewisse Remischancen, doch Florian unterband geschickt alle potentiellen Gegenchancen und konnte nach einer guten Leistung schließlich den Siegtreffer erzielen.
So verblieb nach der Zeitkontrolle nur noch die Partie von Kevin Schröder, der mit Schwarz gegen Stephan Sieber (2208) in einer ausgeglichenen Stellung mit einem Turm und jeweils zwei Leichtfiguren noch Gewinnchancen kreieren wollte. So wickelte er nach dem bereits feststehenden Mannschaftssieg in ein Leichtfigurenendspiel mit Springer gegen Läufer ab, in dem ihm jedoch ein schwerer Rechenfehler unterlief. Dies kostete einen Bauern, wonach die Partie nicht mehr zu halten war und er sich etwas gefrustet zum Endstand von 2½:1½ geschlagen geben musste.
Auf den Gegner für das morgige Finale musste unsere Mannschaft lange warten: der DBSB trennte sich nach sechs Stunden Spielzeit von Caissa Wolfenbüttel 2:2 bei gleicher Berliner Wertung, so dass nun ausnahmsweise kein Blitz-, sondern ein Schnellschach-Stichkampf stattfinden musste, der schließlich nach 23.00 Uhr den DBSB als Sieger ermittelte.