Nach dem 11:13 (2½:3½) gegen die SF Katernberg droht unserem Jugend-Bundesliga-Team der Abstieg. Im Duell mit den ebenfalls in Bestbesetzung agierenden Essenern konnte Jugendwart Oliver Kniest erstmals auf die stärkste Aufstellung zurückgreifen, doch der Kampfverlauf wirkte fast wie eine Kopie der beiden letzten Begegnungen. Wieder einmal wurden einige Chancen nicht genutzt, wäre zumindest ein Unentschieden hochverdient gewesen und stand am Ende die erneut knappe Niederlage. Dadurch verbleibt die Mannschaft mit nunmehr 2:8 Zählern (nach traditioneller Zählung) auf einem Abstiegsplatz.
Dabei hatte der Kampf zwischen zwei gleichwertig besetzten Teams durchaus wunschgemäß begonnen. An keinem Brett waren nach der Eröffnung größere Schwierigkeiten zu vermelden und alle drei Schwarz-Bretter verfügten über komfortable Positionen. So besaß Philipp Nguyen in einer weitestgehend ausgeglichenen Position die Kontrolle über die einzig offene c-Linie, verlor dann aber plötzlich den Faden und erlaubte seinem Gegner eine äußerst gefährliche Initiative am Königsflügel, zu deren Abwehr er Figuren in der Weise abtauschen musste, das er letztlich mit einem hoffnungslosen Endspiel verblieb und aufgeben musste.
Niklas Nink opferte mutig und wohl auch korrekt eine Figur für zwei Bauern und Königsangriff, traute sich dann aber nicht, energisch und konsequent weiter auf Gewinn zu spielen, sondern willigte in eine Zugwiederholung ein, obwohl sicherlich noch viel Potential in der Stellung vorhanden war. Für den Ausgleich sorgte dann am Spitzenbrett Kevin Schröder, der in einem relativ ausgeglichenen Turm- und Springerendspiel ebenfalls das Risiko mit einem Springeropfer massiv erhöhte. Zwar erhielt er vorläufig nur einen Bauern für die Leichtfigur, dafür aber zwei verbundene schwarze Freibauern auf der dritten Runde, welche alle weißen Figuren zur Passivität zwangen. Als Patrick Imcke die Chance auf Gegenspiel verstreichen ließ, konnte er später nur noch seine Mehrfigur zurückgeben. landete danach aber in einem verlorenen Turmendspiel.
Doch nur wenig später gerieten wir erneut in den Rückstand: Kevin Zolfagharian duellierte sich mit Timo Küppers in einem extrem scharfen Najdorf-Sizilianer mit heterogenen Rochaden. Doch im Mittelspiel erwies sich der schwarze Angriff am Damenflügel als deutlich durchschlagskräftiger, so dass Kevin schließlich entscheidende Materialverluste nicht mehr vermeiden konnte. Beim Stande von 1½:2½ mussten nun unsere beiden Damen das Ruder herumreißen. Dies gelang zunächst ausgezeichnet: Melanie Müdder hatte gegen die russische Verteidigung ihres Gegners die Modevariante mit 5. Sc3 gewählt und öffnete bei ebenfalls heterogenen Rochaden mustergültig die Linien am Königsflügel. In Zeitnot fand Noel Gallas schließlich nicht die beste Verteidigung und musste nach einer hübschen Mattkombination von Melanie aufgeben.
Wie schon in Lippstadt lag die Verantwortung der letzten Partie auf Amina Sherif, die mit Schwarz gegen Lukas Schimnatkowski sukzessive positionellen Druck aufgebaut hatte und leicht besser stand. In dieser Situation forcierte Lukas die Ereignisse mit einem Zug, nach dem Amina in ein Endspiel mit Mehrbauern abwickeln konnte, das bei reduziertem Material allerdings schwierig zu gewinnen gewesen wäre. Dies verband der Essener taktisch geschickt mit einem Remisangebot, was die erhoffte Wirkung nicht verfehlte. Amina suchte mit maximalistischem Ansatz lange nach einer besseren Lösung und lehnte dann sowohl die Punkteteilung wie auch den angebotenen Bauern ab. Sie dachte, ihn auf andere Weise vorteilhafter gewinnen zu können, hatte dabei aber eine starke weiße Ressource übersehen.
Somit war ihr Stellungsvorteil dahin und sie stand etwas schlechter, als das weitere Drama seinen Lauf nahm und sie bei ihren Berechnungen die Bedenkzeit völlig vergaß, so dass nur wenige Minuten nach der Ablehnung des Remisangebots eine Zeitüberschreitung folgte, durch welche die dritte unglückliche 11:13 (2½:3½)-Niederlage in Folge perfekt war. In der in diesem Jahr sehr ausgeglichenen Jugend-Bundesliga stehen wir dadurch statt auf einem Platz im Vorderfeld der Tabelle auf einem Abstiegsplatz und es muss in den beiden verbleibenden Kämpfen unbedingt gepunktet werden, falls wir die höchste Spielklasse nicht nach acht Jahren erstmals wieder verlassen wollen.