Mit einer klaren ½:3½-Niederlage gegen den ambitionierten Fünftligisten SF Emstal/Wolfshagen ist unser Pokalteam im Achtelfinale des Deutschen Mannschaftspokals ausgeschieden und verpasste somit die mit dem Viertelfinaleinzug verbundene Vorberechtigung für das nächste Jahr. Lediglich Dr. Florian Handke konnte am Spitzenbrett gegen den amtierenden russischen Landesmeister GM Alexander Riazantsev (2661) eine Punkteteilung erzielen. Somit muss im bald startenden NRW-Pokal erneut das Finale erreicht werden, um sich für die DSB-Ebene 2017/18 zu qualifizieren.
Die Gruppenauslosung der Pokalzwischenrunde hatte bereits erahnen lassen, dass der angestrebte Einzug in die Runde der letzten Acht nicht einfach werden würde. Die Gastgebermannschaft der Schachfreunde Emstal/Wolfhagen spielt aktuell noch in Nordhessen in der fünften Liga, hatte aber bereits in der Vorsaison mit dem überlegenen Sieg bei der Deutschen Blitz-Mannschaftsmeisterschaft in einer von Ex-Weltmeister Vladimir Kramnik angeführten Mannschaft ihre Ambitionen für die Zukunft verdeutlicht. Zudem war auch noch ein Duell mit dem starken SV Hockenheim eine Woche vor dem Bundesliga-Duell in der Stadt-Sparkasse möglich.
Da unsere im Pokalkader gemeldeten Bundesliga-Akteure alle nicht zur Verfügung standen, blieb nur die Hoffnung, dass uns die unmittelbar vor der Runde am Samstag durchgeführte Auslosung den Oberligisten SG Leipzig bescheren würde, wenn wir als Favorit in die Achtelfinale-Begegnung gehen wollten. Stattdessen bescherte uns das Los einen Auswärtskampf gegen die mit vier starken russischen Großmeistern angetretenen Gastgeber.
Am vierten Brett hatte es Milon Gupta mit dem stets kreativen GM Boris Savchenko (2613) zu tun. In einem Londoner System leistete sich Milon frühzeitig eine Ungenauigkeit, durch die er viel Zeit verlor und es dem russischen Großmeister erlaubte, den weißen König unrochiert in der Brettmitte festzuhalten. Savchenko erhöhte konsequent den Druck auf die völlig passive weiße Stellung, was bald zu entscheidendem Materialgewinn und nach 24 Zügen zur weißen Aufgabe führte.
Am Spitzenbrett ging der amtierende russische Meister GM Alexander Riazantsev (2661) im Hinblick auf diese schnelle Führung und die gewaltigen Elo-Vorteile an den anderen Brettern kein großes Risiko, sondern wählte mit Schwarz gegen den aktuell in exzellenter Form befindlichen Dr. Florian Handke eine extrem solide Caro-Kann-Variante, nach der das Stellungsgleichgewicht niemals ernsthaft gestört wurde, so dass hier in einem völlig ausgeglichenen Endspiel Frieden geschlossen wurde.
Jörg Wegerle gelang am zweiten Brett mit den schwarzen Steinen gegen Riazantsevs Kollegen als Nationaltrainer der Russischen Frauennationalmannschaft, GM Sergej Rublevski (2681) eine lange Zeit sehr gute Partie, die er bis ins Doppelturmendspiel mit jeweils einer Leichtfigur ausgeglichen gestalten konnte. Erst in der Zeitnotphase unterlief ihm eine Ungenauigkeit, durch die der routinierte Russe unter Abtausch eines Turmpaares in ein Endspiel abwickeln konnte, in dem sich sein Läufer gegen den schwarzen Springer als überlegen erwies.
Zum Abschluss musste sich auch Markus Schäfer gegen GM Pavel Ponkratov (2595) geschlagen geben, nachdem der Russe in einem Mittelspiel mit reduziertem Material mit der Kraft seines Läuferpaares seinen Freibauern auf der a-Linie mustergültig unterstützt hatte. So war nach knapp vier Stunden die klare ½:3½-Niederlage perfekt.
Die Gastgeber unterlagen jedoch überraschend am Sonntag als nominelle Favoriten gegen die von GM Rainer Buhmann und GM Dennis Wagner angeführten Hockenheimer mit 1½:2½, so dass sich die Rennstädter für das Pokal-Final Four im Mai qualifiziert haben.