Nach einer kollektiv schwachen Leistung musste sich unser Pokal-Quartett in der 2. Runde des NRW-Pokals mit einem 2:2 wegen der schlechteren Berliner Wertung dem stark aufspielenden südwestfälischen Regionalligisten SV Weidenau/Geisweid nicht unverdient geschlagen geben. Somit wurde sowohl die Titelverteidigung auf NRW-Ebene ebenso wie die Qualifikation für den Deutschen Pokal 2017/18 frühzeitig verpasst.
Die Auslosung hatte erneut einen »Heimkampf« für uns ergeben, so dass unser unverändert aufgestelltes Quartett die gleichen Farben wie am Vortag hatte. Unsere Gegner aus dem Norden von Siegen, die in dieser Saison in der Regionalliga Südwestfalen zum wiederholten Male knapp den Aufstieg in die NRW-Klasse verpasst haben, traten mit einer Änderung zum Vortag am vierten Brett praktisch in Bestbesetzung an. Dennoch waren wir mit einem DWZ-Übergewicht von durchschnittlich 200 Punkten klar favorisiert.
Doch frühzeitig wurde deutlich, dass es gegen unsere couragiert aufspielenden Gegner ziemlich schwer werden würde. Kurioserweise hatten sowohl Jörg Wegerle als auch Andreas Peschel mit den schwarzen Steinen die gleichen Eröffnungen wie am Vortag auf dem Brett. Jörg konnte gegen seinen ultra solide agierenden Gegner in einem geschlossenen Sizilianer allerdings keine Stellungsungleichgewichte erzeugen, so dass die Partie kurz vor der Zeitkontrolle nach völlig ausgeglichenem Partieverlauf leistungsgerecht Remis endete.
Wesentlich spektakulärer ging es am vierten Brett zu, wo Andreas Peschel gegen das Londoner System erneut frühzeitig einen Bauern opferte, wenn auch diesmal in einer deutlich spekulativeren Version als am Samstag. Dennoch gelang es ihm, schrittweise eine sehr gefährliche Initiative gegen den weißen König zu initiieren, doch die Stellung blieb aufgrund eines zwar blockierten, aber weit vorgerückten gedeckten weißen Freibauern am Damenflügel extrem zweischneidig. Auch Thomas Michalczak hatte seine Positionsvorteile in einem positionellen Königsinder nicht konservieren können und dem Schwarzen eine zu große Initiative überlassen. In der Zeitnotphase opferte sein Gegner eine Qualität und setzte auf sein Läuferpaar und einen Freibauern auf der a-Linie, während Tom mit seinem aus Turm und Springer bestehenden Tandem Matt- oder zumindest Dauerschach-Ideen gegen den schwarzen König zu generieren versuchte.
Aufgrund der sehr unklaren Lage an diesen beiden Bretter kam uns die – allerdings schmeichelhafte – Führung durch Oliver Kniest sehr entgegen. Dieser hatte seinen leichten Eröffnungsvorteil aus einem Nimzo-Inder durch zu zögerliches Spiel vergeben und war in einem relativ ausgeglichenen Mittelspiel mit minimal schlechterer Bauernstruktur gelandet. Hier unterlief seinem Gegner jedoch eine Fehleinschätzung, als er mit dem forcierten Abtausch aller drei Schwerfiguren in ein nur scheinbar remises gleichfarbiges Läuferendspiel abwickelte, das jedoch für ihn deutlich schwerer zu verteidigen war. Nach einer weiteren Ungenauigkeit in Zeitnot stand Olli auf Gewinn und konnte nach etwas über vier Stunden den vollen Zähler einfahren.
Unterdessen war Andreas bei seiner Suche nach einem forcierten Gewinn in Zeitnot geraten und hatte die Kontrolle über die Stellung verloren, bevor sein Gegner in der Zeitnotphase in Gewinnstellung ebenfalls patzte. Nach der Zeitkontrolle deutete sich an, dass es auf ein Endspiel mit Läufer und Springer von Andreas gegen Springer und drei Bauern seines Kontrahenten hinauslaufen würde, was eine recht hohe Remistendenz aufwies. Diese Einschätzung wurde nach über fünf Stunden Spielzeit letztlich bestätigt.
Somit hing alles vom zweiten Brett ab, wo Tom unter Rückgabe der Qualität den gegnerischen Freibauern aufgehalten und ein Leichtfigurenendspiel mit seinem besseren Springer gegen den schlechteren gegnerischen Läufer aufwies, in dem sein Gegner ihm Remis anbot, was unseren Mannschaftssieg bedeutet hätte. Doch Tom sah risikoloses Gewinnpotential für sich gegeben und spielte noch etwas weiter, wählte in der Folge jedoch einen verfehlten Plan und verkomplizierte die Lage sehr. So schwand seine anfangs klar bessere Restbedenkzeit immer mehr und parallel wurden die schwarzen Gegenchancen immer größer. Sein talentierter Gegner, der bereits am Vortag der Matchwinner für Weidenau gewesen war, nutzte die sich ihm bietende Chance konsequent und holte nach über sechs Stunden den umjubelten Siegtreffer zum 2:2 für die Gäste, denen auf diesem Wege für ihre starke Leistung zum Weiterkommen gratuliert sei.
Für uns beginnt nun der lange Qualifikationsweg wieder mit der ersten Runde im Bezirk zum Auftakt der nächsten Saison im September.