Zwei sehr bitter verlaufene Schlussrunden sorgten dafür, dass unsere vier ambitionierten Talente trotz guter Leistungen letztlich enttäuscht die Heimreise von den Deutschen Jugendmeisterschaften aus Willingen antraten. Untröstlich war insbesondere Melanie Müdder, die in der U14w mit 6/7 an der Tabellenspitze 1½ Punkte Vorsprung auf die Verfolgerinnen aufwies, bevor sie zwei Niederlagen in den letzten beiden Runden noch auf den ohnehin schon undankbaren 4. Platz zurückwarfen. Dana Berelowitsch kam als Siebte dieser Altersklasse ebenso noch in die »Top Ten« wie Kevin Schröder auf Rang 9 in der U18, während Luisa Bashylina in der U12w den einstelligen Platz als Elfte ganz knapp verpasste.
In der 7. Runde war in der U14w noch alles in Ordnung gewesen: Melanie Müdder hatte mit einem hart umgekämpften Arbeitssieg gegen Nina Rothenberg (1594) die Tabellenführung und den Vorsprung auf ihre sieben(!) Verfolgerinnen sogar auf 1½ Zähler ausgebaut, weil Dana Berelowitsch sich im Duell mit Luise Schnabel (1706) ebenso wie die anderen Mitfavoriten Remis trennten. Vielleicht war dieser große Vorsprung aber auch psychologisch eine Bürde, denn am Folgetag spielte Melanie mit Schwarz gegen das Morra-Gambit der U12w-Meisterin des Vorjahres Vitalia Khamenya (1814) etwas passiv, so dass sie zwar den Gambitbauern behielt, aber einen ihr nicht besonders angenehmen Stellungstyp erreichte. Schließlich übersah sie bei einer mehrzügigen taktischen Abwicklung einen Verteidigungszug ihrer Gegnerin, der Melli schließlich in einem ganz schwierigen Endspiel zurück ließ, das sie gegen das weiße Läuferpaar nicht halten konnte.
So war nach ihrer ersten Turnierniederlage das komfortable Polster plötzlich auf einen halben Zähler geschmolzen und es lauerten hinter ihr weiterhin fünf Verfolgerinnen. Unter diesen befand sich leider nicht ihre Teamkollegin Dana Berelowitsch, die mit Weiß in einem spanischen Marschall-Angriff von Katharina Schneider (1493) böse überrascht wurde und nach einem schwarzen Figurenopfer mit ihrem schutzlosen König schnell auf Verlust stand.
In der Schlussrunde ging dann für Melanie Müdder alles schief. Sie griff gegen das sizilianische Paulsen-System von Alva Glinzner (1750) scharf an, fand jedoch gegen die grundsolide schwarze Struktur keine direkten Angriffspunkte und traf die strategische Fehlentscheidung, ihr Läuferpaar aufzugeben. In der Folge dominierten die schwarzen Läufer das Brett, was zum Gewinn eines Bauern in der durch Melanies Angriffsbemühungen kompromittierten Struktur führte. Zwar kämpfte sie tapfer weiter, aber das nun notwendige Quäntchen Glück, das sie in zwei Schwarzpartien im vorherigen Turnierverlauf gehabt hatte, stellte sich diesmal leider nicht ein. Vielmehr war die schwarze Stellung so angenehm zu spielen, dass man nicht einmal taktische Schwindelchancen generieren konnte, so dass Melanie nach 52 Zügen tief enttäuscht aufgeben musste. Diese Niederlage warf sie auf den extrem bitteren vierten Platz mit 6/9 zurück, nachdem sie das gesamte Turnier über, davon die zweite Hälfte stets alleine, das Feld angeführt hatte. Trotz dieser für sie unglaublich frustrierenden Finalrunden hat Melanie aber bewiesen, warum sie im letzten Jahr an die Spitze der deutschen U14w-Rangliste geklettert war. Sie wird noch viele weitere Gelegenheiten bekommen, ihren Deutschen U12w-Vizemeistertitel von 2015 als bestes Einzelresultat auf nationaler Ebene zu verbessern!
Glück im Unglück hatte parallel noch Dana Berelowitsch, welche mit Schwarz im NRW-Derby gegen die Dortmunderin Nicole Garbuz (1687) ebenfalls in eine Verluststellung geriet, aber eine Doppel-Null zum Turnierende dadurch vermeiden konnte, dass Nicole in beiderseitiger Zeitnot die Qualität ihrer Position offenbar etwas unterschätzte und überraschend Remis anbot. Somit landete Dana mit 5/9 und der zweitbesten Buchholz-Wertung aller Teilnehmerinnen auf dem 7. Platz. Damit bestätigte sie ihren etwas überraschenden NRW-Meister-Titel aus dem April und überzeugte während des Turniers mit einer abgeklärten Spielanlage und guter Endspieltechnik. Wenn sie nicht zwei Weiß-Partien fast aus der Eröffnung heraus verloren hätte, wäre sogar eine noch bessere Platzierung möglich gewesen.
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Auf die gleiche Punktzahl wie Dana kam Kevin Schröder in der U18, womit unser Jugend-Spitzenbrett naturgemäß nicht zufrieden war. Nach seiner Niederlage in der sechsten Runde riskierte der 17jährige in den Schlussrunden alles, um sich noch an die Spitze zu schieben. Dabei gelang ihm in Runde 7 zunächst ein für ihn typischer Sieg gegen Henrik Hesse (2161), als er in einem Leichtfigurenendspiel nach langem Lavieren mit guter Technik schließlich dank seines Läuferpaares doch noch einen entscheidenden Freibauern bilden konnte.
So ging er mit einem Punkt Rückstand auf die Spitze und einem halben Zähler auf Rang 2 in die letzte Runde, wo er mit Schwarz gegen den ebenfalls bereits Bundesliga-erfahrenen Vinzent Spitzl (2245) alles riskierte und ein positionelles Qualitätsopfer für Königsangriff brachte. Letztlich behielt er aber zu wenig Material für einen entscheidenden Angriff gegen den weißen Monarchen und kassierte seine zweite Niederlage, wonach das Turnier für ihn gelaufen war. Dennoch ließ Kevin in der Schlussrunde noch einmal sein Talent gegen Alexander Herbrig (2110) aufblitzen, als er ein schwieriges Leichtfigurenendspiel dadurch rettete, dass er den gegnerischen Freibauern durchliefen ließ, aber eine schöne Festung mit seinen beiden Leichtfiguren baute und nach 102 Zügen das Remis zu erreichte.
Natürlich hatte sich Kevin mehr als den 9. Platz mit 5/9 ausgerechnet, aber in den letzten Monaten lag sein Fokus eindeutig auf seinem Schulabschluss und weniger auf Schach, was sich insbesondere in den ersten Runden zeigte, wo er einige Chancen ausließ. In der Folge musste er dadurch mehr riskieren, was zweimal schief ging. Kevin wird in seinem kommenden finalen Einzel-Jugend-Jahr noch einen weiteren Anlauf auf einen nationalen Titel nehmen, wobei seine Chancen bestimmt nicht schlecht stehen.
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Die einzige Spielerin unseres Quartetts, welche am »schwarzen Freitag«, dem vorletzten Meisterschaftstag, von einer Niederlage verschont blieb, war Luisa Bashylina in der U12w. Doch auch sie war nicht vollständig zufrieden, denn nach einer leistungsgerechten Punkteteilung gegen Sijia Anna Liu (1529) am Vortag folgte am Vormittag gegen Amy Charlize Bress (1655) in einer sehr wechselvollen Partie, in der alle drei Ergebnisse möglich waren, ihre fünfte Punkteteilung in Folge, bevor am Nachmittag im Aufeinandertreffen mit Melissa Bayer endlich wieder ein lang ersehnter Sieg gelang.
Somit boten sich im Falle eines abschließenden Erfolgs noch Chancen auf einen einstelligen Tabellenplatz, doch mit Schwarz gegen Elisa Reuter (1655) stand Luisa im Mittelspiel schlechter, als Elisa mit einem Remisangebot ihren zweiten Tabellenplatz absichern wollte, was Luisa kaum ausschlagen konnte. So beendete sie mit 6½/11 die Meisterschaft auf einem 11. Platz, punktgleich mit NRW-Meisterin Alicia Orlova (SF Gerresheim).
Luisa hatte in diesem Turnier einige Probleme, ihre zahlreich herausgespielten guten Stellungen in volle Zähler umzumünzen, was sich auch in ihrer sehr hohen Anzahl von sieben Remisen in 11 Runden widerspiegelt. Allerdings darf man nicht vergessen, dass nur drei der vor ihr platzierten Spielerinnen ebenfalls zum jüngeren Jahrgang der U12w gehören, so dass man sie im kommenden Jahr mit etwas besserer Chancenverwertung sicherlich sehr weit oben erwarten können wird.
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Auf diesem Wege sei noch einmal unseren vier Teilnehmern für eine engagierte Turnierleistung gratuliert, welche zum bisher besten »Mannschaftsergebnis« unserer Jugendabteilung bei einer deutschen Jugendeinzelmeisterschaft geführt hat!