Im heutzutage hart umkämpften Open-Zirkus ist es für die Profis extrem schwer geworden, ein Turnier zu gewinnen. Noch deutlich seltener gelingt es, einen Titel im Folgejahr zu verteidigen. Umso größer war die Freude bei Sandipan Chanda, der sich bei den offenen Holländischen Meisterschaften, die vom 25.07 – 03.08.2017 traditionell im Rahmen eines großen Schachfestivals in Dieren ausgetragen wurden, wie im Vorjahr den ersten Platz mit 7/9 sichern konnte. Dabei profitierte Sandipan in der letzten Runde ausgerechnet von der Niederlage des führenden Erwin L’Ami, der sich dadurch bei seinem »Heimturnier«, an dem er bereits seit Kindertagen teilnimmt, mit dem dritten Platz begnügen musste.
Für Sandipan bedeutete der Turniersieg in Dieren damit die Vollendung der Kopie seines niederländischen Schachsommers 2016, da er beim Turnier in Leiden vom 14.-22.07.2017 wie im Vorjahr mit 6½/9 den geteilten dritten Rang erreicht hatte. Dort begann sein Turnier sehr holprig, da er in der ersten Runde als Topgesetzter der A-Gruppe (73 Teilnehmer, 6 GM, 5 IM) noch etwas jetlag-geplagt gegen einen 14jährigen Ungarn mit Elo 2114 verlor. Zwar konnte sich Sandipan mit vier Siegen in Folge wieder heranarbeiten, kam jedoch in den drei folgenden Runden nicht über Punkteteilungen hinaus. Somit blieb er trotz eines Schlusrundenerfolgs einen halben Zähler hinter der Tabellenspitze und musste mit 6½/9 und dem sechsten Platz nach Wertung zufrieden sein.
Viele Teilnehmer aus Leiden reisten dann weiter nach Dieren, wo das Meisterturnier der offenen niederländischen Meisterschaften dann mit 9 GM und 13 IM im 80köpfigen Teilnehmerfeld noch einmal stärker besetzt war. Lokalmatador Erwin L’Ami und Sandipan Chanda gehörten als die Nummern 2 und 3 der Setzliste zum engeren Favoritenkreis. Beide erwischten einen guten Start und remisierten in der Turniermitte jeweils gegen den topgesetzten Venezuelaner GM Eduardo Iturrizaga (2664), so dass nach 6 Runden Erwin mit 5/6 geteilt mit dem Topfavoriten anführte, während Sandipan mit einem halben Zähler Rückstand auf dem geteilten dritten Rang lag.
Ihr direktes Duell in Runde 7 endete wie im Vorjahr nach einer sehr spannenden Partie Remis. In der Folgerunde gelang Erwin ein hart erkämpfter technischer Sieg gegen IM Lukas Butkiewicz (2455), so dass er mit 6½/8 als geteilter Tabellenführer mit der Turnierüberraschung IM Koen Leenhouts, der in der 8. Runde spektakulär Iturrizaga bezwingen konnte, in die Schlussrunde ging. Für Sandipan kam der Schlüsselmoment des Turniers ebenfalls in der vorletzten Runde, als er in unklarer Position GM Roeland Pruijssers (2508) auskontern konnte.
Im letzten Durchgang bezwang Sandipan dann den Mülheimer Großmeister Daniel Hausrath (2482) und konnte dann beobachten, wie Erwin mit Schwarz gegen GM Dimitri Reinderman (2573) seine erste Niederlage hinnehmen musste, während sich Leenhouts in einem schlechteren Endspiel noch ins Remis retten konnte. Doch der punktgleiche Niederländer besaß einen halben Buchholzpunkt weniger als unser indischer Stammspieler, der sich damit über eine seltene Titelverteidigung bei einem Open freuen konnte und diese gewohnt trocken auf Chessbase kommentierte.