Richard Rapport gelang im Schnellschach-Tiebreak der 2. Runde des FIDE-Weltcups die Überraschung, den favorisierten Wei Yi (2748) mit insgesamt 2½:1½ auszuschalten, wobei er zudem noch lehrbuchreife Endspieltechnik demonstrierte. Dagegen brauchte Anish Giri einiges Glück, um sich gegen Alexander Motylev (2668) mit 4:2 durchzusetzen. Für Pentala Harikrishna wiederholte sich das Szenario des Weltcups von 2015. Erneut scheiterte er an seinem Landsmann S.P. Sethuraman (2616) und schied aus.
Immer wieder wird von führenden Trainern auf die Bedeutung des Endspielstudiums hingewiesen. Heute zog Richard Rapport einen unmittelbaren Nutzen seiner großen Expertise auf diesem Gebiet, als er mit nur noch wenig Bedenkzeit in der ersten 25 Minuten-Schnellpartie gegen Wei Yi den mustergültigen Bauerndurchbruch in einem Endspiel mit Turm gegen Läufer und jeweils drei Bauern am Königsflügel demonstrierte und damit in Führung ging. Das chinesische Supertalent versuchte in seiner anschließenden Weiß-Partie noch einmal alles, um den Wettkampf wieder auszugleichen, doch in einer soliden Caro-Kann-Struktur behielt Rapport stets die Kontrolle und zog als erster SG-Spieler in die 3. Runde ein.
Rapports Endspieltechnik bei Chessbase
Parallel schied Pentala Harikrishna wie bereits vor zwei Jahren gegen seinen nominell unterlegenen Landsmann S. P. Sethuraman aus. Schon in der ersten 25-Minuten-Partie hatte er einige bange Momente zu überstehen, als er mit Schwarz in einem Winawer-Franzosen in seiner diesjährigen Weltcup-Lieblings-Struktur landete und erneut ein (Turm-)Endspiel mit Springer gegen den besseren gegnerischen Läufer und einen Mehrbauern verteidigen musste, was ihm – ähnlich wie im Erstrundenmatch gegen Gonzalez Vidal – erneut gelang. Doch in seiner Weiß-Partie konnte er in einer ruhigen Italienisch-Struktur nichts erreichen, geriet schrittweise in die Defensive und verlor schließlich entscheidendes Material, dass Sethuraman souverän zu seinem 2½:1½-Sieg ummünzte.
Dasselbe Schicksal drohte parallel Anish Giri in seinem Duell mit Alexander Motylev. Zwar hatte er die erste Schwarz-Partie im Schnellschach mit einem Najdorf-Sizilianer recht souverän Remis gehalten, doch mit Weiß war er gegen die erneut extrem kompakte russische Verteidigung seines Gegners auf Abwege geraten und hatte eine Qualität ohne hinreichende Kompensation verloren. Sehr überraschend entschied sich jedoch Motylev, diese Mehrqualität zugunsten eines Mehrbauern ohne Not zurück zu geben, so dass Anish in einem Endspiel auch dank der ungleichfarbigen Läufer unerwartet einfach mit einem halben Zähler davon kam. In der ersten 10-Minuten-Partie stellte der Russe dann im frühen Mittelspiel mit Weiß eine Qualität ein und Giri ließ sich diese Chance nicht entgehen und führte die Partie zum Sieg. Somit musste Motylev mit Schwarz in ausgeglichener Damengambit-Position das Risiko hochschrauben, was unser holländischer Spitzenspieler zu einem entscheidenden Konter nutzte und mit 4:2 in die Runde der letzten 32 einzog.
Dort kommt es nun nicht zum SG-Spitzenspieler-Duell, sondern Giri trifft morgen stattdessen auf Sethuraman.