Sowohl Anish Giri als auch Richard Rapport haben sich in den Tie Breaks der 3.Runde des FIDE-Weltcups durchgesetzt und das Achtelfinale erreicht, während sich das Favoritensterben heute mit dem Ausscheiden von Fabiano Caruana fortsetzte. Dabei gelang Rapport eine Kopie seines vorherigen Stichkampf-Ablaufs mit Wei Yi, so dass er sich auch gegen Li Chao (2745) mit 2½:1½ durchsetzte. Im Gegensatz dazu setzte Giri die Achterbahnfahrt der letzten Tage fort und schaltete erst nach einem nervenaufreibenden Tie Break ohne Remispartie schließlich mit 4:2 den Inder S. P. Sethuraman (2617) aus.
Wie in der vorherigen Runde legte Rapport den Grundstein für sein Weiterkommen in der Weiß-Partie der 25-Minuten-Duelle. Li Chao hatte zunächst mit Schwarz in einem Fianchetto-Grünfeld-Inder keine Probleme auszugleichen, wurde dann aber zu optimistisch und schwächte dabei seine Königsstellung empfindlich. Rapport nutzte dies zum Gegenangriff und gewann sogar eine ganze Figur, doch der trickreiche Chinese verteidigte die Verluststellung selbst im Endspiel noch sehr zäh. Die Anspannung nahm merklich zu, so dass Richard fast 70 Züge brauchte, um die Mehrfigur zu verwerten, wobei er zudem noch einige Patt-Tricks erfolgreich umschiffen musste, bevor er nach 115 Zügen die Führung erzielte.
In der vierten Partie agierte Rapport mit Schwarz in einem Dameninder extrem konservativ und verhinderte jegliche taktische Verwicklungen im Ansatz, so dass Li Chao das Risiko immer höher schrauben musste und schließlich in glatter Verluststellung nur von einem Rapportschen Remisangebot profitierte, was Richard aber ebenfalls das Weiterkommen sicherte.
Im Duell mit S. P. Sethuraman besaß Anish Giri nach seiner gestrigen sehr glücklichen Rettung (sein Sekundant Erwin L’Ami nannte es das »Wunder von Tiflis«) natürlich heute die psychologische Initiative. Dies zeigte sich auch in der ersten 25-Minuten-Partie, wo erneut wie in der ersten Turnierpartie ein ruhiger Italiener auf dem Brett war. Zwar konnte die holländische Nummer 1 wiederum bestenfalls minimale Positionsvorteile erzielen, doch mit immer knapper werdender Bedenkzeit wurde Sethuraman kontinuierlich nervöser und stellte in einem nur minimal schlechteren Schwerfigurenendspiel durch einen fehlerhaften Abtausch binnen zwei Zügen die Partie ein. Wer nach diesen beiden Nackenschlägen für den Inder ein leichtes Weiterkommen für Anish in Partie 4 prophezeit hatte, wurde eines Besseren belehrt. Etwas überraschend wählte Giri trotz der Führung mit Schwarz erneut einen scharfen Najdorf-Sizilianer, spielte auch in einer extrem zweischneidigen Stellung mit heterogenen Rochaden sehr schnell und wurde nach einem Patzer und nicht einmal 20 Minuten Gesamtspielzeit Matt gesetzt.
Somit musste er wie bereits in der vorherigen Runde wieder beim Stand von 2:2 in die 10-Minuten-Partien (+ 10 Sekunden Inkrement pro Zug). Mit Weiß wechselte er den Aufschlag auf Katalanisch und erreichte eine vereinfachte Position, in der er durch seine Kontrolle über die d-Linie über etwas Druck verfügte. Dennoch bedurfte es für einen Sieg noch eines suboptimalen Damen-Manövers von Sethuraman, der dadurch seinen Springer aller brauchbaren Felder beraubte und wenig später entscheidendes Material verlor.
In der sechsten Partie verzichtete Giri diesmal auf seinen Sizilianer, sondern erreichte mit klassischem 1… e5 in einem Italiener schnell komfortablen Ausgleich, bevor der durch die verpassten Chancen sicherlich auch ermüdete Inder im Mittelspiel einfach einen Bauern einstellte, wonach Anish keine größere Mühe mehr hatte, die Partie zum Gewinn zu führen und mit 4:2 ins Achtelfinale einzuziehen.
Dort trifft er nicht auf seinen Angstgegner Vladimir Kramnik, sondern mit dessen Bezwinger Vasily Ivanchuk auf eine andere Legende dieses Sports. Ähnlich ist die Ausgangslage für Rapport, der sich nicht mit dem an Position 3 gesetzten, aber heute gescheiterten Fabiano Caruana messen muss, sondern gegen den russischen Routinier Evgenij Najer sicherlich auch realistische Chancen auf ein Weiterkommen haben dürfte.