Mit einer gehörigen Portion Nervosität, einem Zittersieg in Runde 2, aber letztlich den erhofften vier Punkten am ersten Tag sind Melanie Müdder, Dana Berelowitsch, Elizabeth Kublanov und Luisa Bashylina in die Deutschen U14w-Vereinsmeisterschaften in Neumünster gestartet, bei dem sie versuchen wollen, ihren in exakt gleicher Besetzung errungenen Vorjahrestitel erfolgreich zu verteidigen.
Unsere Mädchenmannschaft ist nun zum sechsten Mal in Folge bei den Deutschen U14w-Titelkämpfen dabei, so dass Elizabeth Kublanov, die bei allen Turnieren dabei war, sicherlich die Rekordspielerin bei diesen Meisterschaften ist. Doch der erfolgreiche Teamchef seit der ersten Stunde, Joachim Görke, wusste zu berichten, dass sich trotz dieser Routine absolut nichts daran geändert hat, dass die Mädels mit unglaublicher Nervosität vor allem in die erste Runde gehen. Dies ist in diesem Jahr sogar recht verständlich, da sie nach dem sensationellen Turnierverlauf 2016, wo sie den Titel mit der perfekten Bilanz von 14:0 Zähler erreichten, nun als topgesetztes Team die gejagten Titelverteidiger sind. Insbesondere unsere befreundeten Mädels vom Düsseldorfer SK haben im vergangenen Jahr sehr große Fortschritte gemacht und werden als Nummer 2 der Setzliste als stärkster Konkurrent gehandelt.
In der Auftaktrunde ging es zunächst einmal gegen den thüringischen Vertreter von der SG Blau-Weiß Stadtilm. Hier konnte Luisa Bashylina ihre positionellen Vorteile gegen Anna-Lena Wilhelm (1122) im Mittelspiel zum entscheidenden Materialgewinn nutzen und für die beruhigende Führung sorgen. Vor der Zeitkontrolle erhielt Dana Berelowitsch dann von Mannschaftsführer Joachim Görke die Erlaubnis zu einem Remisangebot, da sich die Geschehnisse an den anderen Brettern erfreulich entwickelten. Dana hatte gegen die russische Verteidigung ihrer Gegnerin Natalie Pflugradt (1470) früh einen Bauern gewonnen, danach jedoch ein schnelles Verflachen in ein remisliches Leichtfigurenendspiel mit ungleichfarbigen Läufern zugelassen, so dass die offerierte Punkteteilung akzeptiert wurde.
Den Siegtreffer besorgte dann wie erhofft Elizabeth Kublanov, die mit Schwarz gegen Pauline Schmidt (1271) schön die Linien gegen den weißen lang rochierten König öffnete und dies zum entscheidenden Materialgewinn nutzte. Am Spitzenbrett konnte Melanie Müdder in der Zeitnotphase mit Schwarz gegen Larissa Ziegenfuß (1691) durch ihren weit vorgerückten Freibauern klare Vorteile im Schwerfigurenendspiel erzielen. Die endgültige Verwertung im Damenendspiel mit zwei Mehrbauern dauerte dann aber 75 Züge und über 5 Stunden, bevor sich Melanie über den vollen Zähler zum 3½:½-Auftaktsieg freuen konnte.
Dementsprechend kurz war ihre Pause bis zur zweiten Runde, in der das erste NRW-Duell mit den von IM Thomas Fiebig betreuten SF Brackel wartete. Glücklicherweise unterlief hier Nicole Garbuz (1672) am Spitzenbrett gegen das schottische Vierspringerspiel von Melanie Müdder eine frühe Eröffnungsungenauigkeit, dem wenig später ein Blackout folgte, der Melanie bereits nach 16 Zügen den Sieg sicherte. Zudem war Luisa Bashylina sehr motiviert, sich gegen Basmalah Elier (959) für ihre Vorjahresniederlage zu revanchieren, als sie in klarer Gewinnstellung ein Grundlinienmatt übersehen hatte. Diesmal häufte sie geduldig kleine Materialvorteile an, wickelte ins Endspiel ab, so dass es schnell 2:0 stand.
Grundsätzlich hätte dies alle Beteiligten beruhigen sollten, zumal Elizabeth Kublanov eine sehr perspektivreiche Angriffsstellung gegen Kirsten Bünte (1557) besaß. Sorgen bereitete lediglich der Partieverlauf bei Dana Berelowitsch, die mit Schwarz gegen Mareike Wastian (1660) in einer Maroczy-Struktur, die aus einem abgelehnten Morra-Gambit entstanden war, schrittweise in die Defensive geriet und nach einigen Ungenauigkeiten schließlich entscheidend Material verlor, was den Anschlusstreffer zur Folge hatte.
Nun wurde es zu einem Zitterspiel, denn Elizabeth hatte ihren Angriff etwas zu zögerlich vorgetragen und Kirsten Bünte einiges Gegenspiel gegen Ellis schwache Zentrumsbauern eingeräumt. Erschwerend kam hinzu, dass beide ab dem 25. Zug fast nur noch von ihrem 30-sekündigen Inkrement lebten und bis zur Zeitkontrolle kaum einmal mehr als eine Minute auf der Uhr hatten. So entstand ein sehr unklares Schwerfigurenendspiel mit vielen Ungenauigkeiten, bei dem aufgrund der beiderseitig geschwächten Königsstellung alle drei Ergebnisse möglich schienen, zumal Elli auch auf ein mögliches Dauerschach verzichtete. Schließlich war das notwendige Quäntchen Glück auf unserer Seite, als Bünte in höchster Zeitnot ein inkorrektes Turmopfer anbrachte.
Zwar strapazierte Elizabeth auch in der Folge etwas die Nerven des Solinger Anhangs, als sie Gelegenheiten zum vereinfachenden Damentausch ausließ, doch nach geschaffter Zeitkontrolle wickelte sie dann routiniert zum Sieg ab, der das 3:1 sicherstellte.
Somit liegen unsere Mädels punktgleich mit drei weiteren Mannschaften mit 4:0 Punkten an der Tabellenspitze und treffen morgen in der 3. Runde auf das an Position 4 gesetzte sächsische Team vom Schachzentrum Seeblick.