Nichts für schwache Nerven war das Heimspiel der V. Mannschaft gegen den TV Witzhelden II, bei dem unser Team am Ende außerordentlich froh war, ein 4:4 gegen den bisherigen Vorletzten der Tabelle gerettet zu haben, nachdem man frühzeitig mit drei Zählern in Rückstand geraten war. Damit bleibt die Fünfte ungeschlagen und befindet sich weiterhin in Schlagdistanz zu den Aufstiegsplätzen.
Ursprünglich waren allerdings zwei Punkte gegen die Witzheldener fest eingeplant gewesen, da unsere Mannschaft an sechs Brettern deutliche DWZ-Vorteile zu verzeichnen hatte. Doch der Kampfverlauf spiegelte dieses Kräfteverhältnis in den ersten drei Stunden nicht einmal ansatzweise wider. Helmut Meckel opferte gewohnt unternehmungslustig einen Bauern, war aber später froh über das gegnerische Remisangebot, da er eine hinreichende Kompensation nicht hatte nachweisen können. Wenig später erlag Dr. Marius Fränzel, der mit den schwarzen Steinen zuvor bequemen Ausgleich erlangt hatte, einer kurzzeitigen Schachblindheit und stellte im Mittelspiel einzügig seine Dame durch eine Springergabel ein.
Doch es sollte noch deutlich schlimmer kommen: Friedel Skiber und Rainer Falge, die in der ersten Saisonhälfte für viele wertvolle Punkte gesorgt hatten, erwischten beide einen völlig gebrauchten Tag, verloren früh Material und unterlagen ebenfalls, so dass es nach ungefähr drei Stunden ½:3½ stand und der Kampf praktisch verloren war. Denn auch der routinierte Ersatzmann Gerd Capelan, der sich mit seinem Gegner schon vor über 30 Jahren am Brett duelliert hatte, war vom grassierenden Virus der Material-Einsteller befallen worden und kämpfte bei vollem Brett, in dem er nur einen Turm im Vergleich zur gegnerischen Dame besaß, für eine verlorene Sache.
im Endspiel seine größere Routine aus und sorgte für den ersten Sieg des Tages. Danach unterlief dem bei knapper Bedenkzeit nervöser werdenden Gegner von Gerd Capelan ein kapitaler Schnitzer, durch den Gerd nicht nur sein Minus-Material zurück erobern konnte, sondern direkt eine Gewinnstellung erhielt, die er wenig später zum Anschlusstreffer verwertete. Jan-Hendrik Berents hatte mit Blick auf den desolaten Zwischenstand frühzeitig die Weisung erhalten, seine völlig ausgeglichene Stellung notfalls bis zu den blanken Königen weiterzuspielen. Diese Taktik fruchtete: mit jedem weiteren Abtausch machte sein Gegner kleinere Zugeständnisse und plötzlich stand ein gewonnenes Bauernendspiel auf dem Brett – Ausgleich!
Nun wäre vielleicht sogar noch ein Sieg drin gewesen, denn Wolfgang Zimdars hatte vor der Zeitkontrolle einen Bauern gewonnen und war beim aussichtslos erscheinenden Rückstand noch als bester Kandidat für einen vollen Zähler gehandelt worden. Doch während sich an den anderen Brettern die Waagschale sich unerwartet zu unseren Gunsten neigte, wurde die Position bei Wolfgang immer unklarer, nachdem sein Gegner geschickt Verwicklungen angezettelt hatte. Insofern war Wolfgang trotz weiterhin vorhandenem Mehrbauern froh, die Remisofferte seines Gegners anzunehmen, wonach das höchst schmeichelhafte 4:4 perfekt war.
Im letzten Saisondrittel wird allerdings neben diesem hervorragenden Kampfgeist eine deutliche spielerische Leistungssteigerung notwendig sein, um den angestrebten Wiederaufstieg realisieren zu können.