Ähnlich trist wie der gegen die Scheiben des Schachzentrums prasselnde Dauerregen gestaltete sich auch die spielerische Vorstellung der III. Mannschaft gegen den SV Dinslaken II. Zwar wurden die großen nominellen Vorteile schließlich noch in ein 5½:2½ umgemünzt. Dabei wurden die couragiert aufspielenden Gäste allerdings deutlich unter Wert geschlagen.
Dinslaken musste zwei Stammspieler ersetzen und ging dadurch mit einem fast 250 DWZ-Zähler geringeren Schnitt in den Kampf. Doch nur in der Anfangsphase schien dieser Unterschied spürbar. Stefan Wickenfeld war nach seiner bitteren Auftaktniederlage in Krefeld hoch motiviert und agierte mit Schwarz gegen das Londoner System seines Gegners sehr aggressiv. Er opferte eine Qualität für zwei Bauern und nutzte die sich bietenden Vorposten für seine Leichtfiguren gut aus, was die frühe Führung bedeutete.
Doch im Anschluss wurde es zäh. Der zuletzt in ausgezeichneter Form befindliche Stephan Borchert verfügte in einem Sizilianer zunächst über optische Vorteile, doch spätestens als sein Gegner mit Schwarz einen mächtigen Zentralspringer dauerhaft auf e4 installieren konnte, war die Position sehr unklar, so dass Stephan das Remisangebot gerne annahm. Noch schlimmer erwischte es Andreas Peschel, der mit Schwarz vielleicht dank seines Läuferpaares minimal besser stand, als er schachblind in eine Springergabel lief und einzügig einen Turm einstellte. Zumindest konnte Markus Schmuck wenig später die Führung wiederherstellen. Sein Gegner behandelte die Eröffnung mit Schwarz ungenau, woraus einige schwache Bauern resultierten, die Markus später erobern konnte.
Es folgten zwei Punkteteilungen an den vorderen Brettern: Oliver Kniest stand mit den schwarzen Steinen stets minimal schlechter und streute bei sich anbahnender Zeitnot auf beiden Seiten zum richtigen Zeitpunkt ein Remisangebot ein, bevor sein Gegner ihn noch lange dank aktiverem König im Turmendspiel quälen konnte. Dagegen besaß Milon Gupta lange Zeit den typischen katalanischen Raumvorteil mit den weißen Steinen, konnte diesen aber nicht substantiell ausbauen, so dass die Partie im remisen Damenendspiel verflachte.
Parallel hatten sich die Verwicklungen in der Partie von Kevin Zolfagharian in der Zeitnotphase nicht in unserem Sinne entwickelt, so dass beim Zwischenstand von 3½:2½ der Partie am Spitzenbrett von Thomas Michalczak besondere Bedeutung zukam. Dieser hatte in einer positionellen Königsindisch-Variante mit den schwarzen Steinen ein vorteilhaftes Schwerfiguren-Endspiel erreicht, in dem sein Springer dem gegnerischen Läufer überlegen war, was zum Verlust von zwei Bauern führte. Weiß konnte nur noch ein Qualitätsopfer versuchen, um den schwarzen König Dauerschach-Gefahren auszusetzen, doch die Zeitkontrolle war genau zum richtigen Zeitpunkt erreicht, so dass Tom alle Gefahren umschiffen und den wichtigen vollen Zähler zum Mannschaftssieg einfahren konnte.
So verblieb nur noch die Partie von Kevin Zolfagharian, deren wechselhafter Verlauf vermutlich am besten dadurch verdeutlicht wird, dass es insgesamt vier Remisangebote in der Partie gab, die jeweils abgelehnt wurden! Kevin erreichte gegen die Aljechin-Verteidigung des Gegners eine leicht bessere Stellung, wurde dann aber zu ungeduldig und kreierte mit einem Figurenopfer unnötige taktische Verwicklungen. Sein Gegner verteidigte sich präzise und erreichte vor der Zeitnotphase ein besseres Endspiel. In der Blitzphase spielten beide nicht optimal, so dass sich Kevin in ein Turmendspiel mit Minusbauern retten konnte, das gute Remisaussichten bot. Doch sein Gegner setzte alles auf seine verbundenen Freibauern, erlaubte Kevin damit aber auch die Bildung eines eigenen Freibauerns, der sich aufgrund des abgeschnitteten schwarzen Königs als deutlich gefährlicher herausstellte.
Nach einem fatalen Fehler konnte er diesen Bauern zur Dame führen und die gegnerischen Bauern rechtzeitig aufhalten, so dass er sogar noch gewann. Das Endergebnis von 5½:2½ fiel somit sicherlich zu hoch aus, bedeutete aber zumindest den ersten Saisonsieg für die Dritte, welche nun 3:1 Zähler in der Regionalliga aufweist.