Ein kurioses Bild bietet die Tabelle der Verbandsliga-Gruppe 1 nach dem ersten Spieltag. Bei noch einer ausstehenden Nachholpartie konnte unsere IV. Mannschaft dank ihres 4½:3½-Auswärtssieges bei den SF Moers die Tabellenführung übernehmen, da alle anderen Begegnungen des Spieltages unentschieden endeten. Vorausgegangen waren sechs spannende Stunden, bei dem nur wenige Partien einen rationalen Verlauf nahmen, sondern ungewöhnlich viele Fehler die Nerven aller Beteiligten inklusive Mannschaftsführer Joachim Görke strapazierten.
Dieser hob daher ausdrücklich die wohl beste Solinger Partie des Tages von Melanie Müdder hervor, die ihre in einem Sweschnikow-Sizilianer erlangten Vorteile mustergültig in einem Angriff ummünzte, so dass ihr Gegner nach dem Verlust von zwei Bauern in einer trostlosen Position aufgab. Bei Joachim Görke wurde in einem Damenbauernspiel niemals das Stellungsgleichgewicht ernsthaft gestört, so dass Joachim mit Schwarz keine überzogenen Risiken eingang und nach Zugwiederholung remisierte.
Danach begann die Phase, in der bis zur Zeitkontrolle viele merkwürdige Entwicklungen auf den Brettern zu verzeichnen waren. Die kurioseste Szene führte zum Sieg von Eduard Kushchan in seinem ersten Mannschaftskampf. In einem ausgeglichenen Turmendspiel stellte sein Gegner seinen Turm zwecks Abtausch direkt neben Eduard’s Turm. Allerdings war dieser überhaupt nicht gedeckt, so dass dem Gegner nur kopfschüttelnd die Aufgabe blieb. Ähnlich reagierte Rafael Müdder auf seinen Fauxpas. Er hatte seinen Gegner glatt überspielt und konnte seinen schönen Angriff mit einem dreizügigen Turmgewinn abschließen. Dabei sah er auch das Motiv, verwechselte jedoch die Zugreihenfolge, so dass er nicht nur den Turmgewinn verpasste, sondern sein Gegner sich sogar noch ins Remis retten konnte.
Anschließend gelang den Gastgebern in ihrer stärksten Partie der Anschlusstreffer. Volker Naupold tauschte in nur minimal schlechterer Position eine Figur falsch ab und landete in einem schwer zu verteidigenden Endspiel mit Läufer und Springer gegen das gegnerische Läuferpaar, was sein Gegner mustergültig zum Sieg führte. Deutlich ärgerlicher waren die Ereignisse am Spitzenbrett, wo das langjährige Moerser Spitzenbrett Boris Tummes im frühen Mittelspiel zwei Bauern gegen Ralph Blasek geopfert hatte, aber keine hinreichende Kompensation nachweisen konnte. So ging Ralph mit Mehrbauern und besserer Position in die Zeitnotphase, wo Tummes mit wenigen Restsekunden für einige Züge (ohne Inkrement!) geschickt Schwindelchancen kreierte und nach temporärem Qualitätsopfer schließlich mit Mehrfigur aus den Verwicklungen hervorging.
Somit konnte Moers nach der Zeitkontrolle zum 3:3 ausgleichen, so dass wir erfreut feststellten, dass sich auch bei Helmut Meckel die Partie völlig gedreht hatte. Helmut hatte nach einem fatalen Bauerneinsteller glatt auf Verlust gestanden, doch sein Gegner fand den sofortigen Gewinn nicht, sondern wickelte in ein »nur« besseres Endspiel ab, wo er zudem seinen Mehrbauern verlor. Im anschließenden Turmendspiel zeigte Helmut dann bessere Technik und sorgte nach etwa fünf Stunden für die erneute Führung zum 4:3.
Dies hätte eigentlich die Entscheidung bedeutet, denn Stefan Flesch knetete ein prinzipiell unverlierbares Endspiel mit Läuferpaar und vier Bauern gegen Läufer, Springer und drei Bauern auf Gewinn. Doch es passte zu diesem verrückten Kampf, dass es auch hier noch spannend wurde: Stefan verbrauchte auf der Suche nach dem Gewinn viel Bedenkzeit und geriet auf der Uhr unter Druck, so dass er mit 16 Restsekunden den risikolosen Weg wählte und einen seiner zwei verbliebenen Läufer gegen den letzten schwarzen Bauern opferte, um so den Mannschaftssieg zum 4½:3½ abzusichern.
Nach diesem hart erkämpften Auftaktsieg möchte die Vierte sich nun bei der Heimpremiere am 14.10. gegen Ratingen II daran anküpfen und sich in der oberen Tabellenhälfte etablieren.