Mit einem überraschenden 12:12 (3:3) gegen den klaren Aufstiegsfavoriten SG Kaarst gelang unserer U20 I- Mannschaft ein toller Auftakt in die NRW-Jugend-Liga und ein unerwarteter Punktgewinn im Kampf um den Klassenerhalt. Dies war der verdiente Lohn für eine geschlossen gute Mannschaftsleistung in einem spannenden Kampf, bei dem nach fast sechs Stunden Spielzeit keine einzige Punkteteilung zu verzeichnen war.
Zwar mussten die Gäste aus Kaarst, die in der Vorsaison erst am letzten Spieltag unglücklich den Aufstieg in die Bundesliga verpasst hatten, auf ihre beiden Spitzenbretter verzichten, doch dank ihres in dieser Saison nochmals verstärkten Kaders waren sie immer noch klarer nomineller Favorit mit einem 170 Zähler besseren DWZ-Schnitt, zumal wir ja auch auf die bei der Schach-Olympiade weilende Amina Sherif verzichten mussten.
Außerdem war einigen Beteiligten noch die bittere 0:6-Niederlage gegen Kaarst aus dem Vorjahr in Erinnerung. Doch diesmal begann der Kampf völlig anders: Philipp Nguyen nutzte mit Weiß in der ultrascharfen vergifteten Bauer-Variante des Najdorf-Sizilianers einen Eröffnungsfehler seines Gegner zum Figurenopfer, dessen Annahme einen unparierbaren Mattangriff nach sich zog.
Zheheng Ding war nach einer »ereignisreichen« Anreise mit der Deutschen Bahn erst wenige Minuten vor Ablauf der einstündigen Karenzzeit eingetroffen und agierte mit Wut im Bauch und großem Zeitnachteil sehr kompromißlos. Einem korrekten Bauernopfer im frühen Mittelspiel für Kompensation ließ er später mit nur wenigen Minuten Restbedenkzeit ein zweischneidiges Figurenopfer folgen. Sein Mut wurde belohnt, denn sein Gegner verpasste die richtige Verteidigung und musste sich kurz danach geschlagen geben.
Mit einer unerwarteten 2:0-Führung ging es damit in eine kollektive Zeitnotphase an den restlichen vier Brettern. Leider verpasste es Dana Berelowitsch, einen Fehler ihres Gegners ausgangs der Eröffnung noch härter zu bestrafen. Sie gewann zwar einen Bauern, doch die daraus resultierende schwarze Figurenaktivität sorgte für immer stärkere Kompensation, bis Dana nach einem taktischen Versehen entscheidende Materialverluste hinnehmen musste. Auch Carolin Kublanov belohnte sich für ihre gute Leistung nicht. Mit den schwarzen Steinen hielt sie gegen ihren nominell klar favorisierten Gegner gut mit und besaß mit ihrem Läuferpaar für den verlorenen Turm und zwei Minusbauern absolut hinreichende Kompensation, bevor ihr in Zeitnot ein Fehler unterlief, der wenig später in einem nicht haltbaren Turmendspiel resultierte.
Parallel hatte jedoch die aktuell vor Selbstbewusstsein nur so strotzende Luisa Bashylina mit Schwarz die Initiative an sich gerissen und einen Bauern gewonnen. Letztlich erwies sich die geschwächte weiße Königsstellung als entscheidend und Luisa sicherte mit ihrer starken Partie den unerwarteten Punktgewinn.
Leider war Melanie Müdder am Spitzenbrett mit Schwarz aus einer gut spielbaren Sizilianisch-Stellung schrittweise in eine immer passivere Position geraten, so dass ihr Gegner seine Schwerfiguren in Zusammenarbeit mit der ungleichfarbigen Läufer so umgruppieren konnte, dass ihm schließlich ein entscheidender Bauerndurchbruch auf c5 gegen den rückständigen schwarzen d6-Bauern gelang. Letztlich konnte Melli entscheidende Materialverluste nicht mehr vermeiden, so dass nach fast sechs Stunden Spielzeit das 3:3-Unentschieden feststand.
Trotz dieses Ausgleichs überwiegen aber deutlich die positiven Aspekte. Sollte die Mannschaft diese starke spielerische Leistung in den weiteren Kämpfen konservieren können, wird der angestrebte Klassenerhalt definitiv machbar sein.