Einen Auftakt nach Maß erwischte die II. Mannschaft zum Auftakt der 2. Bundesliga West. Bei der zweiten Vertretung des DJK Aufwärts Aachen konnte das Team einen Rückstand noch drehen und siegte dank zweier Gewinnpartien von Sandipan Chanda und Jan Hobusch mit 4½:3½.
Erst im vergangenen Februar waren beide Mannschaften in Aachen aufeinander getroffen und es hatte einen 4½:3½-Überraschungssieg für die Zweite gegeben, während die Erste parallel das Spitzenspiel gegen Baden Baden gewann. Zum Auftakt dieser Saison stand das Duell auch im Zeichen des Europapokals, der erst zwei Tage zuvor im griechischen Porto Carras beendet worden war. So hatten der Aachener Mannschaftsführer Michael Buscher zusammen mit Thomas Michalczak und Sandipan Chanda den Rückflug nach Düsseldorf erreicht, nachdem der Shuttlebus zuvor bei der Anreise zum Flughafen liegen geblieben war.
Diesmal verlief die Anreise für alle deutlich problemloser und es trafen auf Aachener Seite zwei und auf Solinger Seite sogar drei »warmgespielte« Europapokalakteure zum Einsatz. Da die Aachener allerdings auf ihre ebenfalls in der Woche auf Kreta aktiven GM Roeland Pruijssers (der nun parallel zur Verteidigung seines Titel beim Open in Hoogeveen aktiv war) und GM Robin Swinkels verzichten mussten, gingen wir mit einem minimal besseren Eloschnitt in den Kampf, so dass erneut eine sehr ausgeglichene Auseinandersetzung zu erwarten war.
Die ersten beiden Partien endeten folgerichtig nach etwa zwei Stunden mit unspektakulären Punkteteilungen. Mannschaftsführer Markus Schäfer scheute mit Weiß in einem klassischen Scheweninger Sizilianer das letzte Risiko gegen IM Cemil Gulbas (2393) und offerierte bei noch recht vollem Brett das Remis. Auch Jörg Wegerle fand im positionellen Stellungskampf gegen den Holländer von FM Michael Buscher (2393) keine vielversprechende Fortsetzung und wickelte ebenfalls ins Remis ab.
Deutlich länger wurde zwischen Xavier Mastalerz (2247) und Thomas Michalczak gespielt, doch in einem symmetrischen g3-Grünfeld-Inder wurde das Stellungsgleichgewicht niemals ernsthaft gestört, bevor im völlig ausgeglichenen Damenendspiel kurz vor der Zeitkontrolle Frieden geschlossen wurde. Die Führung für die Gastgeber erzielte dann FM Vladimir Skulener (2388) in der Partie gegen Kevin Schröder. In einer modernen Verteidigung brachte Kevin mit den schwarzen Steinen in der Eröffnung zwei Varianten durcheinander und landete in einer sehr schwierigen Position, in der sich der weiße Angriff am Königsflügel deutlich leichter als das mühselige schwarze Gegenspiel am Damenflügel spielte und dann auch folgerichtig zum Erfolg führte.
So ging es mit einem Stand von 1½:2½ in die fünfte Spielstunde, in der Sandipan Chanda für den Ausgleich sorgte. Mit den schwarzen Steinen lieferte er sich ein spannendes Duell mit FM Dirk van Dooren (2332) in einem scharfen Najdorf-Sizilianer. In der Zeitnotphase hatte Sandipan ein taktisches Versehen genutzt und die weiße Dame für Turm und Läufer gewonnen, was er später technisch zum vollen Zähler ummünzte.
Dagegen hatte Routinier Predrag Nikolic mit den weißen Steinen gegen GM Martijn Dambacher (2504), der in seiner Jugend auch einige Jahre für unseren Verein in der Regionalliga gespielt hatte, in einem Stonewall-Holländer lange Zeit etwas schlechter gestanden. Doch Predrag verteidigte sich umsichtig und erreichte schließlich ein ausgeglichenes Endspiel, in dem das Remis nach 53 Zügen unterschriftsreif war.
Damit spielten nur noch die beiden letzten Bretter, wo nach den verbliebenen Positionen leichte Hoffnungen auf einen Mannschaftssieg für uns bestanden. Oliver Kniest hatte mit den schwarzen Steinen gegen das Londoner System von Marcel Jügel (2187) im Mittelspiel einen Bauern gewonnen, konnte jedoch in der Folge diesen Vorteil nicht verdichten. In der Zeitnotphase unterlief ihm dann ein Versehen, durch das er in ein Endspiel geriet, in dem der weiße Springer seinen Läufer ziemlich dominierte. Doch zum Glück fand er eine Ressource, dank der er unter temporärem Figurenopfer in ein völlig ausgeglichenes Turmendspiel abwickeln konnte.
Nach diesem Remis avancierte Jan Hobusch zum Matchwinner. Jan hatte im Mittelspiel ein taktisches Versehen von FM Jean Herman (2299) zu einem Bauerngewinn genutzt und schließlich mit der Zeitkontrolle ein Springerendspiel mit Mehrbauern erreicht. Doch die pauschale Grundregel, dass Springerendspiele genau wie Bauernendspiele einzuschätzen sind, stellt sich in den feinen Details der Praxis bekanntlich immer als viel komplexer heraus, insbesondere wenn der Erfolg im Mannschaftskampf von der Gewinnführung abhängt. Umso beeindruckender war es, dass Jan keine Nerven zeigte, sondern der Vorteil sicher nach Hause brachte und so nach ca. 5½ Stunden den ersten Saisonsieg sicherstellte.