Mit einem leistungsgerechten 4:4 beim Aufsteiger SV Oberursel musste die II. Mannschaft zwar ihren ersten Punktverlust in dieser Saison hinnehmen, liegt aber nach dem ersten Saisondrittel sensationell mit 5:1 Zählern auf dem geteilten ersten Tabellenplatz. Neben Topscorer Jan Hobusch, der sein Ergebnis auf 3/3 schraubte, sorgte diesmal Mannschaftsführer Markus Schäfer für einen sehr wichtigen Sieg.
Vor dem Kampf in Hessen musste erstmals aufstellungstechnisch improvisiert werden, da Kevin Schröder kurzfristig in der Bundesliga gegen Mülheim Nord einspringen musste und daher der Zweiten nicht zur Verfügung stand. Für ihn spielte Andreas Peschel, dem auf diesem Wege noch einmal für seine Einsatzbereitschaft gedankt sei.
Die Gastgeber hatten mit 2:2 Zählern einen guten Saisonstart erwischt und gingen mit einer nominell leicht schwächeren Mannschaft in den Kampf. Der Auftakt verlief unspektakulär: Jörg Wegerle remisierte am Spitzenbrett nach der Eröffnung gegen den polnischen IM Jacek Dubiel (2434). Wenig später war auch das Remis bei Michael Berg in seiner Schwarz-Partie gegen Ernst Fromme (2142) unterschriftsreif, nachdem dessen Damenbauernspiel zu einem Verflachen der Stellung bei zahlreichen Abtäuschen geführt hatte.
Danach sorgte der in glänzender Form befindliche Jan Hobusch für die Führung, Mit Schwarz hatte er gegen Thomas Falk (2129) nach der Eröffnung bereits bequemen Ausgleich erzielt, als er nach einem taktischen Versehen seines Gegners eine Qualität gewinnen konnte, die er mustergültig in einen vollen Zähler umwandelte. Kurz vor der Zeitkontrolle stellte dann Milon Gupta seine Gewinnbemühungen gegen CM Volker Gries (2069) ein. Milon hatte mit Weiß stets mikroskopischen Vorteil besessen, den er aber nicht entscheidend verdichten konnte.
Kurz nach der Zeitkontrolle folgte dann der Ausgleich für die Gastgeber. Thomas Michalczak, der erst am Vorabend von einem Open im tschechischen Pilsen angereist war, hatte keinen guten Tag erwischt. In seiner Spanisch-Partie gegen Samuel Weber (2217) erlaubte er ohne Not ein schwarzes Qualitätsopfer auf f3, das nicht nur seine Bauernstruktur am Königsflügel dauerhaft zerstörte, sondern seine Türme gegen den dominanten schwarzen Zentralspringer zur Passivität verurteilte. Alle schwarzen Figuren partizipierten am Angriff gegen den weißen König, so dass Tom sich selbst mit einer Rückgabe der Qualität nicht mehr retten konnte.
Parallel hatte Dr. Daniel Schlecht bei seiner Saisonpremiere mit den schwarzen Steinen gegen IM Axel Heinz (2440) eine spannende Partie in einer Modevariante des Zweispringersystems in der Caro-Kann-Verteidigung auf dem Brett, verlor aber leider in der Zeitnotphase einen Bauern. Dieser Nachteil war in einem Schwerfigurenendspiel nicht mehr zu kompensieren, zumal sein König auch deutlich anfälliger als der weiße Monarch postiert war.
Nach mehr als 5 Stunden gelang Markus Schäfer jedoch sein enorm wichtiger erster Saisonsieg. In einem Tarrasch-Franzosen sammelte Markus gegen FM Robert Schlamp (2301) geduldig kleine Vorteile an und gewann schließlich einen Bauern, den er in der Folge mit guter Technik in einem Schwerfigurenendspiel zu einem vollen Zähler ummünzte.
Wie auch in den ersten beiden Kämpfen musste somit bei einem ausgeglichenen Zwischenstand die letzte Partie die Entscheidung bringen. Die Begegnung von Prof. Ralph Nenninger (2115) und Andreas Peschel befand sich nach einer ruhigen slawischen Abtauschvariante stets im Gleichgewicht und mündete nach der Zeitkontrolle in einem Doppelturmendspiel. Hier hätte Andreas an zwei Stellen die Position verschärfen können, was aber auch mit einem Verlustrisiko einhergegangen wäre. Doch er präferierte – mit Blick auf den Gesamtstand sicherlich berechtigt – die solide Vorgehensweise, so dass das Endspiel schließlich in ein Bauernendspiel mündete, bei dem nur noch die beiden h-Bauern auf dem Brett verblieben.
So war das leistungsgerechte 4:4 perfekt und unsere Zweite empfängt nun am 16.12.2018 tatsächlich den Aachener SV zum Spitzenspiel des vierten Spieltags der beiden punktgleichen Tabellenführer.