Nach der bisher schwächsten Saisonleistung musste unsere II. Mannschaft in der 2. Bundesliga West eine verdiente 3½:4½-Niederlage gegen den SV Bochum 02 hinnehmen. So verbleibt die Mannschaft um Kapitän Markus Schäfer, der als einziger seine Partie gewinnen konnte, mit 7:5 Zählern zwar auf dem 3. Tabellenplatz, konnte sich aber nicht weiter von den Abstiegsrängen absetzen.
Der SV Bochum 02 gehörte zu Beginn dieses Jahrzehnts zu den Spitzenmannschaften der 2. Bundesliga West und hatte im Jahr 2015 sogar die Möglichkeit, nach dem Verzicht der SG Porz als Nachrücker in die Bundesliga aufzusteigen. Stattdessen folgte aus finanziellen Gründen der Rückzug in die Regionalliga, doch nach drei Aufstiegen in Folge ist die Mannschaft in diesem Jahr zurück in der 2. Liga.
Dort spielt nominell das nach dem Eloschnitt in Topbesetzung nur an Position 9 gesetzte Team mit 5:5 Zählern bisher eine ausgezeichnete Saison. Dennoch rechneten wir uns gute Chancen auf einen Punktgewinn aus, da die Gäste mit der beim neuen Frauen-GM-Turnier in Saint Louis aktive IM Anna Zatonskih auf eine ihrer Leistungsträgerinnen verzichten mussten.
Doch frühzeitig deutete sich an, dass unser Oktett im Kollektiv keinen guten Tag erwischt hatte. Nach einem Kurzremis am Spitzenbrett zwischen IM Mikhail Zaitsev (2467) und Jörg Wegerle kamen die Gäste zu einer unerwartet frühen Führung,
Tom Michalczak wählte mit Weiß gegen die Philidor-Verteidigung von Uwe Pewny (2203) ein modernes und sehr aggressives System mit frühem g4, wurde jedoch von seinem Gegner überrascht. Trotzdem spielte er zu schnell weiter und landete schnell in einer Stellung, in der sein auf g7 eingesperrter Turm für große Probleme sorgte. Nach einer weiteren Ungenauigkeiten war die weiße Position aufgrund zu großer Materialverluste nicht mehr haltbar und Tom musste nach nur 24 Zügen aufgeben.
Routinier IM Detlef Heinbuch (2290), der in den 80er Jahren mehrere Jahre am Spitzenbrett der Bundesliga spielte, wählte gegen Topscorer Jan Hobusch mit Weiß einen extrem soliden Aufbau, so dass in völlig ausgeglichener Stellung Frieden geschlossen wurde. Ebenfalls keine großen Wellen schlug das Duell zwischen Dr. Daniel Schlecht und IM Dr. Achim Illner (2467). Beide folgten lange einer Modevariante im Nimzo-Inder, in der Weiß genügend Kompensation für den geopferten Bauern besitzt, aber auch nur unter Risiken mehr erreichen kann.
Den Ausgleich zum 2½:2½ erzielte dann Markus Schäfer, der mit Weiß in einem Najdorf-Sizilianer gegen CM Prof. Dr. Matthias Kiese (2220) eine schwere Ungenauigkeit zu einem Mattangriff nutzen konnte, den er mit einem Standard-Damenopfer abschloß. Dennoch deutete zu diesem Zeitpunkt bereits vieles auf eine Niederlage hin.
Kevin Zolfagharian hatte mit Weiß gegen Matthias Krämer (2234) in einer Maroczy-Struktur des beschleunigten Drachen nichts erreichen können und musste vor der Zeitkontrolle ebenfalls in die Punkteteilung einwilligen. So verblieben nur noch die Schwarz-Partien von Kevin Schröder und Michael Berg, in der beide jedoch bestenfalls auf einen halben Zähler hoffen konnten.
Michael war mit Schwarz in einer Nebenvariante des Wolga-Gambits gegen Lars Jellinghaus (2223) schnell in eine sehr passive Position geraten, in der zudem sein König gefährdet in der Mitte fest hing. So war er bald gezwungen, eine Qualität zu geben, konnte aber nicht genügend Gegenchancen erzeugen und musste sich nach vier Stunden geschlagen geben.
Auch Kevin Schröder hatte mit Schwarz gegen Detlev Wolter (2218) die Eröffnung in einem Leningrader Holländer zu aggressiv angelegt. So landete er in einer Position, in der er kontinuierlich unter seiner geschwächten Königsstellung zu leiden hatte. Aufgrund seines Entwicklungsrückstands war er schließlich zu einem Qualitätsopfer genötigt, zeigte allerdings wieder einmal famosen Kampfgeist und lehnte in dieser schlechten Lage sogar ein Remisangebot seines Gegners ab.
Letztlich musste er aber dadurch weitere 40 Züge um die Punkteteilung kämpfen, was ihm schließlich in einem Endspiel mit Läufer und Bauer gegen Turm und Bauer gelang. Den Gästen reichte allerdings dieser halbe Zähler zum 3½:4½, womit sie nach Mannschaftspunkten zu uns aufschlossen und einen sehr großen Schritt Richtung Klassenerhalt machten.
Der Zweiten sollte es mit einer Leistungssteigerung in den letzten drei Kämpfen ebenfalls gelingen, diese Zielvorgabe zu erreichen.