Ganz in der Nähe der Überreste der bekannten Brücke von Remagen kam die II. Mannschaft zu einem leistungsgerechten 4:4 beim SC Remagen Sinzig und verteidigte dadurch mit 8:6 Punkten den 3. Tabellenplatz in der 2. Bundesliga West. Dieser Zähler war enorm wichtig, da fast alle Mannschaften der unteren Tabellenhälfte punkteten und die Liga im Kampf um den Klassenerhalt noch näher zusammengerückt ist.
Der SC Remagen Sinzig ist nach einigen Jahren als Bundes- und Zweitligist und dem später erfolgten Rückzug auf die Landesebene im Vorjahr wieder in die 2. Bundesliga West aufgestiegen und gehört auch als Aufsteiger zu den nominell eher stärkeren Teams der sehr ausgeglichenen Liga. Nach den ersten beiden Saisondritteln lagen die Remagener aber mit 5:7 Zählern zwei Punkte hinter unserer Zweiten und nur einen Punkt vor den drei Abstiegsrängen, so dass sie im Kampf gegen uns natürlich einen Sieg anstrebten.
Sie besaßen auch an 7 Brettern die höheren Elo-Zahlen und gingen somit durchaus als Favorit in die Begegnung. Insofern verliefen die ersten beendeten Partien durchaus in unserem Sinne. GM Alexander Dgebuadze (2492) verzichtete mit Schwarz gegen die extrem solide Eröffnung von Jörg Wegerle ebenso auf Gewinnversuche wie GM Petar Popovic (2440) mit Weiß in einem königsindischen Angriff gegen die Caro-Kann-Verteidigung von Dr. Daniel Schlecht.
Jan Hobusch konnte in einem angenommenen Damengambit mit Schwarz gegen FM Arnold Huhndorf (2244) durch präzises Spiel völligen Ausgleich erzielen, so dass beide nach zahlreichen Abtäuschen im 22. Zug in einem Leichtfigurenendspiel Frieden schlossen und weiterhin in dieser Zweitligasaison ungeschlagen sind. Thomas Michalczak erreichte mit kontrollierter Offensive in einem durch Zugumstellung entstandenen Tarrasch-Franzosen einen mikroskopischen Vorteil gegen IM Alexander Alienkin (2372), so dass dieser ebenfalls einer Punkteteilung nicht abgeneigt war.
In der vierten Spielstunde erzielte Oliver Kniest dann in der einzigen Partie mit Solinger Elo-Vorteil die Führung. Pal Suranyi (2046) agierte mit Weiß in einem Katalanen sehr ambitioniert und opferte früh einen Bauern, konnte aber im Mittelspiel keine vollständige Kompensation nachweisen, bevor ihn ein Einsteller endgültig die Partie kostete.
Nun waren die beiden Topscorer bei Remagen gefragt und konnten tatsächlich beide ihre Partien gewinnen. Dabei zeigte IM Richard Polaczek (2379) eine sehr starke positionelle Vorstellung gegen Michael Berg, der gegen den wenig ambitionierten Torre-Angriff des Belgiers fast vollständig ausgeglichen hatte, bevor ihm eine unscheinbare Ungenauigkeit unterlief. Diese nutzte Polaczek mustergültig aus, vergrößerte seinen positionellen Vorteil schrittweise und gewann gegen den zu völliger Passivität verurteilten Michael schließlich entscheidendes Material.
Markus Schäfer hatte gegen IM Adrian-Marian Petrisor (2427) mit seiner schottischen Eröffnung keinen Vorteil erreichen können und geriet bei knapper werdender Bedenkzeit schließlich in ein unangenehmes Turmendspiel, bei dem der schwarze Springer unangenehmen Druck gegen einen weißen Bauern ausüben konnte und der weiße Läufer zu einem passiven Verteidiger degradiert war. Nach einigen taktischen Scharmützeln gelang dem Rumänen der forcierte Übergang in ein Bauernendspiel, in dem Markus seine erste Saisonniederlage nicht mehr verhindern konnte.
Praktisch parallel sorgte jedoch Milon Gupta für den Ausgleich zum 4:4-Endstand. Gegen den routinierten FM Raimund Busch (2219) konnte sich Milon im Mittelspiel dank seiner Bauern-Majorität am Damenflügel Raumvorteil erspielen und in der Folge weitere Schwächen in der Bauernstruktur und der gegnerischen Königsstellung provozieren. Schließlich gewann er kompensationslos einen Bauern und hatte keine Probleme diesen Vorteil pünktlich zur Zeitkontrolle in einen vollen Zähler zu diesem wichtigen Mannschaftsremis umzumünzen.
Damit benötigt die Zweite noch einen Zähler aus den letzten beiden Partien, um auch theoretisch den Klassenerhalt abzusichern. In einem Monat geht es am 24.03. zum Vorjahres-Gruppensieger Schott Mainz.