Mit einem 14:10 (4:2) beim Klub Kölner Schachfreunde hat unser U20-Team am letzten Spieltag den Klassenerhalt in der NRW-Jugendliga geschafft und eine durchwachsene Saison mit Höhen und Tiefen mit einem Happy End abgeschlossen. Es passte zum Drehbuch des Kampfes, dass mit Amina Sherif, Philipp Nguyen und Niklas Nink ausgerechnet die drei aus Altersgründen ausscheidenden Akteure in ihrem letzten Jugendmannschaftskampf für die drei entscheidenden Siege sorgten.
Durch die hohe Niederlage in der vorherigen Runde gegen die Sgem Ennepe-Ruhr-Süd hatte sich unser Jugendteam selbst in Zugzwang gebracht. Zwei der drei Abstiegsplätze waren noch zu vergeben. Wir lagen dabei punktgleich mit der SG Porz II und Ennepetal, die gegeneinander antreten mussten, auf einem dieser Abstiegsränge. Zudem hatten die SG Bochum 31 II und der Brühler SK nur einen Mannschaftspunkt Vorsprung und spielten ihrerseits gegen die beiden Tabellenführer aus Krefeld und Kaarst, die im Kampf um den Aufstieg selbst gewinnen mussten.
Somit war klar, dass eine Niederlage definitiv den Abstieg bedeutete, während ein Sieg beim bereits als Absteiger feststehenden KKS mit extrem hoher Wahrscheinlichkeit den Klassenerhalt sichern würde. Doch was nützt die grundsätzliche nominelle Überlegenheit, wenn gleich fünf (!) Akteure in diesem wichtigen Kampf ausfallen? Melanie Müdder und Luisa Bashylina befanden sich noch bei den Deutschen Meisterschaften in Magdeburg, Dana Berelowitsch feierte ihren Geburtstag und Carolin Kublanov hatte wegen anstehender mündlicher Abi-Prüfung ebenso abgesagt wie ihre Schwester Elizabeth. Da zudem Yaroslava Sereda und Malik Sherif bereits festgespielt waren, fuhr ein absolutes Not-Sextett zum entscheidenden Kampf nach Köln.
Der ganz kurzfristig aus der U20 III eingesprungene Luca Casu musste gegen einen anderen NRW-Liga-Debütanten auf Kölner Seite antreten und hätte dabei sicherlich gute Chancen gehabt. Doch leider brachte er sich wieder einmal durch viel zu schnelles Spiel in Schwierigkeiten und musste sich folgerichtig nach zwei Stunden geschlagen geben.
Dafür hatte Zheheng Ding seinen Gegner mit einem Bauernopfer mustergültig in die Defensive gedrängt, da es immer neuer Verteidigungsmaßnahmen bedurfte, um den in der Mitte verbliebenen schwarzen König zu schützen. Als dieser dann endlich doch zur Rochade gelangte, konnte Zheheng mit einem schönen Königsangriff den Ausgleich erzielen.
Niklas Nink agierte wie in der gesamten Saison mit hohem Risiko und opferte mit Schwarz in der Eröffnung einen Bauern für objektiv nur sehr zweifelhafte Kompensation. Dafür fand er sich in den verwickelten Stellungsbildern deutlich besser zurecht und gewann letztlich sogar zwei Bauern, bevor sein Gegner in hochgradiger Zeitnot und bereits sehr schlechter Stellung den entscheidenden Fehler machte. Damit beendete Niklas seine letzte Jugendsaison mit der tollen Bilanz von 5/5.
Dieser Sieg hätte bereits die Vorentscheidung zum Klassenerhalt sein können, doch leider vergab Ersatzmann Benjamin Rhode nach zuvor starker Partie seine Siegchance, als er ein gewinnbringendes Figurenopfer verpasste. Wie so häufig folgte auf eine derartige verpasste Chance ein zweites Versäumnis und in Zeitnot stellte Benny in unklarer Lage nach einem Blackout einen Turm ein.
Beim Stande von 2:2 hing nun alles von den Spitzenbrettern ab, wo es jeweils in die Zeitnotphase ging. Hier behielt Amina Sherif in dieser Drucksituation die Nerven. In einer Englisch-Struktur baute sie mit den weißen Steinen kontinuierlich steigenden positionellen Druck auf, den sie schließlich in entscheidende materielle Gewinne ummünzen konnte. Parallel zu diesem Sieg hatte Niklas in Erfahrung gebracht, dass Bochum II bereits hoch gegen Kaarst zurück lag, so dass wir dank der besseren Brettpunkte bereits gerettet waren.
Schließlich gelang es aber Philipp Nguyen in einer spannenden Partie mit heterogenen Rochaden ebenfalls mit seinem Angriff schneller durchzudringen und sich den Sieg zum 4:2-Endstand sichern. Durch die anderen Ergebnisse unserer Mitkonkurrenten rutschten wir in dieser immens engen Liga sogar noch von einem Abstiegsplatz auf den dritten Rang nach vorne.
Im nächsten Jahr wird sich die dann deutlich verjüngte Mannschaft erheblich steigern und vor allem viel häufiger ihre Stammbesetzung ans Brett bringen müssen, um den Klassenerhalt schaffen zu können. Das durchaus vorhandene spielerische Potential deutete sie bereits in dieser Saison bei der Begegnung gegen den Aufsteiger aus Krefeld (der gegen uns seine einzige Niederlage erlitt) oder dem 3:3 gegen Topfavorit Kaarst an.
Zum Abschluss gebührt aber ein großer Dank an Amina Sherif, Philipp Nguyen und Niklas Nink, deren Jugendschach-Karriere mit dieser Saison endet und die über viele Jahre mit ihrem schachlichen Talent, aber auch ihrer Persönlichkeit die U20 oder auch jüngere Mannschaften wie z.B. die U16 geprägt haben. Wir hoffen, dass ihr euren schachlichen Enthusiasmus auch in den kommenden Jahren trotz der Herausforderungen in Studium und Beruf bewahren werdet.