Es dürfte sicherlich eine absolute Rarität darstellen, dass wir an einem Tag gleich drei Turniersieger aus Reihen unseres Vereins feiern können, aber am Nachmittag des 21.07.2019 gab es tatsächlich binnen zwei Stunden gleich dreifachen Grund zu feiern. Denn unmittelbar nach dem Sensationssieg von Thomas Michalczak in Dortmund gab es aus dem holländischen Leiden die nächsten Erfolge zu vermelden. Während Predrag Nikolic die »Kronengruppe«, ein Rundenturnier mit früheren Siegern des Open, mit 6/9 gewann, holte sich Sandipan Chanda mit 7½/9 den Titel in der A-Gruppe des offenen Turniers.
Das Schachfestival in Leiden feierte vom 12.–21.07.2019 seine 13. Auflage. Bereits im Vorfeld war klar, dass sich das Organisationsteam und auch der bisherige Sponsor, Roel Piket (ein Cousin unseres früheren Bundesligaspielers Jeroen Piket), nach dem Turnier zurückziehen würde und die weitere Zukunft des Turniers ungewiss ist. So beschloss man, ergänzend zu den üblichen Open-Turnieren ein Rundenturnier mit den bisherigen Turniersiegern auszutragen.
In dieser Topgruppe gehörte der in Leidersdorp nahe dem Tunierort wohnhafte Predrag Nikolic als Nummer Zwei der Setzliste zum Favoritenkreis. Unser Routinier erwischte mit 2/3 inklusive eines Remis gegen den topgesetzten GM Lalith Babu (2580) einen soliden Start, bevor er in der vierten Runde mit den weißen Steinen gegen GM Roeland Pruijssers (2534) unterlag.
Damit waren die Hoffnungen auf einen Erfolg des Lokalmatadors zur Turniermitte gering, doch in der zweiten Turnierhälfte nach dem Ruhetag spielte Predrag stark auf. Er bezwang direkt nach seiner Niederlage IM Maksim Shekachichin (2415) und GM Deep Sengupta (2558) und schob sich wieder nach vorne. In der vorletzten Runde blieb er gegen IM Das Arghyadip (2439) ebenfalls siegreich und ging mit einem halben Zähler Vorsprung auf Sengupta in die Schlussrunde.
Dort remisierte er schnell gegen seinen langjährigen Konkurrenten GM John van der Wiel (2380), der heute nur noch selten aktiv ist. Nun musste Predrag abwarten, ob Sengupta seine leicht vorteilhafte Position gegen IM Artuhr Pijpers würde verwerten können. Doch der Niederländer verteidigte sich stark und Nikolic durfte sich mit 6/9 über den ungeteilten mit 1250 Euro dotierten Turniersieg freuen.
Das A-Open war durch das Rundenturnier in diesem Jahr mit nur 3 GM und 7 IM unter den 51 Teilnehmern schwächer als üblich besetzt. Dennoch hätte wohl niemand mit einem solchen Durchmarsch von Sandipan Chanda gerechnet. Unser 35-jähriger Inder hatte sich erst zwei Wochen vor Beginn aufgrund einer persönlichen Einladung der Organisatoren und im Hinblick auf die vielleicht letzte Auflage zur Teilnahme entschlossen und reiste nach sehr langer Formkrise ohne große Erwartungen nach Leiden.
Doch der Start gelang dem topgesetzten Sandipan ausgezeichnet, so dass er das Feld vor dem Ruhetag mit 4/4 alleine anführte. Im Anschluss bezwang er mit Schwarz GM Sergey Ivanov (2496) und IM Mark van der Werf (2394) und besaß nach sechs Runden bereits 1½ Zähler Vorsprung auf das Verfolgerfeld! So kam es zu der absoluten Rarität, das er nach zwei Remisen das Open mit 7/8 bereits eine Runde vor Schluss gewonnen hatte. Nach einer weiteren Punkteteilung gegen den Mülheimer Bundesligaakteur IM Thomas Beerdsen (2497) behielt er zumindest einen vollen Zähler Vorsprung und durfte sich über eine Elo-Performance von 2630 und den ebenfalls mit 1250 Euro dotierten ersten Preis freuen.
Bei der Siegerehrung äußerten sowohl Predrag als auch Sandipan in ihren kurzen Ansprachen die Hoffnung, dass das Turnier auch in den nächsten Jahren fortbestehen möge.