Tief bestürzt nimmt die Solinger Schachgesellschaft Abschied von IM Karl-Heinz Podzielny, der am 01.08.2019 im Alter von 64 Jahren verstorben ist. Karl-Heinz spielte von 1989-1998 für uns in der Bundesliga und gehörte zur Meistermannschaft des Jahres 1997.
Durch sein enormes Talent und Schachverständnis gehörte er in vielen Jahren zu den Topscorern des Teams und war einer der Leistungsträger. Auf der anderen Seite konnte sein Lebensstil dem jeweiligen Mannschaftsführer an den Bundesligawochenenden viele Nerven kosten. So kam es durchaus vor, dass am Sonntagmorgen, wenn sich Teile der Mannschaft bereits beim Frühstück befanden, zunächst ermittelt werden musste, in welcher Lokalität des Ortes Karl-Heinz zuletzt gesehen worden war. Wenn die Fahndung erfolgreich und der Meister aufgespürt worden war, galt es dann manchmal noch eine Zeche zu erstatten, da »Podz-Blitz« in der Nacht das Kleingeld ausgegangen war …
Nach irgendwie erfolgreich absolviertem Transport zu den damals noch um 9:00 Uhr beginnenden Sonntags-Partien konnte Karl-Heinz aber in der Regel die entnervten Verantwortlichen dadurch besänftigen, dass er – von den nächtlichen Ereignissen völlig unbeeindruckt – seine Partie überzeugend gewann.
Sein manchmal durchaus aufbrausendes Temperament wird sehr treffend durch die Geschichte verdeutlicht, die sich während eines hochkarätig besetzten Blitzturniers abspielte, das im Rahmenprogramm während eines Europapokal-Kampfes in Solingen stattfand. Als besondere Attraktion war damals auch ein Modell des amtierenden Computerschach-Weltmeisters der Firma Mephisto dabei. Karl-Heinz war weder von dessen Teilnahme begeistert noch von der Spielstärke beeindruckt und ging hochmotiviert in die Partie. Vor zahlreichen Solinger Kiebitzen zeigte »Podz-Blitz« in seiner Spezialdisziplin, in der er insgesamt 7 deutsche Meistertitel errang, eine positionelle Glanzpartie und demonstrierte die damals noch vorhandenen großen strategischen Defizite des Computers.
Mit einem taktischen Schlag wollte Karl-Heinz die Partie kunstvoll abschließen, übersah jedoch einen typischen »Computer-Zug« als Riposte, was die Partie völlig kippen ließ. Nach seiner Niederlage bedurfte es schon mehr als guter Worte, sondern eines beherzten Eingreifens einiger Schachfreunde, um den bereits zur Tat schreitenden Karl-Heinz davon abzuhalten, »diese verfluchte Fischdose« aus dem Fenster zu werfen.
Die Schachgemeinschaft hat ein außergewöhnliches Talent und einen großen Liebhaber unseres königlichen Spiels verloren, der insbesondere als nicht immer einfacher und streitbarerTyp fehlen wird. Ruhe in Frieden, Karl-Heinz!