Ganguly spielt Turnier seines Lebens

GM Surya Shekhar Ganguly

In der chinesischen Provinz Hunan fand vom 27.07.-06.08.2019 mit dem »Belt and Road-Turnier« die erste Auflage eines neuen Super-Open statt, das in drei Wertungskategorien mit einem Gesamtpreisfonds von 250.000 Euro in das Reich der Mitte lockte.  Dabei erwischte Surya Shekhar Ganguly mit einer Eloperformance von 2876 vielleicht das Turnier seines Lebens. Zwar gehört der 36-Jährige seit mehr als 15 Jahren beständig zu den erweiterten Top 100  der Weltrangliste und konnte als Individual-Goldmedaillengewinner bei der letzten Mannschaftsweltmeisterschaft und sechsfacher indischer Meister durchaus bereits einige prestigeträchtige Turniererfolge feiern. Dennoch wird ihm der Sieg bei diesem Super-Open alleine deshalb in Erinnerung bleiben, weil er ihm die imposante Summe von 50.000 Dollar einbrachte.

Dabei sind die Voraussetzungen alles andere als ideal gewesen. Ganguly quälte sich die gesamten 10 Tage mit einer heftigen Erkältung durch das Turnier und gehörte im A-Open, in dem 73 Akteure mit einer Elo über 2400 am Start waren, als Nummer 15 der Setzliste höchstens zum erweiterten Favoritenkreis.  Doch der Auftakt gelang mit 2/2, darunter einem Schwarz-Sieg gegen Vizeweltmeisterin Kateryna Lagno (2549) sehr gut. In der Folge konnte er zwei schlechtere Stellungen gegen die Nummer 2 Vietnams Ngoc Sun Tron Nguyen (2636) und den chinesischen Weltklassespieler Yu Yangyi (2736) remisieren.

Vermutlich zeigte dann die 5. Runde, das für Ganguly in diesem Turnier besonderes möglich war, als er den Topgesetzten Wei Yi (2737) dank starker Eröffnungsvorbereitung in nur 16 Zügen besiegen konnte. So gehörte er zur Turniermitte mit 4/5 zu einem Führungsquartett. In den nächsten drei Runden hatte er gegen alle seine Co-Führenden anzutreten. Dabei war ihm in der sechsten Runde das notwendige Quäntchen Glück hold, dass Afrikas stärkster Spieler Dr. Bassem Amin  (2707) einen Gewinn ausließ.

Im Anschluss gelang Surya seine beste Partie im Turnier beim stark herausgespielten Sieg gegen den inzwischen für Georgien spielenden Bulgaren Ivan Cheparinov (2666), die ihm die alleinige Tabellenführung mit 5½/7 bescherte.  Vielleicht war Wang Hao (2725) deshalb in der Vorschlussrunde zu ungeduldig und ruinierte eine leicht bessere Position binnen kurzer Zeit zum Verlust.

Somit war Ganguly (6½) vor Amin (6) und drei weiteren Verfolgern (5½) selbst im Falle einer Niederlage eine Top-Platzierung sicher,  während ihm ein Remis aufgrund der besseren Wertung auf jeden Fall den Turniersieg gesichert hätte.  Wie so oft spielen in derartigen Situationen die Nerven eine sehr entscheidende Rolle, doch letztlich erreichte er nach einer Kampfpartie die Punkteteilung  gegen Paco Vallejo Pons (2687) und durfte sich über einen grandiosen Turniersieg und den sicherlich größten Zahltag seiner Karriere freuen.

Es bleibt zu hoffen, dass Surya diese grandiose Form für die kommende Bundesliga-Saison konservieren kann.

Ergebnisse
Bericht Chessbase