Nach einem nervenaufreibenden und dramatischen Tie Break hat sich Anish Giri mit 5:4 gegen Evgenij Najer (2635) durchgesetzt und die dritte Runde des Weltcups erreicht. Dabei musste erstmals in diesem Turnier die Armageddon-Partie entschieden, die Anish als Schwarzer für sich entscheiden konnte.
Die erste Schnellschachpartie des Tages (25 Minuten+ 10 Sekunden/Zug) schlug erneut keine hohen Wellen. Najer eröffnete diesmal 1.e4 und im entstandenen Schotten blieb die Stellung stets im Gleichgewicht. In der vierten Partie opferte Najer mit Schwarz frühzeitig einen Bauern, entwertete dadurch aber die weiße Bauernstruktur, so dass auch dieser Materialvorteil nicht zu verwerten war.
In den 10-Minuten-Partien hatte Giri zunächst Weiß und es kam dasselbe positionelle Bauernopfer wie in der vorherigen Partie bei minimal veränderter Ausgangslage aufs Brett. Anish versuchte ambitioniert, den Bauern zu behalten, doch sein König wurde bei relativ vollem Brett nach f4 getrieben. Doch in dieser Situation versagten dem exzellenten Taktiker Najer die Nerven und er verpasste den Gewinn, sondern gab sich mit Dauerschach zufrieden. Nach diesem glücklichen Remis war Giri glücklich, dass er in der Schwarz-Partie in einem weiteren Schotten erneut unproblematisch die Balance halten konnte, so dass es in einem ausgeglichenen Turmendspiel zur sechsten Punkteteilung kam.
Die beiden folgenden Blitz-Partien (5 Minuten + 3 Sekunden Zuschlag/Zug) offenbarten dann die Erschöpfung und nervliche Anspannung beider Akteure. In seiner nächsten Weiß-Partie erhielt Najer mit einer seltenen Variante der Wiener Partie die bessere Stellung, bevor ein grober Patzer Anish einen gewinnbringenden Königsangriff bescherte. Somit brauchte unser holländisches Spitzenbrett »nur« noch ein Remis mit Weiß zum Weiterkommen, doch aus einer ausgeglichenen Stellung nach einem Bogo-Inder kamen Giri im Doppelturmendspiel zwei Bauern abhanden und nach 105 Zügen musste er sich zum 4:4-Ausgleich geschlagen geben.
Somit stand erstmals in diesem Weltcup das Nervenspiel »Armageddon« auf dem Programm. Anish erhielt bei der Auslosung die schwarzen Steine, so dass er mit vier gegen fünf Minuten spielte, ihm dafür aber ein Remis reichte. Diesmal wählte Najer die englische Eröffnung und es entwickelte sich ein ausgeglichenes Mittelspiel, bevor sich die typische Nervenschlacht fortsetzte. Giri opferte eine Figur für Königsangriff, konnte aber kein Dauerschach forcieren. Dafür erhielt er nach einer Ungenauigkeit einen dritten Bauern, bevor der letzte Fehler des Russen die Partie zugunsten des Holländers entschied, der damit als der Glücklichere in die nächste Runde einzog.