Unsere zweite U20-Mannschaft kam im ersten Heimspiel der Jugend-Verbandsliga zu einem deutlichen 17:5 (5½:½) gegen den Radevormwalder SV und bleibt damit an der geteilten Tabellenspitze. Mannschaftsführer Kevin Zolfagharian berichtet:
Nachdem der erste Saisonkampf in Elberfeld mit einer kuriosen Geschichte bei der Anreise begann und in einem spannenden und erfolgreichen Showdown endete, hatte die U20 II diesmal einen deutlich entspannteren Nachmittag. Die Gäste aus Radevormwald hatten nämlich zwei kurzfristige Ausfälle zu verkraften, die nicht mehr ersetzt werden konnten, so dass Spitzenbrett Benjamin Rhode und Sarah Fetahovic nach Ablauf der Karenzzeit kampflos als Sieger feststanden.
Die mit Abstand verrückteste Partie spielte sich bei Dmitrij Sereda ab. Nach unspektakulärem Beginn fingen er und sein Gegner plötzlich an, diverse Figuren taktisch zu »opfern«, so dass sich eine Stellung ergab, die eigentlich klar für seinen – deutlich älteren – Gegner gewonnen war. Da dieser jedoch seine erste Turnierpartie spielte und noch nicht ganz regelfest war, war ihm die korrekte Anwendung der »Berührt-geführt-Regel« noch nicht klar. Der mit den weißen Steinen spielende Dmitrij hatte eine kleine Falle aufgestellt, mit welcher er allerdings nur einen Figurengewinn drohte. Sein Gegner übersah das Motiv zunächst und zog seinen Turm direkt neben den schwarzen Monarchen, bevor er erkannte, dass dies ein klarer Fehler gewesen wäre. So setzte er den Turm auf das Ausgangsfeld zurück und machte stattdessen einen besseren Zug mit einer anderen Figur. Dmitrij reklamierte daraufhin »Berührt-geführt«, was bei irgendeinem anderen Zug mit dem berührten Turm keine schlimmeren Konsequenzen außer dem Figurenverlust gehabt hätte, da sein Gegner über genügend Materialvorteil verfügte. Doch sein Kontrahent glaubte nun, dass er zum ursprünglichen Zug verpflichtet wäre. Der Turmzug auf das Feld neben dem König raubte diesem jedoch ein entscheidendes Fluchtfeld. Unser sechsjähriger Youngster Dmitrij zögerte nicht lange und setzte seinen geschockten Gegner nach diesem Fehler Schachmatt und erhöhte auf 3:0.
Deutlich ruhiger verlief die Partie von Kian Scheidtmann, der sich in einem ruhigen Spanier schrittweise Vorteile erspielen konnte, bis er die Chance besaß, mit einem taktischen Manöver Material zu gewinnen. Diese Möglichkeit blieb allerdings ungenutzt, so dass sein Gegner Gegenspiel und eine leicht bessere Stellung bekam. Nach Damenabtausch entstand jedoch ein ungleichfarbiges Läuferendspiel mit jeweils einem Turm, in dem leistungsgerecht Remis vereinbart wurde.
Damit war der Kampf endgültig gewonnen, so dass Sebastian Hahner und Tim Kondziella ihre Partien ohne Druck zu Ende spielen konnten. Bei Sebastian entwickelte sich aus einer Caro-Kann-Eröffnung eine Französisch-Struktur, in der beide Akteure bei heterogenen Rochaden im Angriff den Gewinn erzwingen wollten. Zunächst schien sein Gegner hier deutlich schneller voranzukommen, entwickelte dann aber plötzlich zu großen Respekt vor Sebastians Offensive und ging in den Verteidigungsmodus über. Diesen strategischen Fehler nutzte Sebastian dankend aus und gewann schließlich mit einer schönen Kombination.
Tim Kondziella musste als einziges Mitglied unserer Mannschaft mit den schwarzen Steinen antreten und lieferte sich mit seinem Gegner ein theoretisches Duell in einer englischen Eröffnung. Es entstand eine sehr unklare Position, in der sein Gegner schrittweise die Übersicht verlor, so dass Tim sauber und ungefährdet seine Vorteile zum abschließenden Sieg zum 17:5 (5½:½) verwertete.
Zum Abschluss des Jahres erwartet die U20 II in einem Spitzenspiel am 07.12.19 im Schachzentrum die ebenfalls noch verlustpunktfreie Mannschaft von SW Remscheid.
Kevin Zolfagharian