Bereits zum neunten Mal in Folge steht für unsere Jugendabteilung zum krönenden Jahresabschluss die Teilnahme an einer Deutschen Vereins-Meisterschaft auf dem Programm. In diesem Jahr sind wir erneut mit einem Quartett bei den U20w-Meisterschaften in Braunschweig am Start. Bei der Premiere im Vorjahr gab es einen dritten Platz, den Melanie Müdder, Luisa Bashylina, Dana Berelowitsch und Yaroslava Sereda gerne verbessern würden. Zum Auftakt gab es nach zwei extrem spannenden Kämpfen mit Höhen und Tiefen ein 3:1 gegen Bavaria Regensburg und ein 2:2 gegen Borussia Lichtenberg.
Die Deutschen Vereinsmeisterschaften in der U20w erleben in diesem Jahr eine kleine Renaissance, denn mit 16 Mannschaften sind so viele Teams wie schon lange nicht am Start. Zudem ist es eine unglaublich offene Meisterschaft, bei der sich vermutlich die Hälfte des Teilnehmerfeldes Hoffnungen auf den Titel oder zumindest einen Medaillenplatz machen kann. Unsere Mädels sind unter bewährter Mannschaftsführung von Joachim Görke sogar an Position 1 gesetzt, obwohl sie das drittjüngste Team der Meisterschaft sind.
Bereits die Auftaktrunde bot mit dem SC Bavaria Regensburg 1881 eine sehr schwierige Aufgabe inklusive eines echten Topduells am Spitzenbrett, wo die amtierende Deutsche U16w-Meisterin Jana Bardorz (2054) auf die Vize-Meisterin dieser Altersklasse Melanie Müdder traf. Leider ging Melanie mit Schwarz in einem Rosslimo-Sizilianer etwas zu aggressiv zu Werke und landete nach der Abwehr ihrer Angriffsoptionen in einer strategischen Verluststellung aufgrund ihrer sehr schlechten Bauernstruktur. Dafür schien Luisa Bashylina gegen Liliane Pavlov (1710) in einem Sizilianer einem klaren Sieg entgegenzusteuern, als sie die Nerven der Betreuer und ihrer Teamkolleginnen durch einen Figureneinsteller extrem strapazierte. Doch sie kämpfte unverdrossen weiter und zum Glück »revanchierte« sich ihre Gegnerin mit einem taktischen Patzer, so dass Luisa wieder die Kontrolle übernehmen und für die psychologisch wichtige Führung sorgen konnte.
Parallel hatte Dana Berelowitsch mit Schwarz in einem beschleunigten Drachen gegen Marie Oberhofer (1751) die Kontrolle übernommen und gewann schließlich nach einem taktischen Versehen ihrer Gegnerin eine Figur, was sie souverän zum vollen Zähler ummünzte. Dennoch durfte weiter gezittert werden, denn Melanie war in einem verlorenen Doppelturmendspiel gelandet, dass trotz zäher Gegenwehr nicht zu halten war. So kam alles auf die Partie unseres »Teamkükens« Yaroslava Sereda an, die mit der DWZ-losen Clara Prölß eine absolut unbekannte Gegnerin hatte. Doch diese spielte unbeschwert auf und erreichte mit den schwarzen Steinen ein Schwerfigurenendspiel mit Mehrbauern. Doch während wir zitterten, ob Yaroslava diese schwierige Position Remis halten könnte, unterlief ihrer Gegnerin in der Zeitnotphase ein folgenschwerer Blackout, der sie mehrere Bauern kostete, so dass Yaroslava die Partie komplett drehen und sogar einen Sieg zum schmeichelhaften 3:1 einfahren konnte.
Nach diesem Zittersieg wartete am Nachmittag mit der Berliner Mannschaft vom SC Borussia Lichtenberg ein Quartett, gegen die wir im Vorjahr in sehr ähnlicher Besetzung verloren hatten, so dass jetzt die Revanche gelingen sollte. Das passende Zeichen setzte Dana Berelowitsch, die gegen Mara de Veer (1484) die Ungenauigkeiten ihrer Gegnerin in der Eröffnung konsequent ausnutzte und sehr souverän ihren zweiten Sieg des Tages zur SG-Führung erzielte. Leider hatte Melanie Müdder am Spitzenbrett in einer ausgeglichen Position aus einem Tarrasch-Franzosen gegen die sehr routinierte Paula Wiesner (1955) einen taktischen Trick übersehen, der sie nicht nur einen wichtigen Bauern kostete, sondern auch ihre Königsstellung entscheidend schwächte, so dass sie die Niederlage nicht vermeiden konnte.
Wiederum sehr nervenaufreibend verlief die Partie von Luisa Bashylina, die mit Schwarz in einem geschlossenen Sizilianer gegen Cora Hartmann (1862) die Initiative übernahm und durch einen taktischen Trick einen Bauern einkassierte. Doch bereits im nächsten Zug erlaubte sie ihrer Gegnerin immenses Gegenspiel und es entstand eine völlig unklare Stellung, in der bei reduziertem Material beide Könige extrem gefährdet standen. Bei beiderseits sehr knapper Zeit erhielt Luisa in unklarer Lage die Erlaubnis, das Remisangebot ihrer Gegnerin anzunehmen, da unsere Hoffnungen darauf basierten, dass Yaroslava Sereda in einem weiteren geschlossenen Sizilianer ihre nominellen Vorteile gegen Fanny Kessen (1383) würde ausspielen können.
Doch wie so häufig lebte Yaroslava bereits seit dem 25. Zug nur noch von ihrem 30-Sekunden-Inkrement, das sie mit jedem Zug erhielt, und ihre Gegnerin spielte mutig und stark auf. Dennoch gelang es Yaroslava die Lage zu verwickeln und unter doppeltem Bauernopfer die weiße Königsstellung entscheidend zu entblößen. Mit dem 41. Zug bot sich ihr tatsächlich die Möglichkeit, mit dem wunderschönen Turmopfer 41… Sg5 nebst entscheidendem Mattangriff die Partie für sich zu entscheiden. Doch leider fand sie diese famose Kombination trotz 20-minütigen Nachdenkens nicht. So konnte sie nur in ein Schwerfigurenendspiel mit Minusbauern abwickeln, das sie dann aber relativ problemlos zum Endstand von 2:2 Remis hielt.
So liegen nach einem nervenaufreibenden Auftakttag unsere Mädels mit 3:1 Zählern auf dem geteilten vierten Rang. Die Ausgeglichenheit des Feldes spiegelt sich auch darin wider, dass die vier Spitzenkämpfe alle mit 2½:1½ oder einem Unentschieden endeten. Morgen wird es sicherlich ähnlich spannend zugehen, wenn das Niederrhein-Derby gegen den verlustpunktfreien Düsseldorfer SK ansteht.
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Ergebnisse der 1.Runde
Ergebnisse der 2.Runde