Mit einem souverän herausgespielten 3:1 gegen das Schachzentrum Seeblick hat unser Mädchen-Quartett in der Besetzung Melanie Müdder, Luisa Bashylina, Dana Berelowitsch und Yaroslava Sereda erstmals den Deutschen U20w-Mannschaftsmeistertitel gewonnen. Mit 13:1 Punkten hatte das von Joachim Görke betreute Team drei Punkte Vorsprung auf die anderen Medaillengewinner TuRa Harksheide und Düsseldorfer SK (jeweils 10:4). Zudem sind unsere Mädels mit einem Altersschnitt von 14,25 Jahren das jüngste Meisterteam aller Zeiten in dieser Altersklasse!
Die Ausgangslage vor der letzten Runde war klar gewesen. Wir trafen auf den Tabellenzweiten, das Schachzentrum Seeblick, das zwei Punkte hinter uns lag und daher einen möglichst deutlichen Sieg brauchte, um uns den Meistertitel noch streitig zu machen. Das im Vergleich zu uns noch jüngere Team aus Sachsen verdient schon aufgrund seiner Zusammensetzung höchsten Respekt, denn es besteht aus fünf Schwestern der Familie Peglau!
Am 4. Brett kam es dabei zu einem direkten Duell um den Titel als beste Spielerin an dieser Position, denn Yaroslava Sereda (bisher 5½/6) traf auf Dora Peglau (1635), die bisher alle sechs Partien gewonnen hatte! Doch Yaroslava knüpfte nahtlos an ihre souveränen Auftritte der letzten Runden an, nutzte einen Eröffnungsfehler ihrer Gegnerin zum Figurengewinn und sorgte wie in den gestrigen Kämpfen für das psychologisch wichtige 1:0. Melanie Müdder hatte am Spitzenbrett mit Schwarz das Eröffnungsduell gegen Mirjam Peglau (1916) gewonnen, leistete sich aber im Mittelspiel einige Ungenauigkeiten, durch die sie ihre Stellungsvorteile einbüßte. Dennoch offerierte sie mit Blick auf die anderen Bretter sehr gerne die Punkteteilung.
Den »Meisterschaftspunkt« sicherte nämlich wenig später Dana Berelowitsch, die ebenfalls als Schwarze bereits mit leichtem Vorteil aus der Eröffnung gegen Charis Peglau (1796) gekommen war. Sie wickelte in ein Leichtfigurenendspiel ab, in dem ihr Läuferpaar den Vorteil sicherte und tauschte später einen Läufer ab, um ein gleichfarbiges Läuferendspiel mit Mehrbauern zu erreichen, das sie souverän zum Siegtreffer verwertete. Parallel hatte Luisa Bashylina gegen Sarah Peglau (1797) ebenfalls einen Bauern gewonnen. In einem Schwerfigurenendspiel mit ungleichfarbigen Läufern verzichtete sie jedoch auf langwierige Gewinnversuche, sondern bot Remis zum Endstand von 3:1 an und wandte sich lieber den wohlverdienten Feierlichkeiten mit ihren Teamkolleginnen zu.
Damit haben wir nach den beiden Deutschen Meistertiteln in der U14w in den Jahren 2016 und 2017 und dem dritten Platz in der U20w im Vorjahr erstmals in der Vereinsgeschichte auch den Titel in der Mädchenkönigsklasse gewinnen können und dies mit dieser sehr jungen Mannschaft. Insgesamt ist dieser Titel vermutlich am höchsten einzuschätzen, da er in einem sehr ausgeglichenen Feld gegen viele gleichwertige Gegner und nach einem sehr nervösen Beginn errungen wurde. Nach dem »Stotterstart« mit schmeichelhaften 3:1 Punkten am ersten Tag stand unser Team in der 3. Runde gegen Düsseldorf glatt auf Verlust, bevor die unglückliche Zeitüberschreitung von Judith Sokolowski nicht nur den Kampf zu unseren Gunsten drehte, sondern auch als »Knotenlöser« für den Rest des Turniers diente. Am Nachmittag folgte eine starke Leistung zum Sieg im Spitzenduell gegen Harksheide und nach der dadurch errungenen Tabellenführung agierte die Mannschaft in absoluter Bestform und gewann die restlichen Kämpfe sehr überzeugend ohne weitere Einzelniederlage.
Ein Glückwunsch geht auch an die verdienten Medaillengewinner von TuRa Harksheide mit unserem langjährigen Mitglied Amina Sherif und unsere Freunde vom Düsseldorfer SK, bei denen Eva Rudolph mit 6½/7 herausragte.
Für unser Nesthäkchen, die 12-jährige Yaroslava Sereda, war es der erste deutsche Meistertitel. Sie ist erst seit knapp 1½ Jahren in Deutschland und schon jetzt nicht mehr aus dem Team wegzudenken. Nach nervösem Start machte sie einen »Big Point«, als sie ihre schlechtere Position gegen Harksheide noch zum Sieg drehte und sorgte in der zweiten Turnierhälfte stets für das beruhigende 1:0, so dass sie als Topscorerin mit 6½/7 beste Spielerin am 4. Brett wurde, auch wenn es diesmal leider keine Brettpreise gab.
Die anderen drei Spielerinnen waren alle bereits bei den beiden Titelgewinnen in der U14w dabei. Von ihnen hatte Dana Berelowitsch im abgelaufenen Jahr in der U20-Mannschaft eine absolute »Seuchen-Saison« und zudem auch sehr wenig Praxis vor dem Turnier. Doch zum Saisonhöhepunkt präsentierte sie sich mit 5½/7 in Topform, und es passte zu ihrem tollen Turnier, dass ausgerechnet ihr beim Kampf gegen den DSK das notwendige Quäntchen Glück hold war und sie damit die Kertwende für das gesamte Team einleitete. Man kann sich nur wünschen, dass Dana im nächsten Jahr wieder mehr Zeit für Schach findet, denn ihr Potential ist bei weitem noch nicht ausgeschöpft.
Luisa Bashylina war zweifellos nicht in bester Form, was sich an einigen für sie ungewöhnlichen taktischen Fehlkalkulationen wie in der ersten und besonders in der dritten Runde zeigte. Doch Luisa hat mit ihren gerade einmal 13 Lenzen schon eine solch immense Erfahrung aus zahlreichen nationalen und internationalen Meisterschaften, dass sie in der Folge konsequent das Risiko im Mannschaftssinne dosierte, in der zweiten Hälfte ungeschlagen blieb und mit 4/7 ein wichtiger Stabilisator im Team war.
Bereits vor Turnierbeginn war klar, dass im Vergleich zu den Mitkonkurrenten das erste Brett unsere Achillesferse darstellen würde. Die schwere Aufgabe meisterte Melanie Müdder grandios, wenn man vor allem berücksichtigt, dass sie mit zwei recht klaren Niederlagen ins Turnier startete. Doch sie steckte diesen Rückschlag exzellent weg und fand hervorragend zurück ins Turnier. Sie holte den Siegtreffer gegen Harksheide, zeigte die wohl beste Partie der gesamten Mannschaft bei ihrem Schwarz-Sieg gegen Baden-Baden und schloss das Turnier mit ausgezeichneten 4/7 ab.
Ein besonderes Kompliment geht an Roman Bashylin und Rafael Müdder, welche die Mannschaft stets exzellent vor Ort auf die Gegner vorbereiteten. Sie schonten ihr vom Kiebitzen am ersten Tag arg strapaziertes Nervenkostüm im weiteren Turnierverlauf dadurch, dass sie auf Stippvisiten im Turniersaal verzichteten und sich erst nach drei bis vier Stunden über den Zwischenstand erkundigten. Ein weiterer Dank gilt natürlich auch Pavel Troshchenko, der Yaroslava via Skype unterstützte und Alexander Berelowitsch, der aufgrund seiner Trainertätigkeit für den DSK sogar erstmals den Gewissenskonflikt als Verantwortlicher für eine Partie gegen Dana durchleiden musste, die sonst aber natürlich stets auf seine Expertise zählen konnte.
Last but not least wäre ein so toller Erfolg ohne die immense Unterstützung der Eltern und vieler gedrückter Daumen aus der Heimat absolut undenkbar, wofür noch einmal allen herzlich gedankt sei! Schließlich bedarf es einer guten Seele, die alle diese Komponenten von großem Talent und engagierter Unterstützung ideal zusammenfügt. Auf diesem Wege daher ein riesiges Kompliment und besonderes Dankeschön an Joachim Görke, der im Jahre 2010 als Mannschaftsführer der ersten U14w-Mannschaft startete, seitdem bei jeder Meisterschaft als Verantwortlicher dabei war und so über ein Jahrzehnt eine unglaublich erfolgreiche Zeit geprägt hat, die uns gleich drei deutsche Mannschaftstitel im Mädchenschach eingebracht hat.
Die Schachgesellschaft gratuliert allen Spielerinnen und Betreuern zu diesem famosen Erfolg von Herzen und wünscht einen grandiosen Übergang in ein frohes, gesundes und hoffentlich ebenso erfolgreiches neues Jahr!