Mit einem 5½:2½-Heimsieg gegen die SG Ennepe-Ruhr-Süd gelang unserer III. Mannschaft der vierte Sieg in Folge, so dass sie in der NRW-Klasse mit 8:2 Zählern weiterhin auf dem geteilten zweiten Tabellenplatz mit zwei Punkten Rückstand auf Tabellenführer Godesberg II liegt.
Zwar mussten wir in diesem wichtigen Kampf erstmals auf Spitzenbrett Kevin Zolfagharian und Martin Auer verzichten, da aber bei den Gästen beide Gebrüder Lupor an den ersten Brettern fehlten, gingen wir dennoch leicht favorisiert in die Partie. Der Auftakt war unspektakulär, da am Spitzenbrett Stefan Arndt es gegen die Caro-Kann-Verteidigung von Jan Hobusch mit sehr kontrollierter Offensive versuchte, so dass die Partie bald in ein relativ statisches und ausgeglichenes Mittelspiel mündete, in dem nach Abtausch weiterer Figuren Frieden geschlossen wurde. Ähnlich verlief die Partie von Oliver Kniest, dessen Partie mit Schwarz gegen den sehr solide agierenden Achim Heller ebenfalls niemals das Gleichgewicht verließ.
Nach drei Stunden konnten wir dann einen Doppelschlag verzeichnen. Zunächst brachte uns der gesundheitlich stark angeschlagene Michael Berg gegen IM Eugen Tripolsky in Führung. Dieser agierte mit den schwarzen Steinen in einem Wolga-Gambit zu ambitioniert und schob den Rückgewinn des auf b6 befindlichen weißen Bauern zu Gunsten größerer Figurenaktivität lange auf. Doch Michael konnte mit taktischen Mitteln diverse Gegendrohungen kreieren, so dass ihm der Übergang in ein Doppelturmendspiel gelang, in dem er einen Turm auf die siebte Reihe bringen und seinen verbliebenen Freibauern nach b7 vorstoßen konnte, wonach Tripolsky frustriert aufgab. Wenig später konnte Milon Gupta mit den schwarzen Steinen einen vollen Zähler gegen Jungtalent Aik Arakelian verbuchen. Dieser versuchte es gegen die Philidor-Verteidigung von Milon mit der Brechstange, schwächte aber nur seine Position, so dass Milon geduldig die Felderschwächen nutzte, Material einsammelte und nach nur 22 Zügen den vollen Zähler einfahren konnte.
Trotz dieser vermeintlich komfortablen 3:1-Führung war die Gesamtsituation durchaus noch kritisch, da sowohl Stefan Wickenfeld als auch Ralph Blasek in ihren Weiß-Partien Material investiert hatten und Andreas Peschel sich mit den schwarzen Steinen einem gefährlichen Königsangriff ausgesetzt sah. Umso wichtiger war der Sieg, den Stephan Borchert in einer wilden Spanisch-Partie einfahren konnte. Das spekulative Figurenopfer seines Gegners brachte zu wenig Kompensation, nachdem er nicht die optimale Angriffsführung gegen den etwas luftig platzierten weißen König gefunden hatte. Somit konnte Stephan die Position konsolidieren und seinen Materialvorteil verwerten.
Nach der Zeitkontrolle kamen die Gäste dann zum ersten vollen Zähler, weil Stefan Wickenfeld einen wirklich rabenschwarzen Tag erwischt hatte. Er erspielte sich klare Positionsvorteile gegen die holländische Verteidigung seines Gegners, nahm dann aber etwas unnötig einen Bauern, was seinem Kontrahenten Kompensation verschaffte. In der Folge unterliefen Stefan gleich zwei taktische Versäumnisse, so dass er zwei Figuren verlor, dafür aber diverse Bauern einsammelte. Dies führte zur höchst kuriosen Materialverteilung, dass Stefan in einem Doppelturmendspiel nur noch fünf verbundene Bauern gegen Läufer und Springer ohne jegliche Bauern des Gegners besaß. Der Schwarze konnte relativ schnell den d- und e-Bauern gewinnen, agierte aber gegen die verbliebene Phalanx am Königsflügel zunehmend unsicher. Prompt stellte er in der fünften Spielstunde eine seiner Mehrfiguren ein, so dass die Position auch objektiv wieder ausgeglichen war. Doch es war definitiv ein gebrauchter Tag für Stefan, der kurz danach noch einmal taktisch patzte und sich frustriert zum Zwischenstand von 4:2 Matt setzen ließ.
Ebenfalls eine sehr heterogene Materialverteilung hatte sich bei Ralph Blasek ergeben, dessen Königsstellung in einer Französisch-Struktur vom Gegner durch ein temporäres Opfer entblößt worden war. In seiner typischen Spielweise verzichtete Ralph auf eine langwierige und gefährliche Verteidigung des Mehrmaterials, sondern opferte seinerseits einen ganzen Turm für eigene Initiative. Als sich der Pulverdampf der taktischen Komplikationen verzogen hatte, ergab sich ein interessantes Endspiel, in dem sein Gegner zwei Türme und zwei Bauern gegen das weiße Läuferpaar und drei Bauern besaß. Der Schwarze versuchte in dieser technisch sehr anspruchsvollen Position vieles, gab dann aber schließlich doch eine Mehr-Qualität zurück, so dass Ralph nach langer zäher Verteidigung schließlich in einem Endspiel mit Läufer und Bauer gegen Turm und Bauer mit einem halben Zähler nach 61 Zügen belohnt wurde.
Damit war der Kampf endgültig entschieden, auch wenn Andreas Peschel zuvor bereits in seiner Partie das Blatt gewendet und eine Gewinnstellung erreicht hatte. Mit den schwarzen Steinen war er im frühen Mittelspiel in eine strategisch verdächtige Stellung geraten, die seinen Gegner zu einem objektiv korrekten Figurenopfer gegen die geschwächte schwarze Königsstellung animierte. Allerdings verpasste er den Zeitpunkt, um auf Rückgewinn des Materials zu spielen, sondern setzte weiter auf Angriff. Andreas kreierte erfolgreich Gegenchancen gegen den weißen König und konnte als Folge die Schwerfiguren abtauschen. Dadurch verblieb er mit der Mehrfigur gegen zwei Bauern im Endspiel und löste die technische Aufgabe bei reduziertem Material tadellos zum Endstand von 5½:2½.
Am 02. Februar will die Dritte sich mit einem Sieg bei den Bergischen Schachfreunden weiter auf den Spitzenplätzen in der NRW-Klasse festsetzen.