Nur 13 Stunden nach dem glücklichen Ende des Zittersieges gegen den Hamelner SV saßen unsere Pokalfighter wieder an den Brettern und agierten im Vorrunden-Finale gegen den Lübecker SV deutlich souveräner. Nach fünf Stunden Spielzeit konnte ein 4:0 verzeichnet werden, mit dem wir nun im Achtelfinale des Deutschen Mannschaftspokals stehen.
Im Vergleich zum Vortag konnte unser Quartett noch einmal verstärkt werden. Für den suboptimal agierenden Oliver Kniest, der zudem parallel in der NRW-Klasse in Solingen benötigt wurde, rückte Markus Schäfer ins Team, der von der am Vortag in Kassel durchgeführten Schachbundesliga-Tagung in die Rattenfängerstadt gereist war.
Der Lübecker Schachverein gehört mit seinem Gründungsdatum von 1873 zu den Traditionsvereinen in Deutschland und konnte von 2001-2003 dreimal in Folge den deutschen Meistertitel erringen. Doch nur kurze Zeit später erfolgte der Rückzug aus der Bundesliga; aktuell sind die Lübecker ebenso wie unserer gestriger Gegner aus Hameln in der Oberliga Nord aktiv und traten im Pokal auch ohne ihre Spitzenspieler GM Sergey Kalinitschew und Frederik Svane an, so dass wir erneut deutlich favorisiert waren.
Da wir in der vor dem Kampf durchgeführten Auslosung erneut die Rolle der Heimmannschaft zugewiesen bekamen, entschieden wir uns, an den vorderen und hinteren Brettern jeweils einen Tausch der Spieler im Vergleich zum Vortag durchzuführen, um allen Akteuren einen Farbwechsel zu ermöglichen. Wie am Vortag sorgte Alexander Naumann, diesmal als Spitzenbrett, für die Führung. In einem positionellen Najdorf-Sizilianer mit 6. Le2 konnte er im Mittelspiel die f-Linie öffnen und eine gewinnbringende Initiative gegen den im Zentrum verbliebenen König seines Gegners FM Dirk Lampe (2166) einleiten. Dieser musste kurz vor der Zeitkontrolle entscheidende Materialverluste hinnehmen und gab sich geschlagen.
Kurz darauf konnte Jörg Wegerle am vierten Brett ebenfalls seine Schwarz-Partie gegen Thilo Koop (2165) für sich entscheiden. Aus einem Anti-Sweschnikow-Sizilianer mit 3. Sc3 entstand hier ein sehr dynamisches Mittelspiel, in dem die schwarze Königsstellung geschwächt war, was Jörg aber durch zwei verbundene Freibauern am Damenflügel zu kompensieren versuchte. Kurz vor der Zeitkontrolle unterlief Koop schließlich der entscheidende Fehler, der ihn nicht nur einen Freibauern, sondern aufgrund erzwungenen Damentauschs auch alle Angriffschancen kostete, wonach Jörg seine Vorteile im Endspiel souverän verwertete.
Für die endgültige Entscheidung sorgte Markus Schäfer, der am dritten Brett mit Weiß gegen Christoph Schäblein (2191) einen Tarrasch-Franzosen auf dem Brett hatte, den er mit beiden Farben seit vielen Jahren spielt. Diese Erfahrung zahlte sich aus, denn Markus erhielt eine sehr angenehme Position und wickelte nach der Zeitkontrolle in ein Endspiel ab, in dem ihm sein Läuferpaar gegen die gegnerischen Springer einen Bauerngewinn einbrachte, den er mit guter Technik in einen vollen Zähler umwandelte.
Artur Jussupow kommt aufgrund seiner höchst umfangreichen Traineraktivität nur noch selten zu eigenen Einsätzen am Brett. Umso mehr scheint er diese auskosten zu wollen, so dass es nicht verwunderte, dass er nach seinem 107-Züge-Marathon vom Vortag auch heute die längste Partie des Tages gegen Michael Ehrke (2253) absolvierte. Der Lübecker verteidigte sich mit Schwarz in einer symmetrischen Struktur des angenommenen Damengambits lange Zeit sehr präzise und Artur konnte erst mit der Zeitkontrolle etwas substantiellere Vorteile im Endspiel dank seines aktiveren Turms und des besseren Läufers gegen den schwarzen Springer erzielen. Schließlich suchte Ehrke seine Chancen mit einem Qualitätsopfer in einem Endspiel mit Springer, aktivem König und zwei Bauern gegen Turm und zwei Bauern, doch Artur zeigte eine präzise Gewinnführung, so dass ihm sein Gegner ein hübsches Matt mitten auf dem Brett gönnte.
Nach diesem 4:0 stehen wir nun in der Zwischenrunde, die am 07./08.03.2020 in Weyhe-Kirchweyhe ausgetragen wird. Dort treffen wir neben dem anderen Bundesliga-Urgestein Hamburger SK und dem Greifswalder SV auch auf die ambitionierten Gastgeber des SK Kirchweyhe, die aktuell mit einem Ensemble aus kroatischen und serbischen Großmeistern durch die Oberliga Nord spazieren und in die 2. Bundesliga aufsteigen werden.