Nur eine Woche nach dem sicheren Sieg bei Tornado Wuppertal konnte unsere U20 II auch den sechsten Kampf in dieser Jugend-Verbandsliga-Saison mit 15:8 (4½:1½) gegen die Mannschaft von Mettmann-Sport für sich entscheiden. Mannschaftsführer Kevin Zolfagharian berichtet ausführlich von einem souveränen Sieg mit einigen kuriosen Momenten:
Der Kampf begann mit einer frühen Führung, nachdem die Gäste aus Mettmann ihr Spitzenbrett aufgrund privater Gründe kurzfristig nicht einsetzen konnten und so nur zu fünft spielen mussten, weshalb der Arbeitstag von Sebastian Hahner sehr schnell beendet war.
Innerhalb der ersten Spielstunde konnte unsere Mannschaft die Führung deutlich ausbauen. Sarah Fetahovic konnte in einer ungewöhnlichen Eröffnung die ungenauen und passiven Züge ihres Gegners wie gewohnt schnell ausnutzen, um in Vorteil zu kommen. Sarahs Gegner konnte keine richtige Strategie entwickelt und versuchte, mit ruhigen Zügen die Stellung im Gleichgewicht zu behalten. Sarah allerdings forcierte mehrere Abwicklungen, drohte viel Materialgewinn und wurde schlussendlich für ihre
Bemühungen belohnt.
Kurz darauf einigte man sich am 6. Brett auf ein Remis. Dieses Unentschieden hatte aber deutlich mehr Potenzial, da Dmitrij Sereda schon nach 12 Zügen kompensationslos die gegnerische Dame für einen Springer gewinnen konnte. Sein Gegner versuchte daraufhin, so wenig Figuren wie möglich zu tauschen, was ihm tatsächlich Erfolg versprach. Dmitrij war mit der Mehrdame nicht mehr konzentriert genug und zog zu schnell, weshalb sein Gegenüber taktisch zunächst eine Qualität gewinnen konnte und anschließend auch noch Dmitrijs eigene Dame hing. Kurioserweise verdoppelte Dmitrijs Gegner die Türme, anstatt die Dame mit einem der Türme zu nehmen und so stand Dmitrij wieder auf Gewinn. Für beide schien die Partie aber sehr anstrengend und verwirrend gewesen zu sein, weshalb sie sich in diesem Moment auf ein Remis einigten.
Tim Kondziella gewann nur wenige Minuten später auch seine Partie. In einem Vierspringerspiel positionierte sich Tims Gegner früh falsch, so dass Tim mit den weißen Steinen die gegnerische Dame schnell angreifen und taktisch einen Bauern gewinnen konnte. Wenig später passierte allerdings etwas seltsames: Plötzlich tauchte der weißfeldrige Läufer, der eigentlich auf f1 postiert war, auf c5 auf, nachdem dort der schwarze Läufer geschlagen worden war. Beide Spieler diskutierten die illegale Position, doch auch auf Nachfrage der Mannschaftsführer wussten beide(!) Spieler nicht genau, wie die illegale Stellung entstanden war. Schließlich wurde auf sportlichen Weg vereinbart, dass die Partie so fortgesetzt wird, als ob der Läufer auf e3 den c5 Läufer genommen hätte. Tim konnte nach der kurzen Verwirrung seinen taktisch erspielten Vorteil souverän und fehlerfrei in einen Sieg ummünzen, so dass der Kampf nach seinem Sieg gewonnen war.
Leider hatte Kian Scheidtmann einen gebrauchten Tag erwischt und verlor in einem geschlossenen Sizilianer bei heterogenen Angriffen die Übersicht, nachdem er sich zunächst in der Eröffnung klare Vorteile erspielen konnte. Kian hatte gegen den lang rochierten weißen König zuerst die richtige Idee gehabt und versuchte, diesen mit einem Bauernvormarsch in Bedrängnis zu bringen. Als der Weiße jedoch selbst versuchte, am Königsflügel die Stellung zu verbessern, vernachlässigte Kian seine Idee, rochierte ebenfalls zum Damenflügel und versuchte von da an nur noch zu verteidigen. Dies gelang ihm leider nicht, sodass Kians Gegner sich nun auch an den schwarzen König fokussieren und einen gewinnbringenden Angriff starten konnte, der den Ehrentreffer für Mettmann darstellte.
In der letzten Partie des Nachmittages, die im Gegensatz zu den anderen Partien auch noch bis in den Abend ging, konnte sich Alexander Wallrodt den Sieg sichern. In der Tschigorin-Variante passierte bis zum Endspiel nichts großartiges und es entwickelte sich eine ausgeglichene Stellung. Sein Gegner war mit den schwarzen Steinen nicht zufrieden und versuchte, mit der Brechstange einen Mattangriff zu starten. Der Angriff war aber wenig fundiert, so dass Alex ihn ohne Probleme abwenden konnte.
Als sein Gegner dann inkorrekt den Damentausch forcierte und in ein verlorenes Springerendspiel abwickelte, wurde Alex zu siegessicher und spielte fortan nicht mehr sauber. Zunächst verlor er einen seiner Mehrbauern und stellte wenig später einen weiteren durch eine Springergabel ein. So ergab sich ein Springerendspiel mit zwei weißen und einem schwarzen Bauern. Der schwarze König stand jedoch so günstig, dass er im Zusammenspiel mit dem Springer beide Bauern von Alex auf der d- und h-Linie aufhalten konnte. Dieser hätte sich parallel um den schwarzen a- Randbauern kümmern müssen, entschied sich aber dafür, seinen h-Bauern schnörkellos nach vorne zu ziehen, da dieser als erster in eine Dame umwandeln und so auch a1 kontrollieren konnte. Nun hätte sein Gegner einfach den weißen h-Bauern aufhalten und endgültig remisieren können. Stattdessen ließ er sich auf das Rennen der beiden Freibauern ein und musste es mit einer Niederlage zum Endstand von 15:8 (4½:1½) teuer bezahlen.
Damit steht nun dank einem idealen Drehbuch beim Spielplan am letzten Spieltag bei den SF Lennep der entscheidende Kampf um den Aufstieg in die Regionalliga zwischen den beiden verlustpunktfreien Tabellenführern an.
Kevin Zolfagharian