Die III. Mannschaft konnte im Spitzenspiel der NRW-Klasse die Zweitvertretung des Godesberger SK mit 5:3 bezwingen und hat sich damit auf den zweiten Tabellenplatz nach vorne geschoben. Damit kann sich die Dritte mit zwei Siegen an den letzten Spieltagen zumindest die Teilnahme an einem Stichkampf um den Aufstieg sichern.
Der Kampf war mit einigen organisatorischen Schwierigkeiten verbunden. Der Schachbund NRW hatte etwas überraschend erstmals einen regulären Liga-Spieltag auf den Karnevalssonntag gelegt. Eine von beiden Mannschaften gewünschte Verlegung scheiterte an Terminproblemen. So mussten in dieser wichtigen Begegnung beide Teams mehrere Ersatzspieler einsetzen, wobei der personelle Aderlaß bei den Gästen noch deutlich größer war, so dass wir nominell als Favorit in die Partie gingen.
Ein weiteres Problem stellte das Spiellokal dar, da unser Schachzentrum durch das Karnevals-Open belegt war. Zum Glück konnten wir erneut in die schönen Räumlichkeiten des kommunalen Integrationszentrums ausweichen, wo wir u.a. bei kostenlosem Kaffee von Claudia Elsner-Overberg bestens versorgt wurden – auf diesem Wege noch einmal herzlichen Dank hierfür!
Unsere Gäste aus Godesberg hatten mit fünf Siegen zum Start eine bisher grandiose Saison gespielt und erst beim vorherigen Spieltag gegen den nun punktgleichen Tabellenführer Langenfeld die erste Saisonniederlage erlitten. Wir lagen nach unserem Patzer in Bergisch Gladbach mit 9:3 Zählern einen Punkt hinter diesen Teams. Daher war ein Sieg Pflicht, um weiterhin aus eigener Kraft um den Aufstieg mitspielen zu können.
Der sportlichen Bedeutung angemessen entwickelte sich ein sehr interessanter Kampf mit vielen hart umkämpften Partien. Ralf Hubert sorgte im Duell mit dem früheren Solinger Wolfram Kummer für eine frühe beruhigende Führung. In einem Nimzo-Inder opferte Ralf inspiriert eine Qualität für positionelle Kompensation und konnte nach einer Ungenauigkeit von Wolfram sein Läuferpaar mustergültig zum Einsatz bringen.
Weniger zufrieden war Joachim Görke, der seine deutlichen nominellen Vorteile und die weißen Steine nicht zu einem Sieg ummünzen konnte. Zwar stand er die gesamte Partie über angenehmer, konnte aber diese Vorteile gegen seinen zäh verteidigenden Kontrahenten nicht zum Sieg verdichten. Beim Stande von 1½:½ konnte Stephan Borchert mit Schwarz in einem positionellen Italiener entscheidend die Initiative übernehmen und hätte die Partie frühzeitig entscheiden können. Zwar ließ er diese Möglichkeit ungenutzt, gewann aber zumindest eine Qualität und bewahrte seine Gewinnstellung.
Auf der anderen Seite hatte Stefan Wickenfeld eine Figur geben müssen, um den gegnerischen Angriff abzuwehren, nachdem er sich auf einen sehr riskanten Bauernraub eingelassen hatte. Zwar erhielt er drei Bauern für die Figur, wandelte aber trotz diverser Figurenabtäusche selbst im Endspiel am Abgrund, weil sein offener König permanenten Angriffen der gegnerischen Dame und Leichtfiguren ausgesetzt war.
So ging es in die Zeitnotphase, in der wieder einmal einige überraschende Wendungen für unerwartete Ergebnisse in der fünften Stunde sorgten. Andreas Peschel hatte in der Eröffnung eine Möglichkeit zu klarem Vorteil ausgelassen und war danach sogar in eine minimal schlechtere Position geraten. Als nach einigen Abtäuschen alles auf eine Punkteteilung hindeutete, unterlief seinem Gegner ausgerechnet im 41. Zug ein schwerer Patzer, der ihm nach entscheidendem Materialverlust zur Aufgabe zwang.
Auf der anderen Seite musste Kevin Zolfagharian mit den schwarzen Steinen eine bittere Niederlage am Spitzenbrett verkraften. Hier hatte sich eine sehr scharfe und extrem komplexe Stellung mit heterogenen Rochaden aus einem sizilianischen Richter-Rauser-Angriff ergeben. Sein Gegner opferte eine Qualität für einen Bauern und im Rahmen dieser Abwicklung wurden alle »störenden« Bauern der am jeweiligen Flügel angreifenden Partei beseitigt, so dass die Schwerfiguren die offenen Linien für diverse Drohungen nutzen konnten. So entstand eine insbesondere mit wenig Zeit extrem schwierig zu spielende Position, in der Kevin nicht die beste Entscheidung traf, so dass der weiße Angriff durchschlagskräftiger war und er nach fünf Stunden aufgeben musste.
Unsere knappe Führung blieb auch danach gewahrt, da Stefan Wickenfeld zwar einen Freibauern bis nach a2 vorstoßen konnte, dieser aber vom gegnerischen Läufer aufgehalten wurde, der gleichzeitig mit der weißen Dame einen entscheidenden Angriff im Endspiel auf Stefan’ s König initiierte. Auf der anderen Seite verwertete Stephan Borchert seine Mehrqualität im Endspiel sicher, so dass es nach sechs Stunden 3½:2½ stand.
Oliver Kniest hätte bereits für die Entscheidung sorgen können, nachdem er im Mittelspiel mit seinem Läuferpaar klaren Vorteil herausgearbeitet hatte. Sein Gegner offerierte ihm in der Zeitnotphase die Optionen, entweder eine Qualität oder auf zwei verschiedene Arten einen Bauern zu gewinnen. Olli entschied sich leider für die schlechteste der drei Variante, so dass sein Gegner sich mit Minusbauern zäh verteidigte und dafür mit einem halben Zähler belohnt wurde.
So fiel in der Entscheidung erst in der letzten laufenden Partie. Der Gegner von Ralph Blasek hatte sich mit den weißen Steinen sehr passiv aufgebaut, besaß aber in einer relativ geschlossenen Position eine intakte Bauernstruktur, so dass es Ralph sehr schwer fiel, in einem Damenendspiel sein Läuferpaar gegen das weiße Läufer-Springer-Tandem zur Geltung zu bringen. Doch er knetete geduldig und in der sechsten Stunde gelang ihm schließlich der Übergang in ein Leichtfigurenendspiel mit Läufer gegen Springer, das dank der besseren Leichtfigur und des aktiveren Königs gewonnen war. Nach 75 Zügen war der volle Zähler für Ralph und damit der 5:3-Sieg perfekt.
Die Dritte liegt damit einen Zähler hinter Tabellenführer Langenfeld (12:2) auf dem zweiten Tabellenplatz. Mit zwei Siegen in den verbleibenden Runden hätte das Team einen Stichkampf um den Aufstieg in die NRW-Liga gegen einen anderen Gruppenzweiten sicher.