Zu einem echten »Endspiel« um den Turniersieg kam es in der letzten Runde unseres Karnevals-Open zwischen den beiden topgesetzten und bis dahin verlustpunktfreien Akteuren. IM Mikhail Popov wies vor der Schlussrunde die schlechtere Buchholz-Wertung im Vergleich zu FM Pawel Grabowski auf und spielte daher mit den weißen Steinen auf Gewinn. In einer Fianchetto-Königsindisch-Struktur konnte sich der Russe auch leichte Vorteile herausarbeiten, doch mehr als der Gewinn eines Bauern unter Abtausch nahezu aller Figuren sprang nicht heraus. Das verbliebene Damenendspiel mit vier gegen drei Bauern am Königsflügel hielt der für den Godesberger SK in der NRW-Liga aktive Grabowski relativ problemlos Remis und sicherte sich so mit 4½/5 den Turniersieg vor dem punktgleichen Popov. Der 36-jährige Pole konnte damit bereits zum zweiten Mal im Schachzentrum einen Sieg feiern, nachdem er im Jahre 2018 bereits unsere offene Blitz-Stadtmeisterschaft für sich entschieden hatte.
Erstmals in der 11-jährigen Geschichte hatten sich tatsächlich die beiden Topgesetzten entsprechend der Papierform in den ersten vier Runden durchgesetzt. Dabei hatte Grabowski Fortunas Beistand benötigt, als der erneut stark aufspielende Jeffrey Paulus ein remisliches Turmendspiel bei knapper Bedenkzeit noch zum Verlust verdorben hatte. Dagegen hatte Popov mit den schwarzen Steinen überraschend schnell einen vollen Zähler erreicht, nachdem FM Arnold Huhndorf nach einem missglückten Manöver in einem Awerbach-Königsinder plötzlich Material verlor. Letztlich führte das »Finale« um den Turniersieg verdient die beiden stärksten Akteure zusammen, welche sich im Laufe des Turniers insbesondere im Endspiel ihren Gegnern überlegen gezeigt und dadurch wertvolle Zähler gesammelt hatten.
Der einzige Verfolger des Spitzenduos, der mit 3½/4 in die Schlussrunde ging, war Maik Naundorf (Königsspringer Hagen), der am Vormittag mit den schwarzen Steinen Willi Pauls besiegt hatte. Naundorf remisierte allerdings in der Schlussrunde bereits im frühen Mittelspiel gegen Huhndorf, so dass klar war, dass die verbliebenen beiden Hauptpreise innerhalb der Gruppe der Spieler mit 4 Zählern verteilt werden würde. Schließlich schoben sich dank Schwarz-Siegen in der Schlussrunde Axel Moser (SC Hofstetten) und Marius Gramb (Brühler SK) auf die Ränge 3 und 4 vor.
Eduard Kushchan krönte sein hervorragendes Turnier mit einem Schlussrundensieg gegen unseren belgischen Gast Denis-Emanuel Philippe und landete mit ebenfalls 4/5 als Nummer 24 der Setzliste als bester Solinger auf dem 5. Rang, nach Wertung noch vor Maik Naundorf. Beide durften sich über einen Ratingpreis in ihrer Kategorie freuen. So war Thomas Esser vom PTSV Aachen auf dem 7. Platz der einzige Akteur mit 4 Zählern, der keinen Preis ergattern konnte. Dafür hatte ihm zuvor die Glücksgöttin zugelächelt, als sein Gegner Arndt Borkhardt sich geschlagen gab statt mit einem Patt-Trick das Remis zu forcieren.
Starke Turniere spielten auch Felix Rösch (SV Urmitz), der mit 3/5 den Ratingpreis mit DWZ unter 1750 ergatterte, und Henrik Pickardt (SC Erkrath), der mit 2½ Zählern verdient den Preis in der vierten Ratingkategorie (TWZ unter 1551) ergatterte. Neben dem famosen Resultat von Routinier Kushchan freuten sich die Gastgeber über das exzellente Turnier von Melanie Müdder, die nur vier Partien spielen konnten, aber mit starken 3½/4 einen tollen 9. Gesamtrang erreichte und den Jugendpreis erhielt. Zudem besitzt sie damit erstmals in ihrer noch jungen Laufbahn eine Elo und DWZ über 2000.
Insgesamt war es wieder ein sehr angenehmes Turnier ohne Streitfälle, wofür Schiedsrichter Dr. Marius Fränzel ebenso gedankt sei wie Ingo Kopernok, der in bewährter Weise für das Catering verantwortlich war.
Im kommenden Jahr findet das Karnevals-Open vom 12.–14.02.2021 statt.