In diesen Zeiten, in denen jeglicher »traditioneller« Spielbetrieb ruht, werden immer mehr Turniere und Meisterschaften online ausgetragen. So veranstaltete der Deutsche Schachbund vom 14.–18.04.2020 erstmals eine Online-Variante seiner seit fast zwei Jahrzehnten sehr erfolgreich durchgeführten Amateur-Meisterschaft. Dabei gab es drei verschiedene Wertungsgruppen. In der B-Gruppe für Spieler mit einer DWZ von 1500–1900 konnte Seva Bashylin sich den Premierentitel als erster Deutscher Internet-Amateurmeister sichern und den vielleicht bisher größten Erfolg seiner Schach-Karriere feiern. Wir gratulieren ganz herzlich!
Vom 14.–16.04.2020 wurden auf dem Playchess-Server drei Vorrundenturniere ausgetragen, in dem jeweils 9 Runden Schweizer System mit Blitzpartien in einer Bedenkzeit von 3 Minuten/Partie + 2 Sekunden/Zug absolviert wurden. Aus jedem Vorrundenturnier qualifizierten sich 25 Akteure für das Finalturnier. Dieser bequeme Online-Modus animierte auch Seva Bashylin, dessen schachliche Aktivitäten eigentlich seit einigen Jahre weitestgehend ruhen, zur Teilnahme am dritten Vorrundenturnier.
Unter 178 Teilnehmern war er dort an Position 53 gesetzt und erreichte nach einem guten Turnier trotz einer Niederlage in der Schlussrunde mit 6½/9 den 12. Platz.
Zur Tabelle B-Vorrunde 16.04.2020
Zwei Tage später stand dann das Finalturnier mit 75 Akteuren und 13 Runden Schweizer System an, wo Seva mit seiner DWZ zum Mittelfeld gehörte. Er startete mit einer Niederlage, ließ dann aber eine Serie von sechs Siegen folgen. In der achten Runde unterlag er dann Trung Cang Lu (DWZ 1825, Barntrup), der ebenfalls nach einer Auftaktniederlage den gleichen Turnierverlauf besaß.
Doch Seva ließ sich nicht entmutigen, sondern legte einen exzellenten Endspurt hin, bei dem er in den letzten 5 Runden nur noch ein Remis gegen den späteren Dritten Marc Richters (DWZ 1868, Rüttenscheid) abgab. So lag Seva nach 13 Runden mit 10½/13 punktgleich mit Lu und einem Zähler Vorsprung auf die Verfolger auf dem geteilten ersten Platz.
Im erforderlichen Stichkampf konnte sich Seva in der ersten Partie erfolgreich für die Niederlage im Hauptturnier revanchieren. Er erreichte ein Damenendspiel mit Mehrbauern, das er zu einem vollen Zähler verwerten konnte. In der zweiten Partie geriet er dann mit den schwarzen Steinen schwer unter Druck und verlor eine Qualität, verteidigte sich aber sehr erfindungsreich. Schließlich entstand ein Endspiel, in dem er zwar einen Minusturm besaß, ihm zwei verbundene Freibauern und sein aktiver König aber hinreichendes Gegenspiel garantierten, so dass er noch ein Remis erreichte.
Damit war der Stichkampf mit 1½:½ gewonnen und Seva kann sich nach den zahlreichen Titeln seiner Schwester Luisa nun auch Deutscher Meister nennen! Während es in der A-Gruppe leider Qualifikationen auf den ersten Plätzen gab, darf sich Seva neben dem Titel über einen ChessBase-Gutschein in Höhe von 250 Euro und eine Trainingseinheit mit Bundestrainer Doro Rogozenko freuen.
Wir gratulieren herzlich und würden uns freuen, wenn ihn dies dazu motivieren würde, sich auch in Post-Corona-Zeiten wieder häufiger ans »analoge« Brett zu setzen.